Kaum aus der Lehre, bot man ihm einen Job als Bauleiter an. Seither arbeitete René Wolff (59) stets in leitenden Positionen und liess es sich lange Zeit gut gehen.
Der Sohn eines Polizisten und späteren Privatdetektivs steckt mitten in
der Pubertät, als sein Vater die Familie verlässt. René Wolff beginnt
eine Lehre als Hochbauzeichner, bricht sie jedoch nach zwei Jahren ab.
Es folgt eine wilde Zeit: «Ich rebellierte gegen das Establishment,
gegen den Kapitalismus und hauste zeitweise auf einem Campingplatz. Ich
rauchte und probierte verschiedene Drogen aus. Ich genoss die bunten
Trips, war aber nie süchtig», erinnert sich der gebürtige Zürcher. Ein
Freund holt ihn nach zwei Jahren wieder auf den Boden zurück und
ermutigt René, die Lehre zu beenden.
Liebe und Freiheit
21 Jahre jung, lernt René im Tessin die Zürcher
Servicefachangestellte Heidi kennen und lieben. In Weisslingen baut das
Paar ein hübsches Häuschen und heiratet 1986, nach dreizehnjähriger
«Probezeit».
«Seit Beginn unserer Beziehung hatten wir uns gegen eigene Kinder,
gegen Haustiere und gegen echtes Grünzeug entschieden», erzählt René.
«Wir wollten von nichts und niemandem abhängig sein, wann immer es uns
danach war, einfach den Hausschlüssel drehen und an die Sonne düsen.»
Luxus und Leiden
Einrichtung und Speisen waren bei Wolffs immer nur vom Feinsten.
Mehrmals pro Woche schlemmten die beiden auswärts und kosteten das Leben
voll aus. Doch dann wird bei Heidi ein Tumor entdeckt. Kein Jahr
später, am 13. Januar 1999, erliegt sie ihrem Krebsleiden.
Für René bricht eine Welt zusammen. «Mein erster Gedanke war: 'Ich
folge dir'. Aber das entspricht nicht meinem Naturell.» Im Streben nach
einem totalen Tapetenwechsel, verkauft er das Haus und kündet seine
Kaderstelle. Am Stammtisch klagt er den Kollegen sein Leid, redet davon,
auszuwandern. Ein Gedanke, den er mangels konkreter Planung aber nie
realisiert.
Neue Liebe
Eines Tages hört auch Anita mit, eine neuzugezogene Norwegerin. Die
therapeutisch veranlagte Pflegefachfrau bietet René ein Gespräch an, und
zwischen den beiden beginnt es zu knistern.
2002 läuten für beide zum zweiten Mal die Hochzeitsglocken und René
ist mit einem Schlag Stiefpapi dreier Kinder. Auch Haustiere, echte
Pflanzen und mittlerweile sechs Enkel beleben das neue Heim.
Und noch etwas tut sich in Renés Umfeld: Bei einem seiner
Geschäftspartner bemerkt er eine positive persönliche Veränderung. René
ist verwundert, zumal dieser Mann privat und geschäftlich massivste
Probleme zu bewältigen hatte. Das Geheimnis seiner Wandlung ist schnell
gelüftet. «Jürg erzählte mir, dass er eine Freikirche besuche, und er
lud Anita und mich ein, mal dort reinzuschauen.»
Gottes Liebe
Neugierig, aber skeptisch, folgen Wolffs der Einladung. «Die Predigt
und die Lieder waren so frisch, lebendig und lebensnah. Wir fühlten uns
auf Anhieb wohl», sagt René. Ermutigt durch Anita, besuchen beide den
Alphalive-Glaubenskurs.
Sie erkennen, dass sie ohne Gott kein wahres, erfülltes Leben haben
und entscheiden sich, fortan den Weg mit ihm zu gehen. Seither habe er
Gottes konkretes Eingreifen und seine Fürsorge mehrfach erfahren, sagt
der Projektleiter bei der Implenia Generalunternehmung. René
reflektiert: «Ich hatte irgendwie schon immer gespürt, dass mich etwas
führt und bewahrt. Doch hatte dieses 'Etwas' noch keinen Namen.»
Unfälle – zu Lande …
Die erste Schar von Schutzengeln hatte René 1971 erlebt, als er
19-jährig bei einem Freund ins Auto stieg. Infolge einer schlecht
beleuchteten Baustelle kollidierten die jungen Männer frontal mit einem
entgegenkommenden Fahrzeug. René erinnert sich: «Durch die Wucht des
Aufpralls verschob sich der Motorblock und das rechte Vorderrad steckte
neben mir in der aufgebrochenen Türe.»
Wie durch ein Wunder überlebten alle Beteiligten mehr oder weniger
verletzt. René Wolff trug eine gebrochene Hand, Blessuren an den Knien
und einen kaputten Fuss davon. Aufgrund dieser sogenannten Talusfraktur
des rechten Sprunggelenks war es fortan vorbei mit Skifahren und
Fussballspielen.
Auch musste er lernen, mit Schmerzen zu leben. Vor zwei Jahren wurde
der Fuss operativ versteift. René ist sich bewusst, dass jener
Autounfall tödlich hätte enden können. Aber irgendjemand schien seine
Zeit noch nicht abgelaufen zu sehen.
…und in der Luft
Diesen grossen Unbekannten hatte René auch etliche Jahre später
wieder gespürt, als er mit 37 kurz vor Abschluss seiner Ausbildung zum
Privatpiloten stand.
Schon beim Überprüfen der Piper Tomahawk PA-38 überkam ihn ein
mulmiges Gefühl. Doch im Wissen, von einem erfahrenen Piloten begleitet
zu sein, verdrängte er die Angst. Alles verlief problemlos. Zum Schluss
waren noch einige «Touch an Go’s» angesagt (Dabei setzt die Maschine
kurz auf der Piste auf, um unmittelbar danach wieder zu starten.).
Plötzlich begann der Motor zu stottern und fiel mitten im Steigflug
ganz aus. Sofort übernahm der Fluglehrer das Steuer. René erzählt: «Es
musste sehr schnell gehen, wir waren ja erst etwa 50 Meter über Grund.
Für die Notlandung kam nur ein frisch gepflügter Acker in Frage.
Viel zu schnell setzten wir auf. Unser Hauptfahrwerk grub sich sofort
in die weiche Erde. Das nachfolgend harte Aufsetzen des Bugfahrwerks
riss dieses ab, und wir überschlugen uns in der Längsachse. Kopfüber
hingen wir in den Gurten und wussten, dass sich jederzeit Öl oder Sprit
entzünden konnte.»
Irgendwie gelang es den beiden aber ein Fenster einzuschlagen und
sich in Sicherheit zu bringen. Der Fluglehrer erlitt Verletzungen an der
Hand, das Flugzeug Totalschaden, aber René war unversehrt geblieben.
Mehr zwischen Himmel und Erde
Heute bilanziert René Wolff: «Ich hatte schon immer geahnt, dass da
mehr sein muss zwischen Himmel und Erde, wollte aber einfach nicht
wahrhaben, dass es einen Schöpfer gibt. Heute weiss ich, Gott ist real
und er hat mir zeitlebens geholfen und mich bewahrt. Er liebt und führt
mich, obwohl ich mich immer gegen ihn gesträubt hatte.
Ich habe diese Liebe nicht verdient. Ebensowenig das erfüllte Leben,
das ich jetzt führe. Alles, was ich nie wollte – Kinder, Haustiere,
Pflanzen – hat mir Gott zuhauf geschenkt. Und ich weiss, dass er Ehe und
Familie ganz bewusst erschaffen hat. Wir sollen uns an ihm, aneinander
und an seiner Schöpfung freuen. Ich möchte für andere ein Spiegel seiner
unverdienten, unendlichen Liebe sein. Das ist für mich wahrer
Reichtum.»