Um
Einheit von Kirchen zu erlangen, gibt es heute viele Bestrebungen. Sind diese
Kampagnen überhaupt sinnvoll? Auch wenn sie echte Einheit nicht schaffen,
können sie trotzdem hilfreich sein.
Einheit unter Kirchen gilt unter Christen als
hoher Wert. Und tatsächlich ist Einheit etwas Gutes. Im Johannesevangelium, Kapitel 17 ist ein Gebet von Jesus für seine Jünger überliefert. Seiner Bitte
um Einheit folgen die Worte «damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt
hast». Wenn die Welt Jesus anhand unserer Einheit erkennt, dann lohnt es sich doch,
sich dafür einzusetzen. Nun gibt es unterschiedliches Verständnis von Einheit
und so wollen wir an dieser Stelle verstehen, was Jesus damit gemeint hat.
Geistliche Einheit erlangen wir nicht durch
Konsens und Organisation
Bei den Bemühungen um Einheit geht es oftmals
darum, diese durch Organisation zu erlangen. So wird das Verständnis für das
Gegenüber gefördert, gemeinsame Anlässe durchgeführt und in aktuellen Fragen
einen Konsens gesucht. Das verhilft zu einem guten Miteinander und kann auf
Dritte ein gutes Bild abgeben. Aber: Auf diese Weise kann keine geistliche
Einheit geschaffen werden.
Wenn wir das Gebet von Jesus näher betrachten,
kommen wir zu einer spannenden Feststellung. Nachdem er seine Einheit mit
seinem Vater erwähnt hatte, lesen wir im Vers 21: «Sie alle sollen eins sein, genauso wie du, Vater, mit mir eins bist. So wie du in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns fest miteinander verbunden sein. Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast.» Wenn Jesus von Einheit
spricht, geht es um seine Verbindung mit seinem Vater und dass die Gläubigen an
dieser Einheit teilhaben können. Die Einheit, die Jesus meint, muss also nicht
erst geschaffen werden. Vielmehr gilt es, in sie hineinzutreten.
Echte Einheit ist exklusiv
Auch die Gesellschaft strebt nach Einheit. Dabei wird
versucht, Brücken zwischen Menschen verschiedener Nationalitäten oder
politischer Gesinnung zu bauen. Letztlich kann ja ein Miteinander nur dann
funktionieren, wenn wir uns miteinander engagieren. Es wird versucht, dieses
Miteinander so zu definieren, dass jeder darin Platz findet und wir reagieren
gereizt, wenn gewisse Gruppen ausgeschlossen werden.
Normalerweise wird
exklusives Denken als Hindernis von Einheit betrachtet. Interessanterweise ist
das Verständnis von Jesus von Einheit aber tatsächlich in gewissem Sinn
exklusiv. Eine geistliche Einheit können nur diejenigen erleben, die mit Gott
Gemeinschaft pflegen. Über eine fehlende oder inaktive Gottesbeziehung können
weder Toleranz noch sonst eine Eigenschaft hinweghelfen.
Geistliche Einheit wird real erfahren, ganz
unabhängig des äusseren Rahmens. Selbst dann, wenn sie sich zum ersten Mal in
ihrem Leben begegnen, spüren sie eine Verbundenheit, als würden sie sich schon
lange kennen. Das ist die Einheit, von der Jesus sprach und auch wenn sie uns erscheint,
ist sie doch etwas Unerklärliches und Geheimnisvolles. Eine Gemeinschaft von
Menschen, die alle in Gottes Gegenwart leben und sich gemeinsam an Jesus als
ihrem Mittelpunkt ausrichtet, lebt die Einheit, durch welche die Welt Jesus
erkennen wird.
Ist denn Organisation schlecht?
Sind denn menschliche Bemühungen, um Einheit zu
erlangen, nutzlos oder gar schädlich? An dieser Stelle müssen wir berücksichtigen,
dass wir uns als Menschen von Äusserlichkeiten beeinflussen lassen. Vorurteile
und innere Ablehnung hindern uns daran, mit Mitgliedern gewisser
Glaubensrichtungen geistliche Einheit zu erleben. Diese Blockaden können
durchaus, durch ein Verständnis für die Andersartigkeit anderer Christen,
überwunden werden.
Auch «einheitsstärkende» Anlässe können einen
Beitrag für echte Einheit leisten. Gerade gemeinsame Gebets- und
Anbetungszeiten helfen Gläubigen, sich an Gottes Herzen zu finden. So entdecken
sie die Einheit, welche Gott schon längst für sie bereithielt und die sie aufgrund
bisheriger Antipathien nicht erkennen konnten. Genauso kann auch das Finden eines
Konsenses bei nebensächlichen Themen helfen, sich aufs Wesentliche zu besinnen
und dadurch wahre Einheit zu erleben.
Trotzdem: Echte Einheit lässt sich nicht
organisieren
So wertvoll Bemühungen für die Einheit auch sein
mögen, schaffen sie letztlich aber doch keine Einheit. Mit Aufklärung und
Organisation kann ein Beitrag zum Beseitigen von Hindernissen echter Einheit
geleistet, auf keinen Fall aber Einheit herbeigeführt werden. Einheit ist ein Gottes
Geschenk, an welchem wir einzig dadurch anteilhaben können, wenn wir in
Gemeinschaft mit ihm leben.
Unser wichtigster Beitrag für eine kraftvolle
Einheit besteht darin, beständig Gottes Gegenwart zu suchen und anderen zu
helfen, ebenfalls in eine lebendige Gemeinschaft mit Jesus zu finden. So
leisten gerade auch Evangelisten, Bibellehrer oder Gebetsleiter einen zentral
wichtigen Beitrag für Einheit. Die persönliche, aktive Gottesbeziehung und die
bedingungslose Hingabe an Jesus sind die Grundlage, damit in gemeinsamen
Anlässen nicht nur religiöse Unterhaltung geboten, sondern tatsächlich Einheit
demonstriert werden kann.
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