Weil sie sich weigerten, ihre Hausgemeinden in eine grosse, offiziell anerkannte Kirche hineinzuregistrieren, sind mindestens 108 Pastoren in Vietnam im Gefängnis. Sie riskieren, vergiftet zu werden.
Lobpreis in einer Vietnamesischen Gemeinde.
Wie das Hilfswerk «Christian Aid Mission» berichtete, waren die Pastoren starkem Druck von offiziellen Stellen ausgesetzt, ihre unabhängigen Hauskirchen in einer grossen Kirche zusammenzufassen und diese zu registrieren. Kirchen, die von der Regierung «anerkannt» sind, dürfen sich nicht in kleinen Gruppen treffen; das bedeutet: keine Sonntagschulen, keine Jugendgruppen oder andere Treffen ausserhalb des Sonntagsgottesdienstes.
Dazu kommt, dass das Abendmahl und Kollekten verboten sind; die Polizei überwacht die Predigten, um sicherzustellen, dass nichts gegen den Kommunismus gesagt wird. Teamleitung ist verboten, nur ein Pastor pro Kirche ist gestattet. Kinder dürfen – ausser privat daheim – nichts über Jesus erfahren.
Wachstum begrenzen und mehr Kontrolle haben
«Die Regierung will alle Gemeinden zusammenfassen, um ihr Wachstum zu begrenzen und mehr Kontrolle über sie zu haben», erklärt Pastor Su gegenüber der Christian Aid Mission. «Als die Pastoren sich weigerten, ein Papier zu unterschreiben und damit zu erklären, dass sie ihre Gemeinden zusammenlegen würden und dass ihre Versammlungen nicht über 500 Personen gehen, wurden sie geschlagen oder ins Gefängnis geworfen.»
Vietnamesische Hausgemeinde
In der Provinz Gia Lai zwangen die Behörden 12'000 Christen in 20 nichtregistrierten Gemeinden, sich zu einer einzigen Kirche zusammenzuschliessen, die nicht mehr als 1'600 Plätze hat. In diesem Fall wurde widerspenstigen Pastoren allerdings nur eine Geldstrafe auferlegt.
Lebensgefährliche Gefängnisse
Wenn sie einmal im Gefängnis landen, werden Pastoren gefoltert und unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt. Pastor Su war selbst zwischen 1975 und 1985 im Gefängnis und starb fast, weil ihm Gift ins Essen gemischt wurde. Das geschehe bis heute, wenn man den Gefängnisregeln nicht streng folge.
Im Weltverfolgungsindex 2016 von Open Doors rangiert Vietnam auf dem 20. Platz, wobei es in Bezug auf Grausamkeit die maximale Punktzahl erhielt. Von der gesamten Bevölkerung Vietnams, die 95 Millionen beträgt, sind 9,5 Prozent Christen.
Multiplikation trotz Druck
Trotz des andauernden Drucks der Regierung auf die Christen hat etwa das Team von Pastor Su seine evangelistischen Bemühungen in verschiedenen Gebieten ausgedehnt. Von 22 Stämmen im zentralen Hochland, die keine starke christliche Präsenz haben, habe sein Team bereits zehn erreicht, berichtet Su. Seine Methode: Zehn neubekehrte Christen nehmen mehrere Male pro Jahr auf der Missionsbasis in der Stadt an Intensivkursen teil und werden dann zurückgesandt aufs Land, um das Evangelium auszubreiten. Das macht es für die Polizei schwierig, ihre Aktivitäten zu verfolgen. Evangelistische Treffen zum Bibelstudium rotieren von einem Haus zum anderen. Wenn Menschen in einem Stamm Christen werden, werden sie bald zu einem anderen Stamm in der Nähe ausgesandt. «Sie kennen sich als benachbarte Stämme, und auch wenn ihre Sprachen verschieden sind, können sie doch gut miteinander kommunizieren», berichtet Su.