Problem oder positives Signal?

Michael Diener in den Rat der EKD gewählt

In Bremen hat die Synode der EKD am Dienstag ihren Rat neu gewählt. Mit Michael Diener zieht nun erstmals ein Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz in das Leitungsgremium der Landeskirche ein. Was für die einen ein grosses Problem darstellt, ist für die meisten ein ermutigendes Signal. Diener kann hier profiliert Stellung beziehen und zugleich Brücken bauen.

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Michael Diener
Über einen Mangel an Aufgaben konnte sich Michael Diener (53) auch vorher nicht beklagen: Der Theologe ist Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und ehrenamtlicher Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. Und nach seiner Wahl nun auch für sechs Jahre eines der Mitglieder im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Der Rat der EKD

Der Rat der EKD ist das Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er setzt sich aus aus 15 Mitgliedern zusammen, die jetzt in Bremen von der Synode und der Kirchenkonferenz gewählt wurden. Diese sollen bewusst möglichst viele verschiedene «Lager» repräsentieren. Heinrich Bedford-Strohm wurde mit einer grossen Mehrheit wiedergewählt und gleichzeitig als Vorsitzender des Rates bestätigt. Diener kandidierte das erste Mal für das Amt eines Ratsmitgliedes. Da bislang noch kein evangelikaler Verantwortungsträger seines Formats gewählt wurde, beobachtete die christliche Presse sein Abschneiden besonders genau. Er wurde im sechsten von insgesamt elf Wahlgängen gewählt.

Kritische Stimmen

Das Nachrichtenmagazin idea berichtete, dass Vertreter der Deutschen Evangelischen Allianz besorgt wären, dass «ihr Dachverband zum zahnlosen Tiger verkommen könnte». Sie fragen sich, wie die Allianz jetzt noch Kritik am Kurs der evangelischen Volkskirche üben kann, wenn ihr eigener Vorsitzender dem Leitungsgremium der EKD angehört. Diener selbst nimmt auf Facebook Stellung zu diesen Äusserungen. Nachdem er erst einmal festhält: «Das war eine gute Synode und ich freue mich auf die kommende Zeit und die Zusammenarbeit in Synode und im Rat mit so vielen christusbewegten Menschen und Geschwistern», unterstreicht er: «Weder bin ich 'karrieregeil' noch ist die EKD 'verloren', noch ist der Geist Gottes erst jetzt in die EKD gekommen, noch 'verkaufe' ich Gnadau oder die Evangelische Allianz an die Kirche und was ich sonst noch in diesen Tagen 'Nettes' lesen durfte – ich tue, was ich immer getan habe: ich freue mich und wirke dienend mit am Leib Christi. Und das bitte ich zu respektieren.»

Ein Brückenbauer

Genau dieser Respekt gebührt Michael Diener. Der Pfälzer verdient mehr als eine Chance für seine neue Aufgabe: Er bittet selbst darum, dass Beter und Begleiter «Liebe und Augenmass» verbinden. Wer in Schubladen und Feindbildern denkt, der wird sicher nicht warm werden mit einem Pietisten an dieser Stelle. Die meisten anderen, ob Gemeinschaftsleute oder Mitglieder der «Offenen Kirche», werden sich über die Wahl freuen. Denn wie Diener sind sie davon überzeugt, «dass im Miteinander verschiedener Glaubensprofile ein tiefer Segen und eine grosse Kraft für unsere Kirche liegt». Pfarrer Steffen Kern, Vorsitzender des württembergischen Gemeinschaftsverbandes, gratuliert: «Genau das brauchen wir in dieser Zeit: Menschen, die klar Position beziehen, gelegentlich auch anecken und mal für die einen, mal für die anderen unbequem sind – und zugleich nicht aufhören, ihrem jeweiligen Gegenüber zuzuhören. Menschen, die verbinden, weil sie verbindlich sind. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch und beste Segenswünsche, lieber Michael Diener!» Dem kann ich mich nur anschliessen.

Zum Thema:
Michael Diener: «So evangelisch wie möglich und so evangelikal wie nötig»
Islamforum in München: EKD-Vorsitzender sucht Zusammenarbeit mit gemässigten Muslimen 
Grossanlässe in Stuttgart: Über 100'000 Menschen an Kirchentag und Christustag
Schutz der Religion: «Im Zweifel für die Meinungsfreiheit»

Datum: 13.11.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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