Manchmal macht es Sinn, den Schmerz zuzulassen und richtig satt zu leiden. Dabei ist es entscheidend, ob du das Problem oder den Schmerz benennen kannst. Weshalb fühlst du dich nicht o.k.? Was ist es? Weshalb muss ich leiden?
Die
Fähigkeit, mit Krisen und Rückschlägen umzugehen und sie zum Anlass für die
eigene Weiterentwicklung zu nehmen, nennt man «Resilienz». Das Gegenteil
davon ist Verwundbarkeit.
Sieben Faktoren zur Resilienz
Es
gibt sieben Faktoren, die einen resilienten Menschen ausmachen:
Erstens ist
es die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu lenken. Menschen mit einer hohen
Resilienz ergreifen die richtigen Massnahmen, damit es ihnen emotional rasch
wieder gut geht und sie glücklich sind. Oftmals geht es zuerst darum, den
eigenen Ärger zu überwinden.
Zweitens sind resiliente Menschen sehr diszipliniert und lassen sich kaum ablenken. Sie
schaffen es, ihre Impulse auch unter grossem Druck zu steuern. Wer eine Arbeit
auch unter erschwerten Bedingungen zielorientiert und konzentriert zu Ende
bringt, ist widerstandsfähiger.
Drittens hilft es, seine Situation genauestens zu analysieren und Zusammenhänge zu
erkennen. Wer den Auslöser für die negativen Gefühle gefunden hat, schafft
es leichter, die wirkungsvollen Massnahmen zu treffen.
Viertens schaffen es nur die, ihr Schicksal zu beeinflussen, die daran glauben, es zu
können. Sie verfallen nicht in eine Opferhaltung, sondern sind überzeugt,
ihre Situation durch ihr eigenes Verhalten zum Besseren zu verändern.
Fünftens haben Menschen mit einer hohen Resilienz eine ausgeprägte Hoffnung darauf,
dass sich die Dinge zum Positiven wenden. Sie schauen trotzdem der Realität ins
Auge und reden die Situation nicht einfach schön. Sie wissen, dass Schmerz und
Leid zum Leben dazugehören.
Sechstens schaffen es Menschen mit Empathie, sich in die Gedanken und Gefühlswelt eines
anderen Menschen zu versetzen. Diese Fähigkeit, die Perspektive zu wechseln,
ist wertvoll im Umgang mit anderen Menschen, und gleichzeitig hilft sie für
die Entwicklung von Resilienz.
Siebtens besitzen widerstandsfähige Menschen klare Ziele und verfolgen diese mit hoher
Disziplin. Trotzdem schaffen sie es, die Realisierbarkeit von Zielen
einzuschätzen, und lassen sich nicht entmutigen, wenn ein Ziel korrigiert
werden muss.
Resilienz ist lernbar. Diese sieben Faktoren kannst du individuell weiterentwickeln.
Deine Ausprägung jedes einzelnen Faktors kann unterschiedlich sein, und du entscheidest,
an welchem Punkt du dich verbessern möchtest. So schaffst du es, dir eine hohe
Fähigkeit im Umgang mit Krisen und Rückschlägen anzueignen. Etwas wird aus
dem wachsen, was du durchmachst, und das bist du!
Keiner fühlt wie du
Bist du momentan in einer schwierigen Situation? Wie willst du damit umgehen?
Glaubst du, dass du aus den «Zitronen», die das Leben dir reicht, so etwas
Gutes wie Limonade machen kannst? Gibt es in deinem Umfeld Menschen, die dir
Hoffnung geben, dass alles besser werden kann?
Es ist unbestritten: Keiner fühlt wie du. Und kein anderer Mensch hat auch
nur eine Minute in deiner Haut gelebt. Wenn wir mit Schmerz oder Leid kämpfen,
sind wir sehr wählerisch im Umgang mit Menschen, die uns ihr Mitgefühl
ausdrücken möchten. Wir lassen uns nichts sagen von Menschen, die Leid nicht
kennen. Gleichzeitig schauen wir hinauf zu Menschen, die leiden mussten oder
grossen Schmerz durchlitten haben – und die das mit Würde und innerer Grösse
tun konnten.
Das sagt die Bibel
Die Bibel sagt: «Betrachtet es als besonderen Grund zur Freude, wenn euer
Glaube immer wieder hart auf die Probe gestellt wird. Ihr wisst doch, dass er
durch solche Bewährungsproben fest und unerschütterlich wird. Diese Standhaftigkeit (d.h. Widerstandsfähigkeit, Resilienz) soll in eurem ganzen Leben ihre
Wirkung entfalten, damit ihr in jeder Beziehung zu reifen und tadellosen
Christen werdet, denen es an nichts mehr fehlt» (Jakobus, Kapitel 1, Verse 2–4). Misserfolg,
Schmerz und Leiden formen unseren Charakter und unsere individuelle Resilienz. Erfolg
hingegen lehrt uns rein gar nichts – er fühlt sich einfach nur gut an.
Erfolgreiche Sportler wären nicht Weltklasse, wenn sie niemals durch
Niederlagen hätten hindurchgehen müssen. Zu viele Christen denken,
sie dürften nicht zweifeln, dürften nicht traurig sein, dürften nicht leiden
und dürften schon gar keine Probleme haben. In der Bibel gibt es mehrere
Stellen, an denen die Hauptdarsteller Gott alles hinlegen, vor ihm
lamentieren und restlos alles ansprechen: «Herr, wie lange wirst du mich noch
vergessen, wie lange hältst du dich vor mir verborgen? Wie lange noch sollen
Sorgen mich quälen, wie lange soll der Kummer Tag für Tag an mir nagen? Wie
lange noch wird mein Feind über mir stehen? Herr, mein Gott, wende dich mir zu
und antworte mir! Lass mich wieder froh werden und neuen Mut gewinnen, sonst
bin ich dem Tod geweiht» (Psalm 13, Verse 1–4).
Aktiv werden und das Problem beim Namen nennen
Wenn du mehr Resilienz gewinnen möchtest, ist es hilfreich, wenn du das
Problem oder den Schmerz benennen kannst. Falls du dich nicht imstande
fühlst dazu, hilft dir der Heilige Geist, die Wörter zu formulieren: «Dabei
hilft uns der Geist Gottes in all unseren Schwächen und Nöten. Wissen wir
doch nicht einmal, wie wir beten sollen, damit es Gott gefällt! Deshalb
tritt Gottes Geist für uns ein, er bittet für uns mit einem Seufzen, wie es
sich nicht in Worte fassen lässt» (Römer, Kapitel 8, Vers 26).
Wenn du eine Veränderung zum aktuellen Zustand möchtest, dann beginnt es
damit, dass du aus der Opferrolle herauskommst und aktiv wirst. Jesus hat
unmissverständlich gesagt: «Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und
unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben» (Matthäus, Kapitel 11, Vers 28).
Wir alle kennen auch die schwierigen Zeiten in unserem Leben – unsere Wüstenzeiten. Die Frage ist nicht unbedingt, warum uns so etwas passiert, sondern wie wir
damit umgehen und ob wir in der Lage sind, diese Krisen und Rückschläge zum
Anlass für unsere eigene Weiterentwicklung zu nehmen. Wer hilft mir, zu widerstehen und mich durchzukämpfen und mich aufzubauen in dieser Situation? Jesus
hat gesagt: «Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken! Ich bin
gekommen, um Sünder zur Umkehr zu Gott zu rufen, und nicht solche, die sich
sowieso für gut genug halten» (Lukas, Kapitel 5, Verse 31–32).
Der
Lichtblick auf dem Weg zu einer gestärkten Widerstandskraft ist deine
Hoffnung. Suche die Gemeinschaft von Menschen, die dir Hoffnung geben. Und denk
immer daran: Die Kirche ist ein Open House für Sünder und nicht ein Klub für
perfekte Heilige.
Dieser Text stammt aus dem Buch «Bibel Coaching» (Fontis-Verlag) von Philippe Hauenstein. Das Buch ist im Livenet-Shop erhältlich.