Die Person von Jesus und sein Wirken sind im Zusammenhang seiner unruhigen Zeit besser verständlich. Hart lastet das Joch der römischen Gewaltherrschaft auf dem stolzen Volk der Juden. Ausgebeutet und erniedrigt, sehnen sie sich nach besseren Zeiten – nach einem guten jüdischen König.
Die Juden erwarten seit Jahrhunderten einen Befreier, der sie endgültig vom Joch der Fremdherrschaft befreit. Die Priesterfamilie der Makkabäer hat nach einem Befreiungskrieg mehrere Könige gestellt, doch die Römer haben das Land erobert und herrschen nun durch grausame Vasallen aus der Herodes-Dynastie. Was sind die Verheissungen der Propheten wert, die Gottes rettendes Eingreifen und ein Reich des Friedens und des Wohlstands versprachen? Wann kommt der Messias, der der Ungerechtigkeit auf der Erde ein Ende macht?
Alte Sehnsüchte
Mit dem Auftreten von Jesus von Nazareth und seinen spektakulären Wundern heften sich die alten Sehnsüchte der Juden an ihn. Ist er der Messias? Warum bildet er keine schlagkräftige Truppe? Wenn er die politischen Erwartungen nicht erfüllt – was ist von ihm zu halten?
Jesus spricht immer wieder davon, dass er als Diener und nicht als Herrscher gekommen ist. Er bestätigt damit: "Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und mit seinem Leben viele Menschen aus der Gewalt des Bösen zu befreien." Und obwohl sich einige enttäuscht von Jesus abwenden, weil er nicht als politischer Befreier auftritt, lassen sich immer mehr Menschen von seiner Botschaft faszinieren und anerkennen seine göttliche Herkunft.
Vitale Strömung
Im ländlichen, multikulturellen Galiläa entsteht durch Jesus eine religiöse Erneuerungsbewegung, die auch in Jerusalem, im Zentrum des Judentums, Fuss fasst. Die Verurteilung und Hinrichtung des Wunder-Rabbi führt jedoch nicht zum Zerfall der Bewegung, im Gegenteil: Sie gewinnt mehr und mehr Anhänger – eine vitale Strömung, die das etablierte Judentum zunehmend herausfordert.