CEO opfert sein Vermögen

70'000 Dollar Mindestlohn für alle Angestellten

Dan Price ist der CEO der Kreditkarten-Firma Gravity Payments. Sein Startup machte ihn zum Millionär, Barack Obama erklärte ihn zum «Jungen Unternehmer des Jahres». Eines Tages traf er eine Entscheidung, die sein Leben und seine Firma radikal veränderte.

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Dan Price (Bild: gravitypayments.com)
Vor fünf Jahren unterhielt sich Dan Price mit einigen Angestellten und machte eine folgenreiche Entdeckung: sein persönlicher Reichtum und Erfolg galt lange nicht für all die Leute, die für ihn arbeiteten. Die Lebenskosten in Seattle sind so hoch, dass selbst Angestellte, die 40'000 Dollar im Jahr verdienen, kaum als Familie existieren können.

«Geldgier beherrscht die US-Gesellschaft»

Dan Price ist Christ, und die Lohn-Ungleichheit in seiner Firma beschäftigte ihn. Gegenüber der BBC erklärte er, wie sehr ihm darüber hinaus die Art und Weise zu schaffen macht, wie Geldgier die amerikanische Gesellschaft beherrscht, wo das eine Prozent an der Spitze mehr besitzt als die 50 Prozent an der Basis. «Wir haben die ganze Zeit Geiz und Geldgier in unserer Kultur verherrlicht», erklärte er. «Die Forbes-Liste ist das schlimmste Beispiel. Bill Gates überholt Jeff Bezos als reichsten Mann – oder umgekehrt. Wen interessierts?»

Persönliche Opfer

Price entschloss sich zu einem radikalen Schritt. Er reduzierte sein eigenes Einkommen von einer Million auf 70'000 Dollar pro Jahr, verkaufte seine Aktien, nahm Hypotheken für zwei seiner Häuser auf und kündigte an, dass von jetzt an 70'000 Dollar der minimale Jahreslohn für jeden seiner 120 Angestellten sei. Nach einer Princeton-Studie ist das der optimale Lohn, um damit glücklich zu werden.

Das war vor fünf Jahren, und Gravity Payments ist aufgeblüht. Die Firma ist heute doppelt so gross, der Umsatz hat sich verdreifacht, und – das ist Price am wichtigsten – seine Angestellten können es sich leisten, eine Familie zu gründen. Vor dem Lohnwechsel wurden im Team jedes Jahr ein oder zwei Babys geboren. In den fünf Jahren seither waren es 40.  

Ein Tesla als Dank

Solch ein Schritt ist nicht ohne Probleme. «Die Leute machten sich Sorgen, dass meine Angestellten ihr Geld verschwenden», berichtet Price. Und ein Radio-Kommentator erklärte: «Ich hoffe, dass diese Firma ein Lehrbuch-Beispiel wird, dass Sozialismus nicht funktionieren kann.»

«Wir haben genau das Gegenteil erlebt», erklärt Price heute. Er hatte gehofft, dass sein Beispiel ein Umdenken in den USA in Bezug auf Reichtum und Minimallöhne auslösen würde, was aber nicht geschehen ist. Heute ist er enttäuscht, dass die Reichtumsschere eher grösser geworden ist.

Was ihn aber freut, ist die Dankbarkeit seiner Angestellten. Sie legten 2016 Geld zusammen und kauften ihm einen neuen Tesla, nachdem er Jahre in einem alten Audi herumgefahren war. Grundpreis: 70'000 Dollar. «Wir danken unserem Chef, dass er unsere Bedürfnisse vor seine eigenen stellt», war die Botschaft der Mitarbeiter.

Price ist auch nur Mensch. «Ich bin im gleichen Alter wie Mark Zuckerberg und habe so meine dunklen Momente, wo ich denke: Ich möchte so reich sein wie Zuckerberg, mit ihm auf der Forbes-Liste wetteifern und auch auf der Titelseite der Times stehen als einer, der viel Geld verdient. Das alles ist verlockend», gibt er zu. «Aber mein Leben ist so viel besser!» 

Zum Thema:
Serie «Mein Geld reicht»: Wir bauen uns eine Schatzkarte
Geld-Ratgeber: So viele schöne Dinge - so wenig Geld!
Sinnvoll investieren: Drei Wege für einen gesunden Umgang mit Geld

Datum: 03.03.2020
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Relevant

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