Christsein im Job

«Ich entscheide nach den Vorgaben der Bank»

Christian Rüegger arbeitet bei der UBS und bekennt sich als Christ. Zwischen Kreditvergaben, Kontoeröffnungen und Scheckeinlösungen findet er die Zeit, Bibelgruppen und Gebetstreffen für die christlichen Mitarbeiter der UBS zu organisieren.

Christian Rüegger ist seit 30 Jahren Executive Director bei der UBS Zürich und ebensolange bekennender Christ. Das Schweizer Nachrichtenportal "swissinfo" hat ihn getroffen und ihn zu seinem Job und Christsein befragt. Rüegger trifft in seinem Job Entscheidungen für "Firmen oder Privatpersonen, die Mühe haben, finanziell zu überleben", wie er sagt. "Geld ist für mich ein Instrument zum Arbeiten wie für den Schreiner das Holz, sonst nichts."

Kein Einzelfall

Laut Tagesanzeiger, treffen sich christliche Mitarbeiter der SIX Swiss Exchange jeden Donnerstag in der neuen Börse Selnau zum Gebet für Kollegen und Vorgesetzte. Zu Lobpreis und Bibelbetrachtung kommt jeweils freitags die Basler Bankenbibelgruppe in der Offenen Kirche Elisabethen zusammen. Im Zürcher Hotel Baur au Lac tauscht sich die Gesprächs- und Gebetsgruppe der Young Business People einmal monatlich aus. Beter aus verschiedenen Banken sinnen wöchentlich im Zürcher Lavaterhaus über einem Bibeltext. Die Christen der Credit Suisse versammeln sich im Mehrzweckraum des Altersheims Laubegg zu Gebet und Inputs, jene der Bank Vontobel in einem Sitzungszimmer und jene der UBS Opfikon im All Faith Room der Filiale.

Banker und Christ - passt das?

Christian Rüegger hat den "Christlichen Verein der UBS" mitgegründet. Persönlichkeiten aus Wirtschaft oder Politik sind einmal im Jahr zu Gast und erzählen, wie sie ihren Glauben in den Arbeitsalltag integrieren. 2009 ging es etwa um das Thema "Gott liebt Banker". Davon haben längst nicht alle Mitarbeiter etwas gemerkt, weiss Rüegger: "Wie ich es sehe, haben die Mitglieder in unseren Bibelgruppen durch die Finanzkrise nicht zugenommen", sagt Rüegger, im Gegenteil, "durch Entlassungen bei den Banken ist die Mitgliederzahl bei einzelnen Gruppen sogar geschrumpft."

Auf dem gleichen Weg

Dennoch findet er die Gemeinschaft der "UBS-Christen" wichtig: "Gläubige Christen suchen die Gemeinschaft und den Gedankenaustausch mit anderen. Das gibt ihnen Kraft zu wissen, es sind mit mir noch andere, Gleichgesinnte, auf dem gleichen Weg."

Auf sein Arbeitsleben habe der Glaube hingegen weniger Einfluss. "Ich denke nicht, dass die Tatsache, dass ich Christ bin, Einfluss auf die Kreditentscheidungen bei der Bank hat. Ich entscheide nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen. Ich richte mich in erster Linie nach den Vorgaben der Bank. Meine Kriterien sind betriebswirtschaftlicher Natur und nicht sozialer oder humaner", schreibt "swissinfo". Sein Christsein bedeute für Rüegger, eine persönliche Beziehung zu Gott zu haben.

Beten um gute Führung

Dem "Tagesanzeiger" verriet er jüngst: "Das Gebet durchdringt mein ganzes Leben, also auch den Beruf." Dabei sei die Fürbitte nur ein Teil des Gebets. "Gebet ist vor allem Dank und Lobpreis an Jesus Christus, weil ich ein Kind Gottes sein darf und in seiner Gunst stehe." Am eigenen Leib habe er eine Gebetserhörung erfahren, als er nach einem Zusammenbruch aus beruflichen Gründen unerwartet schnell wieder auf die Beine gekommen sei.

Nicht nur in der persönlichen Krise, vor allem auch angesichts der globalen Finanzkrise zählt für den Banker das Aufgehobensein in Gott und das Vertrauen, «dass es schon gut rauskommt». In der UBS-Gebetsgruppe bete man aber nicht etwa dafür, «dass die Krise vorbeigeht, sondern dass die Bank in der Krise gut geführt wird». Und dafür, dass Gott den Mitarbeitern beisteht und Zuversicht gibt.

Webseite: www.ubschristen.org

Quellen: PRO/swissinfo/Tagesanzeiger

 

 

Datum: 17.02.2013

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