Dieses von Christen getragene Angebot in der Stadt
Langenthal könnte Schule machen: Die Anlaufstelle h3 leistet praktische Hilfe im
Stadtteil Hard, etwa in der Budgetberatung, Schuldensanierung oder Erstellung
eines Bewerbungsdossiers. Alle Berater arbeiten ehrenamtlich, was die Klienten
immer wieder erstaunt.
Walter Hirschi, Leiter der Anlaufstelle h3
Die h3 Anlaufstelle entstand 2013 aus einer
Diplomarbeit eines Studenten und ist Teil der sozialdiakonischen Plattform h3
(www.h3-langenthal.ch), welche verschiedene Dienste umfasst. Das Kürzel h3
steht für «hoffnung. hilfe. hard.» und bedeutet: Mit der Präsenz im Stadtteil
Hard wird Menschen konkrete Hilfe angeboten, die ihnen Hoffnung schenkt in den Herausforderungen des Alltags.
Sozialpreis
der Stadt Langenthal gewonnen
h3 – «hoffnung. hilfe. hard.»
Trägerverein von h3 ist der gemeinnützig
anerkannte Verein acj Langenthal (www.acj.ch), welcher seit über 30 Jahren in
der regionalen kirchlichen Jugendarbeit breit abgestützt Projekte und Angebote
lanciert. Als Unterstützung für die Menschen im Hard war die h3 Anlaufstelle
ursprünglich auch gedacht, doch seit die soziale Institution 2016 den
Sozialpreis in Langenthal gewonnen hat, ist der Bekanntheitsgrad und damit auch
der Wirkungsradius stark gewachsen. Heute nehmen auch Klienten von weiter her
gerne die Dienste der h3 Anlaufstelle in Anspruch. «Die Anfragen haben aufgrund
unserer breiten Akzeptanz in der Stadt deutlich zugenommen», sagt Walter
Hirschi, der Leiter der Anlaufstelle.
Ergänzendes
Angebot zum RAV
Auch bei den Regionalen
Arbeitsvermittlungszentren RAV würden sie oft als Anlaufstelle empfohlen. «Das
RAV in Langenthal hat sich letzthin für unsere Arbeit bedankt», berichtet
Hirschi. «Der RAV-Leiter sagte mir, er höre von seinen Kollegen in anderen
Regionen oft, sie seien überfordert und hätten nicht genügend Ressourcen, um
die Leute befriedigend betreuen zu können. Ich kann dann jeweils sagen, dass
ich diese Probleme nicht kenne, weil die h3 Anlaufstelle in Langenthal so
wirkungsvoll vieles ergänzend abfedert.»
In die Beratung bei der h3 Anlaufstelle
kommen Einzelpersonen aller Altersklassen. Häufig sind es Ausländer, die
Unterstützung bei der Stellensuche benötigen oder Schweizer, die den Alltag
nicht (mehr) meistern können, zum Beispiel weil sie in die Schulden geraten
oder den Job verloren haben. Viele Beratungen stehen auch im Zusammenhang mit
einer Trennung oder anderen familiären Problemen. Walter Hirschi führt jeweils
das Erstgespräch mit neuen Klienten. «Viele sind am Boden zerstört und fühlen
sich als Versager, wenn sie zu uns kommen. Ich möchte ihnen aber auf Augenhöhe
und mit Wertschätzung begegnen.»
Der
grosse Pluspunkt Ehrenamtlichkeit
Alle Berater der h3 Anlaufstelle üben
grundsätzlich einen anderen Job aus, bei dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen.
Walter Hirschi zum Beispiel arbeitet als Lokomotivführer. Dadurch kann das
Budget des Trägervereins von h3 natürlich wesentlich entlastet werden. Dies sei
ein grosser Pluspunkt, betont Hirschi: «Weil wir alle ehrenamtlich arbeiten,
können die Spendengelder vollumfänglich in Material, Mobiliar und Miete
investiert werden.»
Natürlich sei die ehrenamtliche Mitarbeit
auch ein entscheidender Prüfstein bezüglich der Herzenshaltung seiner
Teammitglieder. Nur wer ein Herz für die Menschen und ihre Nöte habe, komme
überhaupt in Frage, als h3-Anlaufstelle Berater mitzuwirken. Gleichzeitig sei
die fachliche Kompetenz wichtig. Die Klienten würden ab und zu fragen, warum er
und die anderen Beraterinnen und Berater das eigentlich gratis machen. Er mache
in diesen Momenten jeweils kein Geheimnis daraus, dass es mit seinem
christlichen Glauben zu tun hat, sagt Walter Hirschi.
In
der Schuldensanierung top
Die Erfolgsquote bei h3-Schuldensanierungen
sei sehr hoch, sagt Walter Hirschi: «Wir dürfen sagen, dass wir das Ziel zusammen
mit unseren Klienten fast immer erreichen oder sie immerhin schon wieder recht
gut eingespurt sind.» Bevor mit der Beratung gestartet wird, kläre er jeweils
genau ab, ob eine Schuldensanierung mit den aktuellen Einkünften überhaupt
möglich ist. Die eigentliche Begleitung könne dann bis zu drei Jahren dauern.
Eine Frau habe drei Jahre Budgetberatung in
Anspruch genommen, ohne ihren Mann darüber zu informieren. «Sie war diejenige,
die das ganze Geld der Familie verwaltete. Bei uns lernte sie ein System
kennen, mit dem sie die Finanzen in den Griff bekommen konnte. So schaffte sie
es, die Finanzen der Familie zu sanieren, ohne dass der Mann und die Kinder
etwas davon gemerkt haben.» Und damit nicht genug. Diese Frau habe das System
der Budgetkontrolle, das sie es in der h3 Anlaufstelle kennengelernt hat, auch
ihren Kindern weitergegeben. «Auch das hat gefruchtet», freut sich Walter
Hirschi. «Dank diesem Budgetsystem konnte sich eines der Kinder schon
frühzeitig ein eigenes Auto leisten.»
«Menschen
annehmen, wie sie sind»
Christoph Käser
Christoph Käser aus Obersteckholz betreut
derzeit rund 20 Personen im Rahmen der h3 Anlaufstelle. Ihm liegen die
genannten christlichen Werte sehr am Herzen. «Ich habe selber bei Gott erlebt,
was es heisst, wenn man angenommen ist, so wie man ist. Als Dankeschön möchte
ich dies mit dieser Arbeit weitergeben.» Mit dieser Haltung sei er bisher immer
gut gefahren. Er habe erst ein einziges Mal erlebt, dass ein Klient in einer
Beratung nicht ehrlich und kooperativ gewesen sei. «Dieser Mann war nicht
bereit, sein Verhalten zu ändern oder auch nur einen Finger zu rühren, um aus
den Schulden herauszukommen. So konnte es natürlich nicht klappen.»
In 90 Prozent der Fälle seien die Menschen
aber ausgesprochen ehrlich zu ihm. Aktuell sei er zum Beispiel mit einem Mann
unterwegs, der mit seiner Gärtnerei in die Schulden kam. «Er hat einen richtig
harten Winter hinter sich und musste sparen, wo er nur konnte. Mit der besseren
Auftragslage im Frühling und Sommer geht es nun langsam aufwärts. Für mich als
Berater ist es auch schön, nach vielen Kämpfen und Rückschlägen eine solche
Periode zu erleben!»
Der ehemalige BBC-Frühstücksmoderator Dan Walker hat kürzlich in einem Interview mit der britischen Zeitung «The Guardian» über die Bedeutung seines...