Queen Elizabeth II hat ihre Herrschaft mit der Reise nach Dublin gekrönt. Sie besiegelt die Versöhnung zwischen den Völkern der zwei Inseln. Beterinnen wie Shirley
Bowers bereiteten den Weg für das nordirische Friedensabkommen von 1998.
Queen Elizabeth II
Die
85-jährige britische Königin würdigte in ihrer Rede im Schluss Dublin am 18.
Mai die Friedensstifter, die zum Ende des Gewalt-Patts in Nordirland
beigetragen haben, «die Arbeit aller, die Frieden fördern und nähren, Polizisten
eingeschlossen…, und jene, die in den Gemeinden, den Kirchen und gemeinnützigen
Vereinen wirken».
Selten
ist so viel schmerzhafte Geschichte in einem feierlichen Tag aufgehoben. Queen
Elizabeth I. (1533-1603) herrschte, als sich Briten und Iren entzweiten. Unter
den Konflikt, der damals blutig ausartete, hat 400 Jahre später die zweite
Monarchin dieses Namens einen Schlusspunkt gesetzt.
Mitgefühl für die Opfer
«Feste Freunde und gleichwertige Partner» seien Briten und Iren nun, sagte die Queen Elisabeth II. zu Beginn ihrer Rede beim Staatsbankett, um dann in edlen und doch deutlichen Worten die britische Gewaltherrschaft und die Feindschaft der letzten Jahrhunderte anzusprechen.
«Es ist eine traurige und bedauernswerte Realität, dass in der Geschichte unsere Inseln mehr als ihren angemessenen Teil von tiefem Schmerz, Wirren und Verlust erfahren haben (heartache, turbulence and loss).» Allen, die dadurch gelitten hätten, sprach die Königin ihr tiefes Mitgefühl aus. «Nie können wir jene, die umgekommen oder verletzt worden sind, und ihre Angehörigen vergessen.» Die Geschichte mache klüger, sagte Elizabeth II: «Alle können wir (nun) Dinge sehen, von denen wir wünschen, sie wären anders oder gar nicht getan worden.»
Umso erstaunlicher, so die Queen, sei der Durchbruch zur Verständigung.
Niemand hätte früher den «Geist der Partnerschaft» denken können, der nun zwischen den Regierungen und den Völkern herrsche. «Die Lektionen des Friedensprozesses sind klar: Was immer das Leben uns anwirft, werden unsere individuellen Reaktionen umso stärker darauf gerichtet sein, zusammenzuarbeiten und die Last gemeinsam zu tragen.» Die Worte der Monarchin aus London dürften nach dem wirtschaftlichen Absturz Balsam auf die Herzen der Iren sein.
Heilung für offene Wunden
Die grüne Insel Irland, deren Mönche Europa nach der Völkerwanderung das Evangelium gebracht hatten, blieb in der Reformationszeit dem Papst treu. Dies trug zur Kluft bei, die sich im 17. Jahrhundert durch horrende Kriegsgräuel zu einem Abgrund vertiefte. Nachdem Irland 1921/22 seine Unabhängigkeit erkämpft hatte, blieb der Nordirlandkonflikt eine blutende Wunde.
Für die bittere, unversöhnliche, von nationalistischen und Minderheitenreflexen genährte Animosität zwischen «Katholiken» und «Protestanten» kam erst in den 1990er Jahren Heilung in Sicht. Das Verlangen, aus dem Teufelskreis von Gewalt und Misstrauen herauszufinden, führte 1998 zum Karfreitags-Abkommen von Stormont.
Eine bemerkenswerte Rolle spielte dabei Shirley Bowers, eine Hausfrau
aus dem mittelenglischen Huntingdon.
Der protestantische Herrscher Oliver Cromwell, dessen Truppen nach 1640 in Irland wüteten, stammte aus Huntingdon.
Shirley Bowers vernetzte Gebetsgruppen und brachte Geistliche der Kirchen in ihrer Stadt dazu, einen Brief an irische Christen zu schreiben. Es folgten Versöhnungsreisen, in denen Brücken geschlagen und die jahrhundertelange Entfremdung zwischen Engländern und Iren auf dem Boden des Versöhnungswerks von Jesus Christus aufgehoben wurden.
Mit dem historischen Besuch hat die Queen ihr königliches Siegel auch auf die Pionierarbeit von Shirley Bowers und Beterinnen und Betern gelegt, die daran glauben, dass die Kraft Gottes zu versöhnen und Neues zu schaffen, politisch wirksam beansprucht werden kann.
Das Miteinander in Nordirland gestaltet sich keineswegs problemlos. Trotzdem darf man hoffen, dass der anglo-irische Prozess wie ein Leuchtturm der Versöhnung weitherum Strahlen wirft.
Der Alte Kontinent mit seinen erbittert fortgeführten Konflikten auf dem Balkan und in Ostmitteleuropa braucht weitere Initiativen von Friedensstiftern. Davon sprach auch die Queen in Dublin: «Ihre Arbeit dient nicht nur als Grundlage für Versöhnung zwischen unseren Menschen und Gemeinschaften, sondern sie gibt anderen Friedensstiftern auf der Welt Hoffnung, dass durch anhaltende Bemühungen Frieden die Oberhand gewinnen kann und wird.»
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