In vielen Missionsgebieten gibt es heute prozentual weit mehr Christen als in der Schweiz oder Deutschland. Brauchen diese Länder überhaupt unsere Missionare noch?
Noch nötig? Europäischer Missionar in Madagaskar.
Immer mehr Missionare aus der zweiten und dritten Welt kommen nach Europa, um uns bei unseren missionarischen Bemühungen im Inland zu unterstützen. Die Weltmission ist buchstäblich bei uns angekommen. Menschen aus unterschiedlichsten Sprachen, Kulturen und Erdteilen haben hier eine neue Heimat gefunden.
Braucht es somit noch Missionare aus der westlichen Welt? Meine Antwort ist ein klares Ja. Zwar evangelisieren zum Beispiel afrikanische Christen ihren Erdteil mit grosser Freude, Hingabe und Begeisterung. Sie können das oft besser und effektiver als westliche Missionare, denn sie müssen nicht zuerst kulturelle Grenzen und Sprachbarrieren überwinden. Dennoch brauchen noch viele Länder Missionare von aussen mit Erfahrung und guter theologischer Ausbildung.
Feindbilder abbauen
Einheimische Pastoren und Mitarbeiter benötigen Vorbilder, die nicht nur für sich und ihre Familie (Sippe) leben. Die Menschen in Ländern des Südens und Ostens sind von einer Kultur geprägt, in der Stammeszugehörigkeit, Grossfamilie und ihr Wohl absoluten Vorrang haben. Ihnen fehlt oft der Blick für andere Volksgruppen. Nicht selten gibt es Jahrzehnte alte Feindschaften zwischen Volksgruppen. Das macht es ihnen oft fast unmöglich, Menschen ausserhalb des eigenen Stammes mit dem Evangelium zu erreichen. Hier kann der Missionar als neutrale Person Brücken bauen. Darum braucht es weiterhin ausländische Missionare, die den einheimischen Mitarbeitern helfen, die Sicht für ihre Nachbarstämme und -völker zu öffnen bzw. offen zu halten.
Es ist wahr, dass manche Missionare Mühe mit der lokalen Sprache und Kultur haben. Sich trotzdem zu engagieren, ist mit grossen Opfern verbunden. Das macht jedoch auf die einheimischen Missionsmitarbeiter einen grossen Eindruck.
Der Führungsstil
Viele einheimische Pastoren und Missionare kennen nur einen autoritären Führungsstil. Da können westliche Missionare vorleben, wie man Mitarbeitende und Untergebene auf eine gute Art in Entscheidungen mit einbezieht. Weitere wichtige Themen sind der Umgang mit Finanzen, Zeit, Administration und Zielstrebigkeit. Hier können westliche Missionare weiterhin einen wichtigen Beitrag leisten.
Trotz meinen Ausführungen hat sich vielleicht die Frage bei ihnen festgesetzt: Ist es nicht dennoch wirkungsvoller, einheimische Mitarbeiter zu finanzieren? Zudem kosten sie weniger. Doch nicht alles kann man auf die Kostenfrage reduzieren. Wo einheimische Mitarbeiter Dienste in eigener Verantwortung aus- und durchführen können, sollten wir sie stärken und fördern, statt sie von westlichen Mitarbeitern und Finanzen abhängig zu machen. Wo wir jedoch durch unsere Missionare die nationalen Bemühungen unterstützen und fördern können, sollten wir ihnen diese Unterstützung nicht vorenthalten.
Gerade in der theologischen Ausbildung können Schweizer und Deutsche einen wichtigen Beitrag in der Weltmission leisten. Unsere gründliche Ausbildung, systematische Arbeit und Ausdauer sind Stärken, die in der Aussenmission gefragt sind. Wir brauchen heute beides: (mehr) Missionare aus der Schweiz und Deutschland. Aber auch die wachsende, behutsame Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Leitern in den Einsatzländern.
Dieser Text ist der nächsten Ausgabe der Zeitschrift SPM zoom entnommen.
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