«Hagar» gibt Menschen Würde

Schweizer Honorarkonsul engagiert sich für Gewaltopfer

Peter Seeberger, Leiter von StopArmut, begegnete auf seiner Kambodscha-Reise im September dem Schweizer Gründer eines international tätigen Hilfswerks. Hier schildert er seine eindrückliche Begegnung mit Pierre Tami, der seit 20 Jahren gegen Armut, Menschenhandel und Prostitution kämpft.

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Pierre Tami
Meine Frau Carole und ich sitzen im italienischen Restaurant «Terrazza», mitten im Zentrum von Phnom Penh. Der gediegene Ort ist von einem bunten Publikum aus Asiaten und Europäern gut besucht. Hier wollen wir uns mit Pierre Tami treffen, einem der Hauptreferenten der StopArmut-Konferenz vom 2. November 2013 in Bern. Er ist Geschäftsmann und engagierter Christ, der sich seit vielen Jahren für Opfer von Missbrauch und Menschenhandel einsetzt. Der gebürtige Tessiner lebt schon zwanzig Jahre in Kambodscha und hat in dieser Zeit das internationale Hilfswerk Hagar aufgebaut. Heute amtet er als Schweizer Honorarkonsul und leitet Shift360, eine Stiftung, die faire und nachhaltige Arbeitsplätze schafft.

Eine traumatisierte Nation

«Guten Abend, herzlich willkommen in Kambodscha», begrüsst uns Pierre Tami auf Deutsch. Seine herzliche und offene Art macht es uns leicht, ins Gespräch zu kommen. Pierre Tami erzählt uns von seinem Weg mit Gott und wie ein sterbendes Kind in seinem Arm den Ausschlag gab, etwas gegen die Not der Menschen in Kambodscha zu tun. Er und seine Familie hatten den Bürgerkrieg in den Neunziger Jahren erlebt. Tagelang hatten sie sich im Badezimmer eingeschlossen und so den Beschuss mit Panzergranaten überlebt. Das grausame Regime der roten Khmer, dem zwischen 1975 bis 1979 über zwei Millionen Kambodschaner zu Opfer fielen, und der anschliessende Bürgerkrieg hinterliess eine traumatisierte Nation mit Zehntausenden von Waisen und unzähligen Kriegsversehrten. Armut und Hunger zwangen Frauen in die Prostitution, und es kam vor, dass Eltern ihre Kinder verkauften. Der Menschenhandel und der Sextourismus blühten. 20 Prozent der Bevölkerung lebt noch immer unter der Armutsgrenze. Kinderarbeit ist weit verbreitet.

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Peter Seeberger im Gespräch mit Mitarbeiterinnen von HAGAR im Restaurant Terrazza, das vom Hilfswerk betrieben wird.
Es geht um die Würde der Menschen

Seit 1994 hilft Hagar Opfern von Gewalt und Missbrauch, insbesondere Frauen und Kindern, wieder im Leben Fuss zu fassen. In Zentren mit ausgebildetem Personal wird Traumaverarbeitung und berufliche Wiedereingliederung angeboten. Opfer von Menschenhandel erhalten Rechtsbeistand, psychologische Betreuung und Ausbildung. Betroffene Kinder werden wenn möglich wieder in ihre Familien integriert. Physisch und psychisch versehrte Menschen sollen ihre Unabhängigkeit wieder erlangen. Pierre Tami unterstreicht, dass die Wiederherstellung der Würde des Menschen oberstes Ziel des Programms sei. Dabei spielt auch der Glaube eine wichtige Rolle. Biblische Andachten und Gebetszeiten werden angeboten. Die Möglichkeit, sich im Gebet an Gott zu wenden, ist für viele eine Quelle der Kraft und Hoffnung.

«Gott hat mich erhört»

Diese Erfahrung machte auch Khum Pang. Nach einem erneuten Wutanfall ihres alkoholsüchtigen Mannes floh sie mit einem gebrochenen Arm zu den Nachbarn. Ihre sieben Kinder musste sie zurücklassen. Sie fand Schutz und Fürsorge in einem Frauenzentrum von Hagar. Dort lernte sie lesen und erwarb Grundkenntnisse in der Landwirtschaft, was ihr ein eigenständiges Leben ermöglichte. Nach einem Jahr ging ihr grösster Wunsch in Erfüllung: Sie konnte zu ihren Kindern zurückkehren. «Ich habe gebetet und Gott hat mich erhört!»

«Saubere» Lokale

Während unserem Gespräch kommen immer wieder Leute an unseren Tisch und grüssen Pierre Tami. Auch das Personal scheint ihn bestens zu kennen. Auf meinen fragenden Blick meint Pierre mit einem Schmunzeln: «Ich bin hier nicht nur Stammgast, sondern der Besitzer des Restaurants!» Es ist eines der Projekte, das er mit seiner Stiftung Shift360 realisiert hat. 50 motivierte Mitarbeiter arbeiten in der Küche oder im Service. Drei Monate lang hat er sie geschult. «Und nun zeige ich euch noch das Juwel unseres Lokals.» Pierre führt uns in den ersten Stock an einem Pizzaofen vorbei zu einer Jazz-Lounche. «Jeden Abend spielt hier eine andere Band. Gutes Essen, gute Musik, aber keine leichten Mädchen, das macht den guten Ruf unseres Lokals aus!» Auf seine weiteren Pläne angesprochen meint unser Gastgeber: «Ich träume von einer Kochschule hier in Phnom Penh!»

Webseiten:
Restaurant Terrazza, vom Projekt Shift360
Hilfswerk Hagar
Das Shift 360-Projekt: Ein Werkzeug Gottes in Asien

Datum: 16.10.2013
Autor: Peter Seeberger
Quelle: Livenet / Stop Armut

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