Der Fall des Euro-Mindestkurses ist fatal auch für exportorientierte christlich geführte Unternehmen und besonders für die Ferienhotels im VCH. Wie stellen sich die Leitenden auf die Situation ein? Wir fragten die Leiter der VCH-Ferienhäuser und erhielten zwei spontane Reaktionen.
Casa Moscia
Die Aufgabe des Euro-Mindestkurses hat auch zahlreiche christliche Unternehmen kalt erwischt. Besonders betroffen sind die Ferienhotels im Verband Christlicher Hotels (VCH). Sie beherbergen nebst dem Schweizer Segment vor allem zahlreiche Gäste aus Deutschland.
Willy Graf
Michel Bieri, Leiter der VBG-Ferienzentren Casa Moscia und Campo Rasa im Tessin spricht Klartext: «Der Kurssturz wird sich definitiv auf die Buchungen aus Deutschland auswirken. Ihre Volatilität ist sehr gross. Hier rechnen wir mit einem grossen Einbruch.» Und er konstatiert auch schon: «Die Signale sind nun in den Köpfen eingebrannt und werden selbst bei einem positiven Einpendeln des Kurses nicht so rasch revidiert.» – «Schade», findet der Hotelier, denn die deutschen Gäste seien seit der letzten Euroschwäche wieder vermehrt ins Tessin gekommen.
Auch der Seeblick in Emmetten NW, das Ferien und Seminarhotel der Schweizerischen Pfingstmission, beherbergt gegen 30% der Gäste aus dem Euroraum, wie Direktor Willy Graf gegenüber Livenet erklärte. Graf will diese Gäste jedoch unbedingt behalten. Sie können bis auf Weiteres mit einem Kurs von 1.20 Franken für einen Euro rechnen, wenn sie die Rechnung vorausbezahlen oder bar am Schalter abrechnen. Diese Regelung soll bis auf Weiteres gelten, auch wenn das Hotel damit seine Kosten nicht voll decken kann. Aber Graf ist es lieber, Gäste aus Deutschland oder Holland so lange wie möglich halten zu können.
Hoffen auf Treue der Schweizer Gäste
Rebekka & Michel Bieri sind die Leiter des Hotel Casa Moscia.
Das Leiterpaar Michel und Rebekka Bieri vertraut hingegen darauf, dass wenigstens die Buchungen aus der Schweiz relativ stabil bleiben, auch wenn Ferien im Ausland jetzt noch billiger geworden sind. Michel Bieri: «Unser Gästesegment qualifiziert sich hoffentlich durch eine Meta-Sicht und verhält sich etwas anders.» Gut möglich, denn die Gäste in den VBG-Häusern erhalten hier ein spirituelles Angebot und erfahren ein gästefreundliches Klima, das ihnen wichtig ist. Und sie treffen hier immer wieder auch auf Bekannte. Eine Regelung analog zum Seeblick ist bislang nicht vorgesehen.
Bieri verneint die Frage, ob vielleicht die VBG-Zentren auf dem falschen Fuss erwischt worden seien: «Wir sind der Meinung, dass wir in den vergangenen Jahren die Hausaufgaben gemacht haben und punkto Freundlichkeit, Gästeorientierung, Preis-Leistungsverhältnis, Mehrwerte durch geistliche Angebote usw. deutlich über dem Durchschnitt in der Hotellerie liegen und nicht per se das Imageproblem des Schweizer Tourismus verkörpern.» Er setzt darauf, dass man in Moscia und Rasa die Früchte dieser Anstrengungen ernten kann und die aufgebaute Gästebindung sich jetzt auswirkt.
Betriebliche Fitness
Sieht man bei den VBG-Zentren auch Sparpotenzial? Der einzige kurzfristige Hebel liegt laut Bieri bei den Personalkosten. Man werde hier nochmals über die Bücher gehen. Nachhaltige Investitionen in die Zukunft sollten aber dennoch mutig getätigt werden. Bieri vertraut darauf, dass man in den letzten Jahren die «betriebliche Fitness» gestärkt hat. Und dies sei bei einer Non-Profit-Kultur nicht selbstverständlich.
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