Viele Menschen wechseln lieber die Strassenseite, wenn ihnen eine dunkelhäutige Person entgegenkommt. Oder jemand mit Kaftan und langem Bart. Sigi Klose (62) macht es genau andersherum: Sie geht dahin, wo diese Menschen sind. Sie besucht Flüchtlinge und Asylanten, um ihnen mit Gottes Liebe zu begegnen.
Ein Portrait von Sigi Klose.
Mit einem Büchertisch auf Strassen, Plätzen und an der Uni unterwegs ist Sigi Klose «eigentlich schon immer». Seit letztem Jahr hat die Giessener Christin noch eine weitere Aufgabe übernommen. Regelmässig steht sie in der Nähe eines Asylantenheims, wo die Asylbewerber immer wieder vorbeigehen. Ihre einzige Bedingung: Sie steht als Frau nie alleine da, ein Mann muss mit von der Partie sein – alles andere wäre kulturell nicht sinnvoll.
Ins Gespräch kommen
«Hallo. Herzlich willkommen in Deutschland», begrüsst sie die Vorbeigehenden. Sigi fragt, woher sie kommen, nach ihrer Familie, wie es ihnen geht. Schnell ist die offene Frau mit den verschiedenen Menschen im Gespräch. Immer hat sie etwas zum Lesen in der Muttersprache ihrer Gesprächspartner dabei und auch Müsliriegel oder Obst. «Fast alle nehmen gerne, was ich ihnen anbiete», freut sie sich. Zu dem Gespräch auf der Strasse kommen konkrete Hilfsangebote. Sigi lädt die Passanten in ein christliches Café ein, wo viermal wöchentlich Deutschkurse auf dem Programm stehen. Diese stehen bei den Asylbewerbern hoch im Kurs, ist doch die Sprache der Schlüssel zu einem besseren Verstehen der neuen Umgebung.
Manchmal ergeben sich auch private Kontakte darüber hinaus. Mit einer Familie aus dem Kosovo hat Sigi sich inzwischen schon zu Ausflügen in die Umgebung getroffen. «Dabei geht es nicht um ein grosses Programm. Wir fahren mit dem Auto zu einem nahen Ausflugsziel, machen ein Picknick und reden miteinander.» Auch zum Fussballschauen war die Familie schon bei Sigi und ihrem Mann – einfach, um Normalität mit ihnen zu leben.
Und die Angst?
Auf die Frage, ob sie manchmal Angst vor den Begegnungen mit fremden Menschen aus völlig anderen Kulturen hat, entgegnet Sigi direkt: «Überhaupt nicht.» Man nimmt ihr ab, dass dies nicht nur Worte sind. Das liegt wahrscheinlich auch an ihrer Motivation: «Jesus hat mein Leben so reich gemacht. Ich will einfach seine Liebe, die ich empfangen habe, an andere weitergeben.» Sigi merkt, dass viele Menschen – auch viele Christen in ihrer Umgebung – sich damit schwer tun, auf die Flüchtlinge im Ort zuzugehen. Für sie selbst ist es längst selbstverständlich. Was sie tut, hält sie selbst nur für kleine Dinge: hingehen, begrüssen, zuhören, einladen. Aber sie tut es!
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