Willy Graf ist Theologe und Gastronom. Für ihn eine ideale Kombination, denn so kann er als Hotelier auch der Seele seiner Gäste Sorge tragen. Darüber sprach er in Weinfelden.
Willy Graf
Leidenschaft hat laut Duden mit Inspiration zu tun, mit göttlicher Eingebung. 63 Personen hörten im Thurgauerhof in Weinfelden TG anlässlich eines IVCG-Dinners, wie Hotelier Willy Graf dazu kam, seine Leidenschaft zu leben. Grafs Konfirmandenspruch brachte ihn nach einer kaufmännischen Lehre dazu, auf St. Chrischona Theologie zu studieren. Um anschliessend das Studentenwohnheim Oase der Chrischona in Zürich zu leiten, absolvierte der begabte Prediger die Wirtefachschule. Nun blitzte zum ersten Mal der Gedanke von «Seelsorge am Stammtisch» auf. Graf spürte immer deutlicher, dass er leidenschaftlich gerne Gäste nach Leib und Seele verwöhnt.
Zurück auf den «Berg»
Die nächste Möglichkeit dazu erhielt er als Direktionsassistent auf St. Chrischona, wo er für das Seminarzentrum verantwortlich war. Ein neuer Direktor befand jedoch, Gastronomie gehöre nicht zum Kerngeschäft der theologischen Ausbildungsstätte. Daraus folgte, dass die Stelle des dreifachen Familienvaters aufgehoben wurde. Anfangs hatte Willy Graf keine Bedenken, bald wieder etwas Passendes zu finden. «Aber nach 120 vergeblich eingereichten Bewerbungen beginnt man an sich zu zweifeln», schildert er sein damaliges Empfinden. Niemand schien sich für seine doppelte Leidenschaft zu interessieren.
Endlich kam er in die engere Wahl für eine leitende Stelle, doch ein anderer Kandidat wurde ihm vorgezogen. «Ohne die Hilfe Gottes und die Unterstützung meiner Frau Valérie hätte ich das alles nicht durchgestanden», sagte Graf. Damals begann das Paar, regelmässig eine Stunde pro Woche die Bibel zu lesen und miteinander zu beten. Daraus schöpften die beiden Kraft. Diese stillen Zeiten mit Gott haben die beiden bis heute beibehalten.
Bauen für 135 Millionen Franken
Einige Monate später hatte man dem «besser passenden Bewerber» bereits wieder gekündigt und Graf wurde nochmals angefragt. Die Familie zog um, und er leitete den Gastronomiebereich des wachsenden Campus Sursee während zehn Jahren. In dieser Zeit wurde das Ausbildungs- und Kongresszentrum für 135 Millionen Franken erweitert. Der Druck nahm stetig zu. Zweimal wurde der Betrieb als hervorragend ausgezeichnet. Zweimal schrammte Graf knapp an einem Burnout vorbei. Leidenschaft kann auch Leiden schaffen. Gerade als er bereit war, Sursee zu verlassen, bekam er eine Berufung ans Hotel Seeblick in Emmetten. «Wieder wie ein Selbstständiger arbeiten? Nein danke!», war die erste Reaktion. Doch die Berufung bestätigte sich durch Bibelverse, seine Frau und Freunde.
«Ich habe diese Karriere nie geplant», hält der 54-Jährige fest. «Bei mir gilt eher '…und es begab sich…'». Gott habe ihn stets geführt und gehalten. Ohne diese enge Beziehung zu seinem Schöpfer wäre er nie so weit gekommen. Ihm zu folgen ist eine Leidenschaft, die Willy Graf nie aufgeben will.
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