Die EMK Thun widmete ihren «Gottesdienst Spezial» der Metal-Szene. Metal-Pfarrer Samuel Hug berichtete von dieser Szene, in der harte Musik und starke Botschaften zählen. Überraschungen blieben bei dieser Annäherung an die Metal-Szene nicht aus.
Susanne Zumstein (li) und (mi) Samuel «MetalPfarrer» Hug beim «Gottesdienst Spezial» in der EMK Thun
Die vorderen zwei Stuhlreihen in der EMK Thun sind nur spärlich besetzt. Und dann kommen die Insider aus der Metal-Szene herein – schwarz gekleidet, mit Piercings und Armbändern. «Wir freuen uns, dass unser Haus voll geworden ist», strahlt Susanne Zumstein in der Begrüssung. Mit Video und Interview wird der Gast vorgestellt.
«Hard music, strong message»
Gesprächsrunde beim «Gottesdienst Spezial» in der EMK Thun
«Ich will Gott dienen», sagt Samuel «Metal-Pfarrer» Hug. Er ist Pfarrer in Niederbipp BE, vierfacher Vater und liebt Metal-Rock. «Ich will niemanden zum Metal bekehren. Wichtig ist mir, dass alle Ehre Gott gehört.» Das war nicht immer so, bekennt Hug in der Talkrunde. Der Ostschweizer studierte in Bern Theologie, war hin- und hergerissen zwischen «angepasstem Bürgertum», beruflichem Erfolgsdrang und dem harten Groove der Metal-Musik. Im Lauf der Jahre lernte er zweierlei: Demut und «Christsein und Metal passen zusammen». Heute geht es ihm nicht mehr darum, für sich die Erfüllung in einem Musik- und Lebensstil zu finden.
Suchende und Enttäuschte
«Die Metalchurch ist eine Kirche, die auf Menschen zugeht», definiert Hug. Zusammen mit einigen Dutzend Mitgliedern besucht er Konzerte. «Wir sprechen Menschen an, hören den Suchenden und Enttäuschten zu.» Die Bewegung organisiert auch eigene Anlässe, physisch und online. Diese seien von einer «ehrlichen Radikalität» geprägt. Harte Musik und starke Botschaften ist das Konzept. Bei den Zusammenkünften ist auch Alkohol im Spiel. An der Trilogie «Bibel, Bier und Leidenschaft» findet Hug nichts Anrüchiges: «Es kommt aufs Mass an. Und auf unser Herz.»
«Ich habe sie einfach gern»
Und das oft als Provokation kritisierte Äussere? «Es sind meine Leute und ich habe sie gern», bekennt Pfarrer Hug. «Metaller» seien zwar keine Karrieretypen, aber ehrliche und tiefsinnige Menschen mit grosser Leidenschaft. «… was blind but now I see», singt das Lobpreisteam. Das deckt sich mit Hugs Beobachtungen: In der christlichen Metal-Szene fänden sich viele Aussteiger aus Kirchen und Gemeinden, die biblische Inhalte nun in einem für sie glaubwürdigen Kontext erkennen und umsetzen würden. Denn: «In den Kirchen ist längst nicht alles christlich, in der Metal-Szene längst nicht alles schlecht.»
«Farbige» Diskussion
Welche «Farbe» der eigene Glaube hat, ist individuell. Die lebhafte Fragerunde zeugt eindrücklich davon. Zwischen distanzierter Ablehnung bis hin zu offener Zustimmung werden alle Facetten sichtbar. «Wir sollten das ganze Spektrum an Menschen und Farben wertschätzen und miteinander im Gespräch bleiben», sagt Samuel Hug. Anlässe wie dieser liefern dazu den nötigen Gesprächsstoff.
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