Ägypten ist Gastgeber des 32. Afrika-Cups. Am 19. Juli 2019 um 21 Uhr duellieren sich Senegal und Algerien um die Krone des
Kontinents. Während die Welt in den letzten Wochen die Hochglanz-Bilder der
Giganten-Duelle des afrikanischen Fussballs zu sehen bekam, fällt ein Fakt
unter den Tisch: Kein Christ hat die Chance ins ägyptische Nationalteam
aufgenommen zu werden.
Mohamed Salah mit dem «Golden Boot»
Diese
offensichtliche Diskriminierung ist «nur» die gut sichtbare Eisbergspitze einer
systematischen Herabsetzung der Christen zu Bürgern zweiter Klasse.
Bei der
Diskriminierung von Christen führend
Ägypten gehört
zu den Vorzeige-Mannschaften des afrikanischen Kontinents, auch wenn diesmal im
Achtelfinale gegen Südafrika Endstation
war. Mit sieben Titeln sind die Pharaonen dennoch Afrika-Cup-Rekordsieger.
Und zum fünften
Mal – auch das ist Rekord – tritt Ägypten als Gastgeber auf. Mit Mohamed Salah
(jüngst Champions-League-Sieger mit Liverpool und Torschützenkönig der
britischen Premier League) steht zudem der wertvollste Spieler des Turniers in
den Reihen dieses Teams.
Doch gerade
dieses Parade-Team ist noch in einer anderen «Disziplin» führend: Bei der
Diskriminierung von Christen. «Es ist kein Christ im Nationalteam», erklärt
Isaac (Name geändert), ein ägyptischer Gemeindeleiter. Und weiter sagt er: «Die Leute, die
bei den wichtigsten Profi-Clubs die führenden Positionen innehaben, sind
fanatisch. Christen sind deshalb nicht in diesen Mannschaften zu finden.»
«Christen gelten nicht als wahre Ägypter»
In den tieferen
Ligen gibt es Teams, die auch Christen aufnehmen, in höhere Mannschaften können
sich diese aber gar nicht erst etablieren.
Gerade dieses
Beispiel zeigt, wie stark die ägyptische Gesellschaft von der Diskriminierung
gegen religiöse Minderheiten durchdrungen ist. «Die Diskriminierung ist Teil
der Kultur», erklärt Isaac. «Christen gelten nicht als wahre Ägypter und als
Ungläubige.» Entsprechend haben Mitglieder dieser Zehn-Prozent-Minderheit kaum
eine Chance auf leitende Positionen in Militär, Polizei oder Geheimdienst. «Es
gibt ein paar Polizeioffiziere, aber prozentual gesehen sind sie deutlich
untervertreten.»
Lage hat sich verschlechtert
Der Machtantritt
von Präsident Al Sissi markierte zwar eine Wende im offiziellen Diskurs über
die Christen, hat jedoch nicht zu einem Rückgang der Diskriminierung im
täglichen Leben geführt. Die Zahl der Übergriffe verharrte auf einem hohen Niveau.
Christen,
besonders Frauen, werden belästigt und diskriminiert, sowohl am Arbeitsplatz
wie im öffentlichen Leben. Ehemalige Muslime, die sich dem christlichen Glauben
zugewendet haben, können ihren Glauben nicht offen ausüben und stehen unter dem
enormen Druck, wieder zum Islam zurückzukehren. Der Staat verunmöglicht eine
offizielle Anerkennung ihres Glaubenswechsels im Personalausweis, der in
Ägypten permanent gebraucht wird; dagegen wird ein Glaubenswechsel vom
Christentum zum Islam in kürzester Frist offiziell registriert.
Im Vergleich zum
vergangenen Jahr ist Ägypten auf dem Weltverfolgungs-Index von «Open Doors» von
Rang 17 auf Rang 16 vorgerückt, was eine erneute Verschlechterung der Situation
der Christen bedeutet.
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