Jedes
Jahr nehmen Motorradfahrer Menschen mit Behinderung mit auf eine Spritztour.
Die Freude der Passagiere lässt die Fahrer jedes Jahr wieder sagen: «Wir können
nicht aufhören.»
Joyride 2019
Ein paar Männer, begeistert für ihre Motorräder
und brennend für Jesus, gründeten 1989 den Verein und Motorradclub Jesus-Wings.
Mit weissem Kreuz auf den Töffjacken bretterten sie über die Strassen und
wollten Gottes Liebe den Menschen nahebringen. Neben ihren Ausfahrten
veranstalteten sie Gottesdienste, Vorträge, führten Chartiy Events durch oder
stellten ihren Bibelstand irgendwo auf. 2017 öffnete sich für Jesus-Wings eine
neue Türe.
Der Joyride
Zahlreiche Jahre früher hatte der Motorradhändler
Rolf Gall aus Bützberg die Idee, Menschen mit Behinderung auf eine Spritztour
mitzunehmen, um ihnen eine schöne Erfahrung zu ermöglichen. Anfänglich stellten
sich sieben Fahrer zur Verfügung, die jeweils einen Passagier mitnehmen
konnten. Die Begeisterung war so gross, dass sie das Ereignis immer und immer
wieder durchführten. Bald fand die Aktion regelmässig statt – immer am ersten
Samstag im September.
Der Joyride, wie der Anlass inzwischen genannt
wurde, wuchs immer mehr an. Die Organisation für Dutzende von Fahrern und
Passagieren erforderte ein zunehmendes Mass an Aufwand. Als deswegen die Weiterführung
in Frage gestellt war, erkannten die Mitglieder der Jesus-Wings ihre Berufung.
Der Joyride muss weitergehen
Fröhliche Gesichter beim Joyride
«Der Joyride darf nicht sterben», waren sich die
Biker von Jesus-Wings einig. Einer meinte sogar: «Und wenn wir das ganze Jahr hindurch
nichts anderes mehr tun als den Joyride zu organisieren – es wäre die Sache
wert.»
Für die Organisation stehen die Jesus-Wings aber
nicht allein da. Der Verein Insieme, welcher sich um die Belange von Menschen
mit Behinderung in Sport, Freizeit, Bildung und Integration kümmert, übernimmt für
den Joyride die Ausschreibung und Einladung der Passagiere. Diese kommen
dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Begleitpersonen selbständig oder mit Bussen der Heime zum
Treffpunkt. Der Club Jesus-Wings kümmert sich um die Tour, den Brunch, das
Zvieri, das Schlussgetränk, geeignete WC-Anlagen und vieles mehr. Und natürlich
müssen immer wieder genügend Fahrer bereitstehen – diese aufzutreiben ist immer
wieder eine Herausforderung.
«Wir können nicht mehr aufhören!»
Wie es schon Rolf Gall lange Zeit ergangen ist,
so erleben es jetzt auch die Leute von Jesus-Wings. Sie können mit Joyride
einfach nicht mehr aufhören. Die strahlenden Gesichter der Menschen mit
Behinderung drängen sie zum Weitermachen.
Am 7. September 2019 wurde der Joyride zum
zweiten Mal von den Jesus-Wings organisiert. Neben den 68 Menschen mit
Behinderung mussten auch eine Zahl von Begleitpersonen und Helfern mitgenommen
werden, so dass letztlich um die 58 Motorräder und mehrere Transportfahrzeuge
unterwegs waren. Und die Zahl könnte noch wachsen.
Freude ist ansteckend
Während des Zvieris gibt es immer Gelegenheit,
dass Fahrer und Passagier ins Gespräch kommen können. So ging auch ein Teammitglied auf einen Mann zu: «Warst du in einem Seitenwagen oder auf dem Töff
unterwegs?» Der Mann, welcher im Rollstuhl sitzt, schaute ihn mit strahlendem
Gesicht an. Da merkte der Fragende, dass er nicht sprechen kann. Und doch drückte
der Mann eine riesige Freude aus. «Aber gefallen hat dir die Fahrt?», fragte er
ihn – ok, das war eher eine rhetorische Frage. Doch das Strahlen wurde noch
stärker. Als der Mann dann noch seinen Daumen in die Höhe hielt, schien er vor
Freude fast zu platzen. Diese Freude bleibt unvergessen und die ehrenamtlichen
Fahrer freuen sich schon auf den Joyride 2020, der am Samstag, den 5.
September stattfinden wird.
Joyride ist weit mehr als ein spassiger Tag
«Gehören Sie auch zu einem Passagier?», wurde eine
Helferin von einer Frau gefragt. «Nein», entgegnete diese. «Aber mein Mann ist
als Fahrer dabei.» Daraufhin wurde die Frau fast überschwänglich dankbar: «Sagen
Sie Ihrem Mann, dass der Joyride immer durchgeführt werden muss.» Und dann
erzählte sie von ihren beiden Söhnen. Einer litt unter einer Krankheit und
entschied sich, sein Leben zu beenden. Der andere Sohn ist behindert. «Durch
den Joyride erfährt er eine grosse Lebensfreude und die Kraft zum Weitermachen!
Er freut sich jeweils das ganze Jahr hindurch auf diesen Tag!» Welche Bedeutung
der Joyride nicht nur für den Sohn, sondern auch für die Mutter hat, brauchte
sie nicht weiter auszuführen.
Es lohnt sich, sich in Menschen mit Behinderung zu
investieren und ihnen Freude zu bereiten. Dies wird auch für die Helfenden zu
einer grossen Bereicherung!
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