Im
Gespräch mit Leitern etablierter Männerarbeiten in der Schweiz spürt Livenet
typischen Männerfragen nach. Identität, Ehrlichkeit und Verantwortung:
Schlagworte, die im Gespräch an Tiefe gewinnen.
Gebet und Lobpreis im Rahmen des Männerwochendes der Stiftung Schleife auf dem Schauenberg am 24.11.2019. (Bild: Stiftung Schleife)
Drei Leiter etablierter Männerarbeiten sind zu
Gast im Livenet-Talk. Marcel Hager (Der 4te Musketier), Marc Osenberg
(Männerarbeit Stiftung Schleife) und Thomas Volkart (Männerforum) sprechen über
ihre Leidenschaft, Männer zu unterstützen, ihre göttliche Berufung zu finden. Im
Talk gibt es wertvolle Impulse aus dem grossen Erfahrungsschatz der
Interviewgäste.
Schritte tun
Livenet-Talk: Marcel Hager, Thomas Volkart, Marc Osenberg, Florian Wüthrich (Moderator), Adrian Nagel
Männer sollen in ihre göttliche Berufung finden.
Was bedeutet das konkret? Und welche Schritte können getan werden? Marc
Osenberg spricht von echter Gemeinschaft, einem in Gottes Wort gegründeten
Leben und Gebet. Das verbreitete Bild von Männern als passive Kirchengänger
stimmt leider oft. «Es geht darum, dass Männer ihren Glauben aktiv leben, ihre
Verantwortung wahrnehmen.» Er ist begeistert, wenn Männer Schritte gehen und
sich entfalten. «Das ist der Grund, weshalb ich Männerarbeit mache.»
Im Blick auf viele Jahre in der Männerarbeit,
fasst Thomas Volkart zusammen: «Viele Männer haben grundsätzliche Mängel in
Bezug auf Vaterschaft.» Deshalb geht es allererst um Identität. Auch im
Männerforum werden Männer aufgefordert, Schritte zu tun. Dadurch soll etwas
Neues geweckt werden.
Die Erlaubnis, einfach mal Mann sein zu dürfen
Marcel Hager spricht es an: «Unser Hauptproblem
ist, dass wir nicht wissen, wer wir sind oder wir uns nicht trauen, so zu sein,
wie wir sind.» Er glaubt, dass Männern die Erlaubnis erteilt werden muss, sich
selbst zu sein und nicht irgendeinem Bild entsprechen zu müssen. Bei den
mehrtägigen Abenteuertrips von «Der 4te Musketier» gehe es nicht ums Aufleben
des Bildes vom «wilden Mann», sondern darum, Raum zu schaffen, «damit Männer
sich mit Gott und sich selbst auseinandersetzen können».
Aus eigener Erfahrung berichtet Thomas Volkert,
wie wertvoll es ist, mit anderen Männern unterwegs zu sein: Gemeinsam durch
eine Situation gehen, einfach «Mann» sein dürfen.
Ehrlichkeit ist gefragt
Die Organisatoren des 4M-Feuerabends vom 10.06.2020 in Lützelflüh geniessen Gemeinschaft unter Männern in freier Natur. (Bild: Livenet)
Marc Osenberg sagt, dass wir oft davon sprechen,
Schwäche zeigen zu dürfen. «Wenn wir dann in eine Stresssituation kommen, ziehen
wir uns dann aber doch zurück und verbergen unsere Gefühle.» Dazu fügt Marcel
Hager an, dass Mannsein gerade darin besteht, sowohl zu unseren Schwächen, wie
auch zu unseren Stärken zu stehen. «Es ist diese Transparenz, die mich in der
Männerarbeit begeistert.»
Das Gespräch geht dann zur Rolle des Mannes in
der Partnerschaft über. Offener Austausch ist auch hier elementar. «Wir müssen
einander erlauben, uns selbst zu sein.» Wir sollten uns über unsere Bedürfnisse
im Klaren sein, ohne den Anspruch zu haben, dass diese vom Ehepartner gestillt werden
müssen. Auf jeden Fall ist hier auch Ehrlichkeit zu uns selbst wichtig, um unseren
Bedürfnissen richtig begegnen zu können.
Über Stress, Langeweile und Pornografie
«Was sind denn die grossen Fallen für Männer im
21. Jahrhundert?» Marc Osenberg kommt umgehend auf Pornografie zu sprechen.
Marcel Hager fügt an, dass Stress und Langeweile für Pornografie ein guter
Nährboden sind.
Thomas Volkert blickt auf die vergangenen Monate
zurück: «Die Coronazeit fordert von manchen Männern sehr viel. Wir sind gewohnt, das Haus zu verlassen und zu arbeiten. Und jetzt geht das auf einmal
nicht mehr.» Wenn sich das Leben verändert, birgt das ein Konfliktpotential. «Es
gibt viel Ungesundes, das die Leere in uns zu füllen verspricht.»
Marc Osenberg plädiert für eine konstruktive
Sichtweise: «Wir sollten nicht in Problemen hängen bleiben, sondern uns fragen:
Was ist meine Vision? Wo kann ich reinstehen?» Eine sinnvolle Beschäftigung
gibt eine positive Perspektive und neuen Antrieb.
Männerfreundschaften
Rund 400 Männer nehmen jeweils am Männertag des Männerforums teil.
Dann kommt die Gruppe aufs Thema «Männerfreundschaften»
zu sprechen. Es gibt viele Möglichkeiten, Freundschaften zu pflegen. Die drei
Interviewgäste geben gute Ratschläge und Einblicke in ihr persönliches Leben.
Der Kreis schliesst sich wieder, als die Gruppe darauf zu sprechen kommt, dass
Schritte getan werden müssen. Männerfreundschaften entstehen nicht von selbst.
Sie müssen aufgebaut und gepflegt werden.
Im letzten Teil des Livenet-Talks kommt noch Adrian
Nagel dazu, Leiter der Männerbewegung «Free at Heart». Er berichtet über sein Engagement, damit Männer in ihre Berufung finden
können.
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