Die Pandemie beschäftigt alle nun seit mehr als eineinhalb Jahren. Sie prägt auch das Leben in den Freikirchen und erregt einige Gemüter. Plötzlich sind altbekannte geistliche Prinzipien tagesaktuell geworden, wie zum Beispiel der Umgang mit unterschiedlichen Meinungen in der Kirche.
Mit dem Aufkommen der Omikron-Variante sind die Erwartungen zurückgegangen, die Pandemie bald im Griff zu haben. Es bleibt dafür eine tief im Glauben begründete Hoffnung.
«Unsere Hoffnung stellt ein starkes Gegengewicht dar»
Der Apostel Paulus erinnert daran, dass auch Christinnen und Christen von Ereignissen und Zuständen betroffen sind, die zur Welt gehören. Seine Worte haben neue Aktualität gewonnen: «Wir wissen allerdings, dass die gesamte Schöpfung jetzt noch unter ihrem Zustand seufzt, als würde sie in Geburtswehen
liegen... Und sogar wir, denen Gott doch bereits seinen Geist gegeben hat, den ersten Teil des künftigen Erbes, sogar wir seufzen innerlich noch.» (Römer Kapitel 8, Verse 22-23). Zugleich zeigt Paulus den Weg, damit umzugehen: «Da wir also das, worauf wir hoffen, noch nicht sehen, warten wir unbeirrbar, bis es sich erfüllt.» (Römer Kapitel 8, Vers 25) Als Menschen mit Hoffnung richten die Freikirchen den Fokus unbeirrt auf Gott und die Erfüllung seiner Zusagen.
Peter Schneeberger
«Unsere Hoffnung stellt ein starkes Gegengewicht zur Pandemie dar. Sie gibt uns den inneren Kompass und verleiht uns die Gelassenheit von Hoffnungsträgern. Mehr noch, gerade jetzt können wir als Christinnen und Christen in unserem Umfeld als Hoffnungsträger herausleuchten», erklärt Peter Schneeberger, Präsident des Dachverbands Freikirchen.ch. Jesus nennt Pandemien als Kennzeichen der Zwischenzeit bis zu seiner Wiederkunft: «Hungersnöte und
Seuchen werden bald diese Gegend heimsuchen und bald jene.» (Lukas Kapitel 21, Vers 11) «Alle müssen daher mit Pandemien rechnen, dürfen sich aber durch sie nicht erschrecken lassen.» (Vers 9).
Peter Schneeberger: «Die Christinnen und Christen dürfen die Kennzeichen dieser Zeit auch nicht wie Zeiger einer Uhr verstehen, die uns anzeigen, wie nahe das Ende schon ist. Vielmehr mahnt uns auch die gegenwärtige Pandemie dazu, unseren Glauben wach zu halten und uns in dieser Situation zu bewähren.»
Fünf hilfreiche Punkte, wie sich der Glaube jetzt bewähren kann:
Wir richten unsere Hoffnungauf Jesus und orientieren uns an seinem Wort und lassen uns nicht durch gewisse Theorien erschrecken. Solche Anschauungen haben keine Berechtigung, unser Denken und Handeln zu bestimmen und sich so zwischen uns und zwischen uns und Jesus zu schieben. Theorien, welcher Art auch immer, lassen sich durch seriöse Information entkräften oder bekräftigen.
Unsere Solidarität zu unseren Mitchristen und zur Gesellschaft sind gefragt (vgl. Galater Kapitel 6, Verse 9-10; 1. Korinther Kapitel 9, Vers 19). Unsere persönliche Meinungs- und Handlungsfreiheit – z.B. beim Impfen – muss in einem ausgewogenen Verhältnis zu solidarischem Verhalten stehen. Christinnen und Christen haben sich gerade in Zeiten einer Pandemie immer wieder mit der Gesellschaft solidarisch gezeigt, indem sie sich um Kranke gekümmert haben.
Als Christinnen und Christen suchen wir der Stadt Bestes (Jeremia Kapitel 29, Vers 7). Wir halten die schwierige Zertifikatspflicht unter Protest ein und unternehmen mit unseren Schutzkonzepten alles Mögliche, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Petrus begründet seine diesbezügliche Anweisung mit Gott und nicht mit der Sinnhaftigkeit einer staatlichen Verordnung (1. Petrus Kapitel 2, Verse 13-14).
Paulus geht sogar so weit zu formulieren: «Wer sich gegen eine staatliche Ordnung auflehnt, widersetzt sich der Anordnung Gottes.» (Römer Kapitel 13, Vers 2). In einer Demokratie haben wir glücklicherweise das Recht zur freien Meinungsäusserung. Da wir durch keine Verordnungen von Regierungsstellen gezwungen werden, unseren Glauben zu verleugnen oder jemand anderen zu verehren als Christus, sollten wir die bisher getroffenen staatlichen Massnahmen auch nicht in diese Kategorie einordnen.
Vielleicht ist unser Glaube am meisten in unserem Miteinanderin der Kirche mit den vielen unterschiedlichen Meinungen, Haltungen, Erfahrungen und Einschätzungen in Bezug auf Corona herausgefordert. Auch hier erfahren wir im Neuen Testament hilfreiche Orientierung. Wir sind aufgefordert, Rücksicht auf die Schwachen zu nehmen (1. Korinther Kapitel 8, Vers 9). Die Schwachen können Ängstliche sein. Also solche, die aus Angst zu keinen Gottesdiensten kommen oder die sich aus Angst nicht impfen lassen. Oder solche, die sich aus Angst impfen lassen. Es können gefährdete, ältere Menschen oder Personen mit Behinderung sein.
Wir sind aufgefordert, andere Meinungen zu respektieren und unseren Mitchristen zuzugestehen, anders zu denken, zu empfinden oder zu handeln. Dabei spielt keine Rolle, ob eine Denk- und Handlungsweise einleuchtend ist oder nicht. Es gilt also, die Spannungen aushalten. Dennoch macht es die Pandemie-Situation notwendig, gemeinsame Verhaltensregeln zu leben. Die persönliche Meinung und Verhaltensweise finden dort ihre Grenzen, wo Solidarität gefragt ist: gegenüber Schwachen, der Gemeinschaft und der Gesellschaft.
Als Christen haben wir in dieser Pandemie die Gelegenheit, Zeichen zu setzen, nämlich in dem Sinn, wie Petrus es formuliert: «Euer Leben mitten unter den Menschen, die Gott nicht kennen, muss einwandfrei sein. Wenn sie euch alles mögliche Böse nachsagen, sollen sie eure guten Taten sehen und von ihren eigenen Augen eines Besseren belehrt werden.» (1.Petrus Kapitel 2, Vers 12)
So wünschen die Freikirchen allen die Kraft des Heiligen Geistes in dieser herausfordernden Zeit. Paulus drückt es mit diesen Worten aus (Römer Kapitel 15, Vers 13): «Ich bitte Gott, auf den sich unsere Hoffnung gründet, dass er euch in eurem Glauben mit aller Freude und allem Frieden erfüllt, damit eure Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes immer stärker und unerschütterlicher wird.»
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