Zum siebten Mal wurde
«Das andere Erntedankfest» gefeiert – gegen Foodwaste. Auch zunehmend
engagierte Foodsave-Organisationen wie «Tischlein deck dich» oder die «Schweizer
Tafel» bezeugen, wie aktuell der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung ist.
Beim Thema Stromsparen statt Energy-Waste,
Energy-Save, könnte man nahtlos «Foodwaste» anfügen. Seit Jahren liegt die
Menge der verschwendeten Lebensmittel in der Schweiz bei rund einem Drittel.
Die Kirchen in Bern wollten etwas dagegen tun und
gaben dem Ganzen mit dem Bezug zum Erntedankfest einen positiven Touch. So
entstand 2016 das erste genussvolle Bernerische Foodwaste-Bankett. Die offene Kirche «Heilig Geist» und
die katholische Kinder- und
Jugendfachstelle wollten dabei vor allem junge Leute ansprechen.
So entstand die Reihe «spirituell, kulturell» mit vier Anlässen jährlich. Dabei
realisierte man, dass heutzutage in der Schweiz nicht nur Dank angebracht ist
und wir das Thema «Foodwaste» mit reinnehmen müssen.
In diesem Jahr fand das urbane Erntedankfest gleich
in zwölf Ortschaften statt, nämlich in Basel, Bern, Church, Gland, Glarus, Ins,
Luzern, Münsingen, Regensberg, Thun, Zuchwil und Zürich. In Bern fand es ganz
zentral auf dem Bahnhofplatz statt. 40 Organisationen und mehr als 50
Freiwillige machten diesen Traditionsanlass möglich.
Mit-Organisator Andreas Nufer der Offenen Kirche
Bern erzählte Livenet vom Foodsafe-Bankett, bei dem 2'200 Mahlzeiten ausgegeben
und brutto 1'400kg
Nahrungsmittel verwertet wurden. Auf
dem dazugehörigen Markt wurde über 1'000kg Obst und Gemüse verkauft.
Gegen die Verschwendung
Andreas Nufer (Bild: foodsave-bankette.ch)
Wie
viele Menschen nahmen an den Events teil?
Andreas Nufer: Das ist schwierig zu sagen.
Etwa 2'200 Menschen am Bankett und 500 Personen am Markt, das heisst, eine
Person kauft durchschnittlich 2kg.
Welche
Fakten und Zahlen gab es zum diesjährigen Thema «Haltbarkeit»? Wir haben 15
Kühlschränke auf den Bahnhofplatz Bern gestellt mit vielen Infos zum Thema
Mindesthaltbarkeitsdatum. Auf den Kühlschränken waren übergrosse Zahlen aus
Holz, +6, +14, +30, +120 und +360. In den Kühlschränken waren dann die Produkte
zu sehen, die so viele Tage über das Mindesthaltbarkeitsdatum geniessbar sind.
In den Kühlschränken mit +6 waren zum Beispiel Pastmilch und Kleingebäck, in
jenen mit +14 Quark und vorgekochte Eier, in jenen mit +360 Salz oder Zucker.
Auf allen Kühlschränken war ein Merkblatt.pdf aufgeklebt. Diese Installation hat in den 14 Tagen vor dem Bankett sehr viel Aufmerksamkeit
erregt.
Wie
sehen Sie Ihr kirchliches Puzzle-Teil in der gesamten Foodsave-Bewegung?
Wir nennen das Foodsave-Bankett im Untertitel
«Erntedank auf dem Bahnhofplatz». Das Bankett ist für uns eine urbane Form,
Erntedank zu feiern. Wir nehmen das Essen zum Anlass, um darüber nachzudenken,
woher unsere Nahrungsmittel kommen, wer sie wie produziert und wie sie zu uns kommen.
Generell ist das Erntedankfest eine Gelegenheit, sich bei Gott für all das zu
bedanken, was gut geht und was Freude bereitet. «Danke» zu sagen, finde ich
grundsätzlich wichtig.
Ihr Berner seid
darin Pioniere – was war dieses Jahr speziell?
Es war sehr schön zu erleben, eines von zwölf Foodsave-Banketten
in der ganzen Schweiz zu sein. Für uns war es bereits das siebte Bankett, für viele
andere das erste. Es freut uns, dass wir langsam so etwas wie eine Bewegung
sind. Was uns auch freut, sind die Gastrobetriebe, die sich im eigenen Betrieb
beteiligen, indem sie während der Woche des Banketts mindestens ein Foodsave-Menü
anbieten mit Zutaten, die wir am Morgen liefern. Auch der Foodsave-Märit war
sehr schön und Anlass zu unzähligen Gesprächen. Wir verkauften über eine Tonne
Gemüse und Früchte, die zu gross, zu klein oder zu krumm sind.
Welches
sind Ihre bleibenden Eindrücke?
Während des Foodsave-Banketts wird der Bahnhofplatz zu
Berns Stube. Alle nehmen Platz, Foodsave-Aktivisten und Familien, Senioren
und Jugendliche, Professoren und Menschen von der Gasse, Migranten und
Studierende. Alle helfen mit beim Aufbau, beim Dekorieren, bei der Essensausgabe,
an der Bar, bei der Geschirrrücknahme, beim Aufräumen – vom Stadtpräsidenten
bis zur Dreijährigen. Es ist eindrücklich, wie viele Menschen lange verbleiben
und mit Menschen ins Gespräch kommen, die sie noch nie gesehen haben. Deshalb
erinnert die lange Tafel christliche Menschen immer wieder an das Abendmahl: Am
Tisch Gottes haben alle Platz.
Die
Partner:
Die offene Kirche «Heilig Geist» als Durchführungsort, die Küche vom
Schweizerhof, die OGG (ökonomische und gemeinnützige Gesellschaft), foodwaste.ch,
Mirko Buri – Koch von «Mein Küchenchef», die Äss-Bar &
gmüesgarteBern, Transition Bern, das «radiesli», die Studentenorganisation
BENE, «Schweizer Tafel».
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