Ein öffentlicher Auftrag und der Glaube als Ressource
Hans Eglin (Bild: zVg)
Seit 20 Jahren gibt es die Stiftung Jugendsozialwerk Blaues Kreuz BL. Sie fördert die soziale und berufliche Integration und ermöglicht zahlreichen Jugendlichen und Erwachsenen, eine neue Perspektive zu entwickeln.
Unter dem Dach des Blauen Kreuzes investiert sich
das Jugendsozialwerk JSW auf verschiedenen Ebenen in Jugendliche jeden Alters
und richtet sich mit einigen Programmen auch an Erwachsene. Arbeits- und
Wohnintegration sowie Beratungsangebote und Freizeitgestaltung sind
Schwerpunkte der Stiftung.
Wie alles begann
Die Jugendarbeit des Blauen Kreuzes spielte im
Leben von Hans Eglin eine wichtige Rolle. «Schon als Jugendlicher war ich in
dieser Jugendarbeit aktiv», berichtet er und machte, nach seiner Berufsausbildung
ein Praktikum in derselben Jugendarbeit. Damit streckte er die Fühler nach
einer allfälligen beruflichen Veränderung aus. «Durch das Praktikum wuchs das
innere Gefühl, dass ich mich in diesem Bereich weiterentwickeln wollte und so
vielleicht meine Berufung finden könnte.»
Drei Jahre später öffnete sich eine Türe in
derselben Arbeit. «Der damalige Jugendarbeiter kam auf mich zu und bot mir an,
ihn in seiner Aufgabe zu unterstützen. Nach wenigen Monaten kündigte dieser
jedoch und ich war nun allein Jugendarbeiter.» In der gleichzeitig begonnen berufsbegleitenden
sozialen Ausbildung lernte Eglin durch Mitstudenten das Arbeitsfeld der Offenen
Jugendarbeit kennen.
Jugendtreff im alten Feuerwehrmagazin
Als die Stadt Liestal einen Verwendungszweck für das
alte Feuerwehrmagazin suchte, engagierte sich Hans Eglin in der
Planungskommission. Durch glückliche Umstände wurde es möglich, dass die Stadt
Liestal entschied, in Zukunft in diesem Gebäude einen offenen Jugendtreff zu
führen. Für die Renovation sprach die Stadt Liestal einen kleinen Kredit und
die Arbeit wurde in Eigenleistung erledigt.
1990 wurde der Treff unter der
Trägerschaft des Vereins Blaues Kreuz Kinder- und Jugendwerk mit der
Unterstützung von vielen Freiwilligen eröffnet. «Das war ein Augenöffner. Da
kamen Jugendliche, die kifften und sich mit Sprayereien Probleme
eingehandelt hatten.» Diese Themen wurden als Bedürfnisse erkannt. Eine erste
Antwort darauf war die Jugendberatung. In den folgenden Jahren entstanden
Angebote, die Jugendliche bei ihrer Wohnsituation unterstützten und in ihrer
beruflichen Entwicklung förderte.
Das geschenkte Haus
«In Liestal wurde das Hotel Falken von einem abstinenten
Verein geführt. Der Verein suchte eine neue Trägerschaft, die in ihrem Sinne
das Restaurant weiterführen würde. Der Verein schenkte uns das Haus mit der
Bedingung, weiterhin ein alkoholfreies Restaurant zu führen.» Bis heute wird
das Restaurant Falken in Liestal durch das JSW in diesem Sinne geführt. In den
oberen Stockwerken des ehemaligen Hotels konnte sich die Wohngemeinschaft
Falkennest einrichten. Für die Organisation mit den wachsenden Tätigkeiten
zeigte sich die Vereinsstruktur zunehmend als ungeeignet. Besonders auch
deshalb, weil die Finanzierung in stärkerem Masse durch die öffentliche Hand erfolgte.
Eine Stiftung und eine grosse Vision
2002 wurde die Stiftung «Jugendsozialwerk Blaues
Kreuz BL» gegründet. Künftig sollte die Arbeit aber schlicht «Jugendsozialwerk»
genannt werden. Hans Eglin begleitete schon seit den frühen 1990er Jahren eine
Vision: Viele Zentren an verschiedenen Standorten, wo Leute arbeiteten, wohnten
und Gemeinschaft pflegten. Ein Werk, wo Menschen, die gestrandet sind oder mit
Schwierigkeiten zu kämpfen haben, Mut und Hoffnung für die Zukunft finden.
In
den folgenden Jahren hat sich diese Vision tatsächlich erfüllt. Heute bietet
das Jugendsozialwerk 80 Wohnplätze an verschiedenen Standorten in der Region
Basel und insgesamt 230 Integrationsarbeitsplätze an sechs Standorten an. Dazu
kommen verschiedene weitere Treffpunkte und Projekte für Jugendliche.
Süchtig nach Glück
Einer von ihnen ist Vitus (26). Er macht zurzeit im
Arbeitsintegrationsangebot AIP plus in Pratteln seine KV-Lehre fertig. Wegen
einer psychischen Erkrankung hatte er immer wieder Hochs und Tiefs. Seine
Erstausbildung zum Systemgastronomiefachmann machte ihm
zwar sehr viel Spass, aus verschiedenen Gründen griff er aber immer wieder zum
Alkohol. Psychisch ging es Vitus immer schlechter. Mehrere Klinikaufenthalte
waren die Folge. «Ich war immer entweder absolut glücklich oder tieftraurig.»
Irgendwas dazwischen kannte er nicht: «Ich war süchtig nach Glück!»
Vitus entschied sich für eine Umschulung und
begann eine Ausbildung im KV-Bereich. In seinem Praktikumsjahr fehlte ihm aber die
Struktur. Er fühlte sich schlecht. Schliesslich machte er sich auf die Suche
nach einer Lösung und fand sie beim JSW. «Vorher verdiente ich 1'000 Franken
mehr. Heute bekomme ich nur noch die IV-Taggelder für meine Umschulung. Und
trotzdem bin ich zufrieden!» Er lernte eine neue Form von Glück kennen. Zum
Beispiel, wenn er rückblickend erkennt, was ihm alles gelang. Das gibt ihm
Hoffnung und er lernt, sich selber zu motivieren. Er lebt nicht mehr von Tag zu
Tag, sondern beginnt, Pläne für sein Leben zu schmieden. Aufgrund seiner guten
Noten kann er die Berufsmatur anhängen und studieren. «Jetzt kann ich aufblühen!»
Öffentlicher Auftrag und der christliche Glaube
als Ressource
Als christliche Stiftung verpflichtet sich das
Jugendsozialwerk zum diakonischen Handeln wie es Jesus im neuen Testament in Matthäus, Kapitel 25, Vers 40 formulierte: «Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan!». Hans Eglin legt Wert darauf, dass sich die
Mitarbeitenden und die Arbeitsbereiche nach christlichen Grundwerten
orientieren und das Gebet auf freiwilliger Basis in der Mitarbeiterschaft einen
grossen Stellenwert einnimmt. «Als Sozialwerk sind wir dem öffentlichen Auftrag
verpflichtet, der sich durch Klarheit, Professionalität und Fachkompetenz auszeichnen
muss. Wir wissen aber, dass unser Glaube eine zusätzliche Ressource ist. So profitieren
die Menschen in unserer Arbeit vom fachlichen know how und von unserer christlichen
Kraftquelle – im doppelten Sinne.»
20 Jahre Stiftung Jugendsozialwerk
Aktuell feiert das JSW Jubiläum. In den 20 Jahren seit
der Stiftungsgründung hat Hans Eglin viele Herausforderungen, Erfolge und auch
Rückschläge erlebt. Woran er sich aber besonders gerne erinnert, sind die
Jugendlichen, die ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen können. Menschen,
die eine positive Wendung erfahren, motivieren immer wieder zum Weitermachen. Auch
all die erhörten Gebete lassen Eglin dankbar zurückblicken und geben Mut um
Neues anzupacken und weiter zu gehen.
Wie in der Vergangenheit soll auch in Zukunft fachlich
und geistlich kompetent gearbeitet und das Beste gegeben werden, um Jugendliche
in ihrer Entwicklung zu fördern und zu unterstützen. Die besten Programme sind
aber nutzlos, wenn die Jugendlichen nicht selber bereit sind, sich aktiv an
ihrem persönlichen Entwicklungsprozess zu beteiligen. Dabei haben schon oft,
mit Unterstützung durch Gebete im Hintergrund, den Unterschied ausgemacht.
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