Kindersegen – und die Schweiz sorgt sich um die Kosten
In den letzten Jahren sind die Kinderzahlen gestiegen. Nun sorgt man
sich, wie die zusätzlichen Schulzimmer und Lehrkräfte finanziert werden
sollen, statt sich über den positiven Trend zu freuen.
Seit dem Pillenknick in den 1970er-Jahren sorgt sich die Politik um die Folgen des Geburtenrückgangs. Gerade Europa hat diesen kräftig zu spüren bekommen. Ganz besonders die Schweiz, die in der Folge jährlich Zigtausende von Fachkräften aus dem Ausland holen musste – und sich damit ein politisches Problem schuf.
Schon wieder: «Das kostet!»
Nun hat der Wind sanft gedreht. Seit einigen Jahren weist das Bundesamt für Statistik eine leichte Geburtenzunahme aus, wobei auch die Migration eine wichtige Rolle spielt. Und dies bekommen jetzt auch die Kindergärten und Schulen zu spüren. Ganz besonders in Städten wie Basel und Zürich, wo die NZZ am Sonntag recherchiert hat. Es braucht mehr Kindergärten und Schulräume inklusive das entsprechende Betreuungs- und Lehrpersonal. Und das kostet! Und in unserem Land spricht man zuerst über dieses Thema, bevor andere Aspekte ins Spiel kommen. Städte wie Bern, Basel und Zürich stehen vor Investitionen von Hunderten Millionen, wie die Zeitung betont. Darin sind die zusätzlichen Stellen noch nicht einmal eingerechnet.
Schöne Aussichten
Doch bei Politikern und Behörden scheint bislang keine Begeisterung darüber zu herrschen, dass man jetzt die Gelegenheit hat, in die Zukunft zu investieren. Dass man in zwei Jahrzehnten nicht mehr Ärzte und Pflegepersonal aus Osteuropa oder gar Fernost einfliegen muss, sondern wieder Fachkräfte zur Verfügung stehen, die hier aufgewachsen und kulturell integriert sind. Dass die jungen Leute, welche die AHV finanzieren, nicht immer weniger werden. Dass man nicht mehr so viel Druck auf die Mütter machen muss, endlich in die Berufsarbeit zurückzukehren und die Kinderbetreuung «Fachleuten» zu überlassen.
Zukunftsorientierung sieht anders aus
Diese positive Zukunftssicht, gepaart mit dem Willen, in die Zukunft zu investieren, fehlt leider seit Jahr und Tag in der Schweiz. Unser Land steht ziemlich am Schluss der Rangliste, wenn es um öffentliche Investitionen in die Familien geht. Die Folgen sind oft Stress, Trennungen und Scheidungen, mit den leidvollen Auswirkungen auf die Kinder. Zukunftsorientiertes Handeln sieht anders aus. Familie ist eben mehr als eine reine Privatangelegenheit. Gute Bedingungen für Familien und Kinder zahlen sich langfristig auch rein wirtschaftlich aus. Es sind hierzulande eher die sozialdemokratischen und christlichen Parteien, die sich dafür einsetzen. Hier braucht es noch mehr Schulterschluss. Und vielleicht dämmert es ja auch einmal bei den «Bürgerlichen».
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