Kurt Beutler
beschäftigt sich in seinem Buch «Die Schweiz und ihr Geheimnis» mit der Seele
des Landes, das heute Geburtstag feiert. Der Einfluss des christlichen Glaubens
in der Schweizer Geschichte sei riesig. Hier einige Inhalte zusammengefasst.
«Bis dann fliesst noch viel
Wasser den Rhein runter», sagt ein Sprichwort. Wieviel das ist, kann man bei
einem Ausflug an die Dreiländerecke bei Basel eindrücklich sehen. Und all
dieses Wasser ist ein Geschenk an den Norden Europas. Der Tessin, der Inn und
die Rhone beschenken auch den Süden, Osten und Westen.
Wer die vier Flüsse zeichnet,
fühlt sich unwillkürlich an ein Kreuz erinnert. Ob man dies nun als Zufall
ansieht oder nicht: Es ist das Kreuz, das nicht nur über der Geographie,
sondern auch über der Geschichte unseres Landes geschrieben steht. Als klein
und unscheinbar müsste unser Land eigentlich gelten, ganz ähnlich wie etwa
Bhutan, ein flächenmässig vergleichbarer Bergstaat im Inneren Asiens. Wer weiss
schon etwas Konkretes über Bhutan? Die Schweiz dagegen ist überall bekannt,
weil sie nicht nur einen Superlativ um den anderen aufzuweisen hat, sondern
weil von ihr auch mehrfach ganz neuartige Bewegungen ausgegangen sind. Und wo
man nachgräbt, stösst man früher oder später auf Wurzeln mit Kreuzform.
«Den
Wert der Schweiz habe ich im Ausland entdeckt»
Kurt Beutler
Ich sage das jetzt nicht, weil
ich patriotisch bin. Ganz im Gegenteil, ich bin eigentlich ein Ausgewanderter
und habe eine wunderbare Ägypterin geheiratet, weil ich die feste Absicht
hatte, für immer im Nahen Osten zu bleiben. Aber wie das Leben so ist: Den Wert
der Schweiz habe ich im Ausland entdeckt. Und nicht zuletzt durch meine Frau,
die meine Augen für so manches geöffnet hat, was mir als selbstverständlich
galt. Dabei lernte ich eine wichtige Lektion: Nichts und auch gar nichts ist
selbstverständlich. Alles hat seine Gründe.
Die Schweiz bedeckt ja weniger
als ein Dreitausendstel der Erdoberfläche. Sie hätte ein abgeschnittenes
Bergland werden können, dessen Namen kaum jemand kennt. Doch zu meiner
Überraschung habe ich Asylbewerber getroffen, die ganz bewusst von weither
gekommen und die Schweiz als Ziel ihrer Reise gewählt haben, weil sie davon
überzeugt waren, dass sie nirgends auf der Welt Gerechtigkeit erfahren würden
als nur in Helvetien. Und tatsächlich kann Genf ohne Übertreibung als die
weltweite Hauptstadt der humanitären Organisationen bezeichnet werden.
Henry
Dunant, ein Jünger Jesu
Das alles begann interessanterweise
mit Henry Dunant, einem Kind der Genfer Erweckung. Er opferte alles, um die
Regierungen Europas an einen Tisch zu bringen. Zuerst waren es acht, dann zwölf
Staaten, die seine verrückt klingenden Paragraphen unterschrieben und sich dazu
verpflichteten, während den zukünftigen Kriegen die Sanitäter zu respektieren,
welche nicht nur die eigenen, sondern auch die gegnerischen Verwundeten
verarzten. Und dieser Mann – der durchaus auch seine Fehler hatte – sagte am
Ende seines Lebens: «Ich wollte nie etwas anderes sein als ein Jünger Jesu.»
Inzwischen sind durch das Rote
Kreuz in unzähligen Kriegen Millionen von Menschenleben gerettet worden, ganz
abgesehen von allen anderen Nebenwirkungen dieser bis heute einzigartigen
Organisation. Dass das «Rote Kreuz» aber ausgerechnet im Land des «Weissen
Kreuzes» entstand, hat nicht nur mit seinem Gründer, sondern mit der
Einzigartigkeit unseres Staates zu tun. Dieser ist nämlich, im Gegensatz zu den
meisten Ländern, nicht aufgrund eines Volkes entstanden. Wir sind kein
einheitliches Volk wie etwa die Deutschen oder die Italiener. Die Grundlage der
Schweiz war von Anfang an ein Bund, den sich die Väter vor über 700 Jahren
geschworen haben.
Ein
Bund der Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit
Buch «Die Schweiz und ihr Geheimnis»
Bei einer Mietänderung geschah
es, dass ich doppelt bezahlte. Das war mir gar nicht bewusst. Aber der
Hausbesitzer schickte mir am Neujahr eine Monatsmiete zurück. Das erstaunte
meine Freunde aus dem Ausland. Sie sagten: «Wenn das bei uns geschehen wäre, so
hätte der Hausbesitzer noch eine Miete dazu verlangt, weil er deine Schwäche
entdeckt und ausgenutzt hätte.»
Selbstverständlich, dass mir
die Steuern zurückbezahlt werden, die ich im Voraus zu viel bezahlt hatte?
Selbstverständlich, dass mir die Krankenkasse tatsächlich die Arztrechnungen
vergütet? Alles das erstaunt manche Neuankömmlinge. In vielen Ländern kann man
bis heute von so etwas nur träumen. Doch das geht letztlich alles darauf
zurück, dass unsere Väter in weiser Voraussicht schon bei der Staatsgründung
unter anderem schworen, dass sie keinem Fremden den Richterstuhl gegen Geld
geben würden. Oder anders gesagt: Den Kampf gegen Schmiergeld und
Vetternwirtschaft hat sich die Schweiz schon von Anfang an ganz zentral auf die
Flagge geschrieben. Und das zu einer Zeit, als sogar der Papst seinen Stuhl mit
Geld erkaufte.
Hauptkapital:
Gegenseitiges Vertrauen
Damit brachen die Schweizer
mit der vorherrschenden europäischen Kultur. Sie befanden sich damit aber nicht
nur in den Fussstapfen Jesu, der Ehrlichkeit und Treue bis in den Tod vorlebte,
sondern auch der alten Propheten. Schon im Gesetz des Moses (2. Mose, Kapitel 23, Vers 8)
steht ja: «Nimm kein Bestechungsgeld an! Denn das Bestechungsgeld macht den
Sehenden blind.»
Der Reichtum der Schweiz
beruht nicht auf natürlichen Bodenschätzen, sondern auf der Überzeugung, dass
jede Arbeit – und sei sie auch noch so unwichtig – mit aufopfernder Genauigkeit
und bester Qualität ausgeführt werden muss. Und aus dem gegenseitigen Vertrauen,
das aus einer derartigen Einstellung entsteht. Historiker haben genau diese
Einstellung «das protestantische Arbeitsethos» genannt, das viel zum modernen
Wohlstand Europas beigetragen hat.
Was
uns die Geschichte lehren würde …
Leider haben die meisten
modernen Schweizer nie von derartigen historischen Tatsachen gehört. Sie werden
in Schule und Medien gelehrt, dass Gott und die Kirche an allem Bösen in der
Geschichte Europas und der Schweiz schuld seien und gottlose Aufklärer die
moderne Welt gegen den Widerstand der Christen aufgebaut hätten. «Humanismus»
ist das Schlagwort. Der Mensch ohne Gott soll es sein, der die heile Welt
erschafft.
Die Geschichte lehrt genau das
Gegenteil. Und wenn wir ihr nicht glauben, werden wir alles verlieren, was wir
jetzt noch für selbstverständlich halten.
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