Rückbesinnung

Zurück zu dem Wurzel-Essen

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Das kleine Virus mit grossen Auswirkungen hat uns dazu gezwungen, viele Dinge loszulassen und uns mit dem Wesentlichen zu beschäftigen. Eine Frage stellt sich nun; ob wir weiterhin etwas entschleunigter und mit weniger Ablenkung den Alltag gestalten oder einen Rückfall in das umtriebige Konsumverhalten erleben.

Ein gängiges Bild wurde in dieser Zeit benutzt: Die Krisenzeit ist ein langer Marathon und nicht bloss ein kurzer Sprint. Nun, dies zeigt, lassen wir lieber ein paar Sachen liegen, als dass wir mit vollgestopftem Riesen-Rucksack probieren die Lebens-Strecke zu meistern.

Ein Marathon ist sehr grosses Kino, aber zumindest auf eine Wanderung könnten wir uns einlassen; mit leichtem Gepäck, weniger Geschäftigkeit und unnötigem Ballast.

Sich nur mit Nötigem ausrüsten und mal richtig ausrasten

Der Corona-Alltag stellt uns existentielle Fragen: Was brauche ich wirklich und worauf muss und kann ich jetzt verzichten? Wie kann ich aus dem Raster des üblichen Alltags aussteigen?

Auf der Lebens-Wanderung sind wichtig: Grund-Proviant, Schuhe / Kleidung, Gemeinschaft und … Wetterschutz – ja, da fängts schon an. Orientierungshilfe wär auch nicht schlecht.

Und dann gibt's viel NTH, «Nice to haves» (nett zu haben), die aber nicht lebensnotwendig sind: Schokolade, ein (bis zwei) Autos, ein Smartphone (kann als Navi genutzt werden, früher der Kompass), die Liste ist endlos ...

Handfeste Nahrung statt Designer-Food

In unsrer postmodernen Welt hat ein Wanderer nicht nur Brot mit Käse und vielleicht noch einen Apfel dabei. Nein, er braucht einen Wegwerfgrill oder eine Solarmikrowelle, die sein fettes Steak oder das neuste Vegan-Gericht hinzaubern kann, begleitet mit einem Prosecco und eleganten Plastikgläsern. Dass man bei der Rast grad noch die neusten Clips schaut, die man zugesandt erhalten hat, versteht sich von selbst.

Hebt er wieder den Kopf, fragt er sich dann – was machen wir eigentlich hier?

Zur Wanderplanung gehört der Einkauf, und dort zeigt sich beispielswiese, wieviel WC-Papier wir auf die Reise nehmen wollen. Haben wir jedoch nur das Nötigste dabei, so müssen wir weniger Gewicht schleppen, es ist kompakter, und wir müssen uns weniger darum sorgen, dass nichts kaputt geht.

Es wandert sich leichter durchs Leben.

Einzelner Wandervogel oder im Schwarm

Die Single-Haushaltungen haben in den vergangenen Jahren markant zugenommen. Als Einzelperson ist es auch bei einer Wanderung so; wenn du alleine unterwegs bist, so bist du auf dich zurückgeworfen. Es gibt mehr Zeit, um sich Gedanken über Gott und die Welt zu machen. Hältst du dich alleine aus? Welche Gedanken wälzt du? Was kannst du geniessen?

Eine Familien-Wanderung ist ebenso anspruchsvoll. Es heisst aufeinander Rücksicht nehmen, Freiräume schaffen und individuellen Bedürfnissen begegnen. Doch gerade jetzt hat sich gezeigt, wie wichtig zwischenmenschliche, persönliche Herzens-Beziehungen sind.

Lasst uns wieder mehr unsere Freundschaften, jedoch auch die flüchtigen Begegnungen im Alltag schätzen! Und mit dem Schöpfer-Gott zusammen weisst du: «You never walk alone!»

Umgebung gibt Unterstützung

Auch während der Selbst-Isolation konnte man allgemeine Dienste beanspruchen, die entlasten. So haben Restaurants Take-away-Angebote bereitgestellt, wie ein Brunnen mit klarem Trinkwasser, der plötzlich auf der Route auftaucht und hilft, dass wir nicht endlos Getränk mitschleppen müssen; oder eben mal nicht selber kochen müssen.

Auch Freunde wollen für uns da sein, wenn wir auf der Lebens-Wanderung nicht mehr weitergehen mögen. Die Corona-Wanderung hat gezeigt: Man unterstützt sich gegenseitig (Nachbarschafts-Hilfe), die Strassen und der Himmel sind ruhiger, die Luft ist frischer (weniger Abgase), und wir hetzen weniger von Termin zu Termin.

Weg damit!

«Simplify your life», das Ratgeber-Buch wurde ums Jahr 2005 zum Bestseller und zeigt das Bedürfnis, Überflüssiges loszuwerden und neuen Freiraum zu gewinnen. Der heutige Klassiker des Zeitfressers ist wohl das Smartphone, das uns von persönlichen Begegnungen oder handfester Kreativität abhält. Aber auch Kleiderhaufen, gefüllte Gestelle und Keller haben schönes Potenzial für Befreiung!

Es geht auch ohne Shoppen, Smartphone und Piercing. So geht sich leichter auf der Lebens-Route; oder wie der deutsche Plural-Ökonome Niko Paech sagt: «Souverän (frei) ist nicht, wer viel hat, sondern wer wenig braucht.»

Und her damit!

«Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?» Die alte Volksweisheit beschreibt, dass man nicht nur verzichten muss, sondern Naheliegendes entdecken kann, das mindestens so schön und erfüllend ist.

Durch den Rückzug, entstanden neue Lebensräume und ein Aufblühen:

• Die Natur erholt sich (der Mensch gehört auch dazu), weniger Schadstoffe etc.

• Wichtige, menschliche Bedürfnisse kommen zutage (Sehnsucht nach körperlicher Nähe, Seelen-Umarmungen etc.)

• Die Umarmung wird ein wertvolles Gut

• Es entstand ein Boost bei Gottesdienst-Besuchen (durch Live-Streams gibt's viel mehr Besucher)

• Etc.

Dieses «Wir-müssen-zuhause-bleiben» half auch das Übriggebliebene umso mehr zu geniessen und zu schätzen; leckere Mahlzeiten, geliebte Personen, Zeit für ein Gespräch, oder bei vereinzelten Spaziergängen, auch die hübsche Umgebung und wohltuende Bewegung. Und sowieso die Natur, wie der blühende Flieder: Der Duft in der Luft im Gegensatz zum Wohnungsmief.

So freuen wir uns auf der Lebens-Wanderung am einfach-schönen Dreiklang: Wohltuende Gemeinschaft, stärkende Nahrung und belebende Bewegung. Gott sei Dank!

Zum Thema:
Dossier «Coronavirus»
Hoffnung trotz Corona: «Mein Leben als Risikopatientin»
Online-Kommunikation: Praktische Tipps für Kirchen und Leiter
Tipps für den Corona-Alltag: Zuversicht in der Krise

Datum: 11.05.2020
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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