Falsche Vorhersagen

Endzeitprophet tut Busse

Für seine falschen Vorhersagen des Weltuntergangs bittet der US-amerikanische Radioevangelist Harold Camping um Entschuldigung. Der 90-Jährige hatte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder den «Jüngsten Tag» angekündigt.
Zuerst sollte es nach seiner Berechnung im Jahr 1994 stattfinden; dann datierte er den Weltuntergang auf den 21. Mai 2011. Schliesslich sagte er das Ereignis für den  21. Oktober 2011 voraus. Als die Termine ohne die angekündigten spektakulären Vorkommnisse verstrichen, erklärte er, die Ereignisse hätten «geistlich begonnen».

Der ehemalige Ingenieur ist Präsident des internationalen christlichen Radiosenders Family Radio. Jetzt zeige die Organisation Reue, berichtet die Online-Zeitung Christian Post. «Wir haben die schmerzhafte Lektion gelernt, dass die gesamte Schöpfung in Gottes Hand ist und dass er die Zeit zu seiner Zeit - nicht zu unserer - zu Ende bringen wird», heisse es in einer Erklärung der Radiomission. Es sei nicht nur falsch, sondern auch «sündig» gewesen, auf den angekündigten Terminen zu beharren. Man bitte Gott und die Menschen dafür um Vergebung.

Niemand weiss es

Man habe eingesehen, dass jene Christen Recht hätten, die an Bibelworte erinnerten, wonach niemand den Jüngsten Tag datieren kann. In der Heiligen Schrift spricht Jesus Christus wiederholt vom Ende der Welt. Als Zeichen nennt er Kriege und Kriegsgerüchte, Hungersnöte und Erdbeben, Christenverfolgung und das Auftreten von falschen Propheten. Jesus ruft seine Nachfolger daher zur Wachsamkeit auf. Zugleich warnt er davor, sich auf ein Datum festzulegen: «Von dem Tag aber und von der Stunde weiss niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater... Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt!»

Kommentar:

Kein Verfalldatum der Welt

Immerhin ist dieses Eingeständnis von Harold Camping ein erster Schritt auf Wiedergutmachung und eine löbliche Ausnahme. Üblicherweise verharren solche selbsternannten Propheten in ihren Irrtümern und flüchten sich in Ausreden.

Diese öffentliche Busse hat jetzt eine neue Diskussion unter Anhängern und Kritikern von Camping entfacht. Man zweifelt an der Aufrichtigkeit seiner Reue. Es ist schwierig, das beurteilen zu können. Der Ton seiner Entschuldigung zeigt mir, dass dieser Mann Reue zeigt. Er bezeichnet es als «eine schmerzhafte Lektion». Er hat Recht.

Immerhin keimt die Hoffnung auf, dass man daraus etwas lernen kann. Wenn jemand zweimal im Jahr Weltuntergangszenen verkündet und zweimal grandios scheitert, dann bringt das vielleicht ein paar Menschen zum Nachdenken. Eine Erkenntnis ist: Wer die Bibel studiert und kennt, der fällt nicht auf solches unsinniges Gerede herein.

Tragisch bleibt die Sache immer noch für die Leute, die Hab und Gut verkauft haben, um die «Aufklärungs-Kampagne» zum Weltuntergang finanzieren zu können. Das muss immer noch angeprangert werden: Die Entschuldigung Campings bezieht sich nur auf die falschen Prophezeiungen und nicht auf die Not, die er verursacht hat. Enttäuschte Anhänger, die psychische Probleme bekommen haben, die ihren Job im Vorfeld aufgaben oder ihre gesamten Ersparnisse verloren haben. Wie will Camping das wiedergutmachen?

Auch kein Trost: Den falschen Endzeitglauben haben nicht allein Sekten, die sich «Christen» nennen, für sich gepachtet. Auch in der Esoterik-Szene wird vor dem Weltuntergang gewarnt. Angeblich endet am 21. Dezember 2012 der Maya-Kalender und somit steht erneut ein Weltuntergangsdatum in der Agenda. Wie wir inzwischen ahnen: Kein Grund, die Weihnachtgeschenke nicht frühzeitig zu tätigen.

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Datum: 09.03.2012
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet / idea.de

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