Trotz Druck

Im Iran werden Hunderttausende Christen

Im Iran entschliessen sich Hunderttausende Muslime, Christen zu werden, obwohl sie mit Verfolgung durch die Islamische Republik rechnen müssen. Wie die Londoner Zeitung «The Times» berichtet, kann der Religionswechsel den Verlust von Familie, Arbeitsplatz und des Lebens bedeuten.

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Blick auf die iranische Stadt Yazd
Trotzdem werde die Zahl der Christen mit muslimischen Wurzeln inzwischen auf mehr als 500'000 geschätzt; in den nächsten Jahren könne ihre Zahl nach Einschätzung von Experten wie dem christlichen Hilfswerk Elam um Hunderttausende, wenn nicht Millionen anwachsen. 1979, zur Zeit der iranischen Revolution, seien weniger als 500 muslimische Konvertiten bekannt gewesen.

Gottesdienst auf Farsi unterbunden

Offiziell leben unter den 74,2 Millionen Einwohnern Irans 393'000 Christen aus orthodoxen Kirchen ethnischer Minderheiten wie der Armenier oder Syrer. Sie dürfen der Times zufolge Gottesdienste in ihrer Muttersprache abhalten, während der Staat immer stärker gegen Kirchengemeinden vorgehe, die Gottesdienste in der persischen Sprache Farsi anbieten. Sie würden entweder geschlossen oder gezwungen, ihre Versammlungen auf Farsi einzustellen. Viele ihrer Pastoren seien verhaftet worden. Betroffen seien pfingstkirchliche, anglikanische und katholische Kirchen.

Religionswechsel verboten

Nach dem islamischen Religionsgesetz Scharia, das im Iran gilt, kann der Übertritt von Muslimen zu einer anderen Religion mit dem Tode bestraft werden. Internationales Aufsehen erregt hat der Fall von Pastor Youcef Nadarkhani. Der 35-jährige frühere Leiter einer Untergrundgemeinde nahm mit 19 Jahren den christlichen Glauben an. Er ist wegen «Abfalls vom Islam» und «Verbreitung nicht-islamischer Lehren» zum Tode verurteilt und sitzt seit 2009 im Gefängnis von Rascht ein. Für seine Freilassung setzen sich führende westliche Politiker ein, darunter US-Aussenministerin Hillary Clinton und ihr deutscher Kollege Guido Westerwelle.

Christin muss wählen: Jesus oder die eigene Tochter

Doch Nadarkhani ist der Times zufolge kein Einzelfall. Insgesamt seien mindestens 14 christliche Gemeindeleiter wegen christlicher Aktivitäten in Haft. Seit Anfang 2011 seien im Iran mehr als 300 Christen festgenommen und verhört worden – manche nur für ein paar Stunden, andere für Wochen und Monate.

Viele würden aufgefordert, ihrem Glauben abzusagen. So sei es etwa einer jungen Mutter ergangen, die um das Sorgerecht für ihre zweieinhalb Jahre alte Tochter kämpfen musste. Ihr muslimischer Ehemann hatte sich von ihr scheiden lassen.

Nur wenn sie sich vom christlichen Glauben abwende und zum Islam zurückkehre, könne sie ihre Tochter wiederbekommen, machte ihr ein Familienrichter klar. Die Frau blieb trotzdem standhaft: «ich sagte dem Richter, dass ich Jesus niemals verraten werde. Da entschied das Gericht zugunsten meines Mannes und nahm mir meine Tochter weg.»

Wer Christ wird, verliert Arbeit und Wohnung

Das typische Vorgehen der iranischen Behörden gegen Christen mit muslimischen Wurzeln beschreibt der Elam-Mitarbeiter Mojtaba Mohamadi: Wenn Menschen im Iran zum Glauben an Jesus Christus kämen, eine christliche Gemeinde besuchten und dies bekannt werde, versuchten die Behörden, sie einzuschüchtern. Sie bestellten sie zum Verhör. Ausserdem verlören sie fast immer ihre Arbeitsstelle und ihre Mietwohnung. Auch der Ausbildungs- oder Studienplatz könne ihnen genommen werden. Die iranischen Behörden fürchten laut Mohamadi eines am meisten: internationale Aufmerksamkeit.

Webseite:
Open-Doors-Gebetskampagne für den Iran

Datum: 25.07.2012
Quelle: idea

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