Angst vor Islamophobie-Keule

Woher das «betäubende Schweigen» gegenüber Christenverfolgung?

Viele Menschen im Westen haben Mühe, ehrlich über die Verfolgung von Christen in aller Welt zu reden – aus Angst, es könnte als «Alibi für Islamophobie» gedeutet werden. Der anglikanische Priester und Journalist Giles Fraser analysiert und provoziert – und der britische Aussenminister spricht deutliche Worte.

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Zerstörte Kirche in Sri Lanka
In einem Artikel im «Guardian» nach den tödlichen Angriffen auf Kirchen in Sri Lanka am Ostersonntag fragt Giles Fraser, wo das «betäubende Schweigen» im Westen herkomme, obwohl Christen mit Abstand die meist verfolgte religiöse Gruppe der Welt sind.

Kontraste: Medienhype über Notre Dame

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Giles Fraser
Fraser kontrastiert den Mangel an Medieninteresse am Schicksal von Christen in Nordkorea oder dem Mittleren Osten mit dem Hype über das Feuer in der Notre Dame-Kathedrale in der letzten Woche. «Wir leben in einer der ernstesten Phasen der Christenverfolgung in der Geschichte, und die meisten Leute weigern sich, das zur Kenntnis zu nehmen», so Fraser. «Warum regt sich hier keiner auf? Wir kümmern uns viel mehr um das Feuer in einer berühmten Kathedrale als um diese Leute, deren Körper in Stücke zerrissen werden, wenn auch in architektonisch nicht so interessanten Kirchen.»

Wie wird das Christentum wahrgenommen?

Nach Meinung Frasers ist einer der Gründe die Art, wie das Christentum im Westen häufig wahrgenommen wird. «Woher der blinde Fleck – vor allem, wo uns so viele andere Formen der Unterdrückung doch lebhaft interessieren?»

Frasers Antwort: «Es geht nicht um einen Wettkampf. Aber ich glaube, dass auf einer unterbewussten Ebene der säkulare und fortschrittliche Westen denkt, dass das Christentum selber Schuld ist. Sie assoziieren Christentum mit Päpsten und ihren Armeen, mit Kreuzzügen und Inquisition, mit Antisemitismus, Imperialismus, Trump-Unterstützern und Abtreibungsgegnern.»

Christen zum Teil auch selbst Schuld

Christen im Westen helfen nach Fraser auch nicht gerade, wenn sie bereits bei kleinen Konflikten mit dem Gesetz «Verfolgung» schreien, wie bei der Verhaftung eines Strassenpredigers oder bei legalem Streit über Kuchen für schwule Hochzeiten. Wenn solche Ereignisse bereits als Verfolgung bezeichnet würden, werde dieser Begriff «entwertet»: «Das klingt schnell wie eine Manipulation, weil wir einen verlorenen Platz in der Kultur beklagen.»

Ausserdem sähen «rosige und wohlgenährte Bischöfe im House of Lords nicht gerade wie eine verfolgte Spezies aus», und es klinge leicht lächerlich, wenn sie über Christenverfolgung reden, meinte Fraser.

Angst vor der Islamophobie-Keule

Ein Hauptgrund für das beredte Schweigen der Welt sei aber: Wer gegen Christenverfolgung – vor allem durch Islamisten und in streng muslimischen Ländern – protestiert, wird schnell in einen Topf mit «anti-muslimischen Rassisten» geworfen. «Es ist einfacher, zum Mord an Christen zu schweigen, um bloss nicht mit denen im gleichen Atemzug genannt zu werden, die Muslime für alles verantwortlich machen. Aber das ist nicht gut genug», meint Fraser.

Zu den Morden in Sri Lanka mit 290 Toten hat sich nach neuesten Erkenntnissen eine Gruppe von Islamisten bekannt. Christen in Sri Lanka sind aber auch im Visier radikaler Buddhisten.

Christen bekennen – jetzt erst recht

Fraser schliesst mit der Feststellung und Herausforderung, dass, ungeachtet von Verfolgung und Angriffen, Christen ihren Glauben jetzt um so eindringlicher bekennen sollten, denn sie seien überzeugt, dass «Liebe schlussendlich über den Hass triumphieren wird». «Das bedeutet, dass Terrorismus nie das Bekenntnis der Guten Nachricht an Ostern ersticken kann. Gerade an Ostern hat die Finsternis nicht das letzte Wort», erklärt er und schliesst: «Darum sind ja die Leute an Ostern in Sri Lanka überhaupt in die Kirche gegangen, um die Botschaft zu hören, dass Christus auferstanden ist. Halleluja.»

Deutliches Zeichen des Aussenministers

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Der britische Aussenminister Jeremy Hunt
Der britische Aussenminister Jeremy Hunt sandte währenddessen einen «Fastenbrief» an 40 Christen in aller Welt, die an Verfolgung leiden. Der erste dieser Briefe ging an den Aktivisten Brother Andrew in den Niederlanden, Gründer der Hilfsorganisation «Open Doors».

«Als Mann des Glaubens bin ich bestürzt, dass 245 Millionen Christen weltweit als Folge ihres Glaubens Verfolgung leiden», erklärte Hunt. Er drückte aus, dass Grossbritannien in Solidarität mit unterdrückten Christen in aller Welt stehe und dass britische Diplomaten auch in Zukunft für sie eintreten würden wie für alle, denen das Grundrecht der freien Religionsausübung verwehrt werde.

Zum Thema:
Anschlagsserie in Sri Lanka: Bomben töten vor allem Christen
Wo Christen leiden: «Verfolgung schiebt die Kirche vorwärts»
Weckruf am Berner Bahnhof: 400 Aktivisten setzen ein Zeichen gegen Verfolgung

Datum: 25.04.2019
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet.ch / Christian Today

Kommentare

Mutmachender Artikel, dass England (auch Ungarn) offiziell so deutlich für die verfolgten Menschen Partei ergreift und sich für sie einsetzt! Nicht nur die Angst vor dem Islam, auch unsere wirtschaftlichen Interessen mit gleichzeitiger Gleichgültigkeit beeinflussen unser Schweigen! Trauen wir es Gott zu, dass durch unser Beten, Reden UND Handeln, noch viele andere Länder so deutliche Worte finden? Beten wir für echte Versöhnungsarbeit, damit diese Konflikte friedlich gelöst werden?
Vielleicht treten die oben beschriebenen Phänomene deshalb vermehrt auf, weil sich die christliche Mitte, die noch über den praktischen und historischen Wert ihres Glaubens weiss, zunehmend auflöst. So bekommen von den Rändern her fremdenfeindliche wie auch christenfeindliche Strömungen immer mehr Gewicht. Im neuen Vakuum der Mitte können dann so absurde, dem einst christlichen Abendland wesensfremde Situationen wie die Verhaftung eines Strassenpredigers oder der Streit um eine «Schwulentorte» entstehen. Hypes wie um Notre Dame haben mehr mit der heutigen Mediengesellschaft zu tun. Für Christenverfolgung fehlen diesem neuheidnischen Mix die Antennen, um darüber wirklich in Unruhe zu geraten.

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