Diktator Omar el-Bashir

Die Uhr tickt gegen Sudans Diktator

Deutlicher könnte der Vorwurf kaum ausfallen: «Völkermord!» Er richtet sich gegen den sudanesischen Diktator Omar el-Bashir. In Darfur und Südsudan zusammen sind über eine halbe Million Tote zu beklagen. Am 4. März 2009 plant der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen den Machthaber.

Es ist ein Trauerspiel sondergleichen. Seit 1989 hält sich der sudanesische Diktator Omar el-Bashir an der Macht. Im Südsudan starben durch Khartums Rassen- und Religionswahn rund zwei Millionen Schwarzafrikaner (zwischen 1983 und 2005). In Darfur waren es in den letzten acht Jahren bis zu 400'000 Menschen (Quelle: Welt, ZDF, Spiegel), zwischen 2,5 bis 4 Millionen sind auf der Flucht.

Weder die UNO noch die EU konnten nennenswert Einhalt gebieten. Eine Schande für das stolze Europa, das bei einem Internationalen Konflikt umgehend harsche Urteile fällt – sofern es die USA oder Israel als Schuldigen «identifiziert».

Den Haag: «Bashir auf die Anklagebank»

In den letzten fünf Jahren versprach die Regierung in Khartum regelmässig, die Milizen zu entwaffnen, nur um kurze Zeit später diesen den Rücken erneut zu stärken und mit Bombardements Tatsachen zu schaffen.

Als Luis Moreno-Ocampo, Chefankläger des Internationalen Gerichtshofs Den Haag, vor einem Jahr erklärte, er wolle el-Bashir vor Gericht zitieren, meldeten sich plötzlich diverse afrikanischen Staatsführer, die vorher angestrengt weggesehen hatten und meldeten Befürchtungen an, die Region könnte sich durch diesen Schritt «destabilisieren» - wie immer eine Gegend, in der ein Völkermord geschieht, noch weiter destabilisiert werden kann.

Wie kommt el-Bashir nach Den Haag?

Sollte am 4. März erstmals ein Haftbefehl gegen einen amtierenden Regierungschef erlassen werden, dürfte dieser Akt symbolisch bleiben. Denn die grosse Frage wäre, wer den Diktator «abholt». El-Bashir wird nie und nimmer freiwillig in Den Haag erscheinen. Die Weite des flächenmässig grössten Staats von Afrika lädt nicht dazu ein, den arabischen Regenten, der sich 1989 an die Macht putschte, «abzuholen».

Eher nächster Krieg statt Haft

Wahrscheinlicher sind zwei andere Szenarien. Szenario 1: Der Diktator zettelt einen weiteren Krieg an. Spätestens im Sommer 2011, erneut gegen den Süden des Landes. Dort leben schwarzafrikanische Christen und Animisten. Seit Januar 2005 ist ein Friedensabkommen in Kraft, das bis im Sommer 2011 dauert. Dann darf der Süden bestimmen, ob er ein eigener Staat werden will. Livenet.ch sprach vor Ort sowohl mit Einwohnern aller Schichten in verschiedenen Ortschaften und auch mit dem Präsidenten des Südens, mit Salva Kiir - keiner scheint mit dem Norden unter einem Dach bleiben zu wollen.

Spätestens nach der Abspaltung an der Urne dürften die Panzer Omar el-Bashirs wieder auffahren und die alten Antonov-Maschinen ihre tödliche Fracht wieder über den Dörfern des Südens abwerfen. Denn dass el-Bashir, der von einem grossarabisch-islamischen Reich phantasiert, den Süden - ein Gebiet das grösser ist als Deutschland und Frankreich zusammen - in einen eigenen Staat entlässt, ist undenkbar. Zumal unter der Savanne nicht ganz die Hälfte des Erdöls des Sudan liegt; und dieses wird das fundamentalistische Khartum nie und nimmer in die Hände von «Ungläubigen» geben.

Szenario 2 – Umgehend ein Krieg

Gunnar Wiebalck reist regelmässig in den Sudan, er ist Mitarbeiter der «Christian Solidarity International» (CSI). Mit spektakulären Sklavenbefreiungen machte dieses Schweizer Werk auf das Grauen im Südsudan aufmerksam.

Wiebalck hält einen viel früheren Krieg für wahrscheinlich: «El-Bashir wäre nachher geächtet, er könnte nicht mehr ins Ausland, ohne in Gefahr zu laufen, dass er verhaftet wird.»

Wegen dem Haftbefehl wäre er selbst im Sudan vogelfrei. «Da sind viele, die selbst an die Macht wollen, zum Beispiel verschiedene Islamisten.» Die würden wenig zimperlich um die Macht kämpfen und unter denen würden die jetzigen Kriegsbestrebungen sogar noch verschärft, schätzt Wiebalck die Lage ein. Mit Händen und Füssen würde el-Bashir sich wehren, vom «Thron» gestürzt zu werden: «Er würde wüten wie ein verwundetes Raubtier.»

Lesen Sie auch:
Darfur: Waffenruhe – oder grausames Spiel auf Zeit?
Afrikanische Staatsführer stellen sich vor Bashir – neue Offensive in Darfur
www.sudan.livenet.ch
Der Antrag zur Anklage gegen Bashir (112 Seiten)

Was kann man tun?

Beten …
- … für die Flüchtlinge, für die Hinterbliebenen und für Umkehr der Unterdrücker.
- … dass die UNO ihr Versprechen wahr macht und Einhalt gebietet.
- … für die Missionare, die im Sudan und umliegenden Ländern die Gute Nachricht weitergeben.

Verbinden:
In Verbindung treten mit Werken, die sich im Sudan engagieren. Zum Beispiel: www.csi-schweiz.ch oder www.opendoors.ch

Statistik – Genozid in der Region Darfur (Westsudan)

Tote: über 400'000 Menschen (gemäss ZDF und Spiegel)

Vertriebene: 2,5 bis 4 Millionen Menschen (Welt, epd, sda, UN-Schätzung)

Versklavte: noch keine Angaben; gemäss ARD und anderen Quellen passieren «Verschleppungen».

Das Morden geschieht seit 2003.

Statistik des Genozids im Südsudan

Tote: über 2 Millionen Menschen

Vertriebene: 5 Millionen Menschen

Versklavte Menschen: jetzt unter 200'000

Das Morden geschieht seit 1983; von Januar 2005 an via Sabotagen und Hungerkatastrophe.

Datum: 03.03.2009
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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