Muslimbrüder suchen Konfrontation

Moderate Muslime solidarisieren sich mit Christen

Ägypten wird von neuen Unruhen erschüttert. Mitten in der Unsicherheit über den weiteren Weg des Landes besinnt sich ein christlicher Islamgelehrter auf die Missionsaufgabe an den Muslimen. 

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Proteste von Kopten
Am Nil hat das Gedenken an den Sturz von Präsident Mubarak vor zwei Jahren ein breites Aufbegehren gegen das neue Regiment der Muslimbrüder gebracht. Wie Ende Januar 2011, lautet die Losung «Brot, Freiheit, Gerechtigkeit».

Der Ruf nach dem Lebensnotwendigen wird diesmal noch ungeduldiger als im Januar 2011. Hat sich doch die Versorgungslage unter den Muslimbrüdern akut verschlechtert, die Arbeitslosigkeit ufert aus und die ägyptische Währung stürzt ab. Obwohl in der Bruderschaft mehrheitlich privat erfolgreiche Unternehmer sitzen, versagen sie jetzt bei der Nationalökonomie.

Jene Massen, die von Freitag bis Sonntag in fast allen Städten auf die Strassen gingen, wurden mit scharfen, tödlich gezielten Schüssen empfangen. Nicht genug mit diesen vielen Toten und hunderten Verwundeten auf den Strassen und Plätzen von Kairo, Ismailia oder Suez; nun hat die Justiz ausgerechnet jetzt gleich 21 Todesurteile verhängt, die neue Unrast auslösten. Es ging um blutige Ausschreitungen von Fussballfans im Stadion von Port Said. Der harte Urteilsspruch ausgerechnet am Jahrestag der ägyptischen 11er Revolution musste Öl ins Feuer giessen.

Die Muslimbrüder scheinen jedoch diese Konfrontation zu suchen, um mit dem wachsenden Volkswiderstand gegen ihr Regime aufzuräumen. Mursi spricht bereits von einer «Konterrevolution» und verhängt aufs Neue den Ausnahmezustand, wie er unter Mubarak geherrscht hatte. Aber noch nie waren in Ägypten alle demokratischen Kräfte, Christen und moderate Muslime so solidarisch wie in dieser schweren Stunde.

Da hatten die Islamisten zum orientalischen Weihnachtsfest am 7. Januar dazu aufgerufen, Kopten und andere Christen ja nicht zu beglückwünschen. Doch Maher Kamal, der eben aus Ägypten zurückgekehrte Präsident der koptisch-orthodoxen Kirchgemeinde von Zürich-Dietlikon, berichtet genau das Gegenteil: «Ich habe früher nie so viele und so herzliche Glück- und Segenswünsche von Muslimas und Muslimen auf Weihnachten erhalten wie diesmal!»

Das gehört sich auch so. Würden Muslimbrüder und Salafisten mehr als auf ihre Hasspredigten auf den Koran hören, so fänden sie dort in der Sure Marjam (Maria) die Jesus bejahende Aussage: «Heil Dir am Tag Deiner Geburt!» In Kairo hat sich der koptische Pfarrer und Islamgelehrte Abuna Zacharia gerade jetzt die Aufgabe gestellt, Muslime von ihrer eigenen Religion her zu Jesus zu führen. Bisher waren es nur evangelikale Gemeinden und Missionen, die sich an diese ebenso schwierige wie gefährliche Aufgabe heranwagten.

Zum Thema:
Wieder Hoffnung für die koptischen Christen
Muslimbrüder-Beschwichtigungen
Unsichere Zeiten für Christen, Frauen und Demokraten

Datum: 28.01.2013
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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