Vermitteln statt verhaften

Ein Polizist kämpft mit der Bibel gegen Kriminalität Kenias

William Sifuna ist in seiner Heimatstadt als «predigender Polizist» bekannt. Denn er tut alles, was in seiner Macht steht, um Kleinkriminelle vor dem Gefängnis zu bewahren – und geht dabei oft eine Extrameile.

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William Sifuna (Mitte) im Gespräch mit Motorrad-Taxifahrern
Es ist ein ungewöhnlicher Polizist, der mittlerweile in der ganzen kenianischen Stadt Maralal bekannt ist: William Sifuna nutzt nicht nur einen weissen Kragen zu seiner Polizeiuniform, unter dem Arm trägt er auch immer eine Bibel. Denn um die Kriminalität zu bekämpfen, brauche es nicht unbedingt Waffen, sondern Respekt gegenüber dem anderen und Gott. «Wir schaffen das nicht allein, wie brauchen Gottes Eingreifen bei allem, was wir als Polizei machen», so Sifuna, der auch als «predigender Polizist» bekannt ist. Sollte ein Krimineller ihn aber im Gegenzug nicht respektieren und die Waffe zücken, würde er ebenfalls zur Waffe greifen. «Ich bin bereit, mich zu verteidigen, wenn Todesgefahr besteht. Aber ich ziehe Liebe und Vermittlung vor.»

Eine zweite Chance

Kriminalität tritt in der Kleinstadt von etwa 16'000 Einwohnern vor allem in Form von Viehdiebstahl auf. Und so handelt Sifuna nach einem ganz biblischen Prinzip: Er gibt insbesondere Kleinkriminellen eine zweite Chance, indem sie zurückgeben dürfen, was sie gestohlen haben. Dabei erwartet er aber, dass sie den Betroffenen um Vergebung bitten und schwören, dass sie nie wieder stehlen werden. Dies nicht nur verbal: Der Kleinkriminelle muss schriftlich darlegen, wie er es schaffen will, nicht rückfällig zu werden.

Auf diese Weise versucht der ungewöhnliche Polizist, die Gefängniszellen so leer wie möglich zu halten. «Bevor ich sie einsperre, nutze ich die Chance, ihnen zu predigen oder ihnen Ratschläge mitzugeben. Und wenn sie dann aus der kalten Zelle wieder rauskommen, gestehen die meisten und wenden sich von der Kriminalität ab.»

«Völlig neue Definitition eines Polizisten»

Auf dem Herzen liegt ihm aber vor allem die Vermittlung, denn viele Fälle könnten im Gespräch gelöst werden. «Die Strategie ist einfach: Ich höre ihre Seite der Geschichte, berate sie und vermittle in Bagatellfällen.» Denn in solchen Fällen würde es häufig um nichts anderes als häusliche Streitigkeiten gehen. «Ich gehe dem nach, selbst wenn es bedeutet, die Familie mit einzubeziehen.»

Er setzt sich auch für Kinder und Jugendliche ein, betreut unter anderem ein Kinderheim in Kilimambogo, in dem derzeit 31 Kinder wohnen. Und er macht soziale Arbeit in abgelegenen Teilen Samburus. All dies sei Teil der Aufgabe eines Polizisten. Nebenbei leitet William Sifuna auch noch den Lobpreis und predigt in der Elshadai Restoration Ministries Gemeinde in Maralal. Und sogar seine Polizeikollegen kommen immer wieder zur Seelsorge zu ihm. Und so bezeichnet ihn auch der Pastor seiner Gemeinde als «völlig neue Definition eines Polizisten».

Zum Thema:
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Datum: 20.09.2019
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / standardmedia.co.ke

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