Berner Oberländerin in Angola

Sie blieb auch während des Guerillakrieges

Seit 40 Jahren arbeitet Elisabeth Gafner in Angola. Für «SAM global» mit Sitz in Winterthur leistet sie wertvolle Rehabilitationsarbeit. Nach dem Bürgerkrieg sieht sie bis heute immer wieder Menschen, die ihre körperlichen Fähigkeiten wiedererlangen. Über ihre ganzheitliche Hilfe berichtet sie im Interview mit Livenet.

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Elisabeth Gafner mit einer einheimischen Familie (Bild: SAM global)
Livenet: Elisabeth Gafner, können Sie zunächst ein paar Angaben über sich machen?
Elisabeth Gafner:
Ich bin an einem wunderschönen Ort im Berner Oberland aufgewachsen und liebe die Berge bis heute. Ich wurde in der Landeskirche getauft und konfirmiert. Dies war damals allerdings nur Religion für mich und ich hatte keine persönliche Beziehung zu Gott. Mit 18 Jahren hat sich dies geändert, als ich mich für ein Leben mit Gott entschied.

Bald darauf erhielt ich durch verschiedene Umstände den Eindruck, dass ich nach Angola gehen sollte, hatte aber zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, was interkulturelle Arbeit eigentlich bedeutete. Doch mein Kindertraum passte dazu, denn dieser bestand darin, Krankenschwester zu werden und später in Afrika zu arbeiten. Im Jahr 1980 reiste ich zum ersten Mal nach Angola, wo ich nun schon 39 Jahre geblieben bin. Heute wohne ich im Süden Angolas, in der Stadt Lubango.

Wie sieht Ihre Arbeit in Angola aus?

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Elisabeth Gafner (rechts)
Meine Arbeit ist überaus abwechslungsreich. Ich habe lange als Krankenschwester gearbeitet und die Rehabilitationsarbeit aufgebaut. Viele Menschen in Angola sind körperlich behindert, doch Rehabilitation und Physiotherapie gab es lange Zeit keine. Bis heute bin ich in der Reha-Arbeit tätig und bilde Einheimische dafür aus.

Inzwischen bin ich die einzige Mitarbeiterin von SAM global in Angola und versuche, die Brücke zwischen den angolanischen Partnern und SAM global sowie Freunden und Gemeinden in der Schweiz aufrechtzuerhalten. Dies beinhaltet neben der Kontaktpflege vor Ort auch das Verfassen von Texten für Artikel. Das ist manchmal eine spannende Herausforderung, denn die Afrikaner sind gemäss meiner Erfahrung oftmals nicht sehr schreibfreudig.

Sie leben nun schon fast 40 Jahre in Angola, auch während des Bürgerkrieges haben Sie das Land nicht verlassen. Weshalb blieben Sie damals trotz grosser Gefahr?
Meine Berufung für Angola ist nicht an Umstände gebunden. Gott hat mich gerufen, Freuden und Leiden mit den Menschen vor Ort zu teilen und diese nicht zu verlassen, wenn es brenzlig wird! So verstehe ich auch die Bibel. Im Weiteren hat Gott mir diesen Entscheid ganz persönlich bestätigt.

Wie hat sich das Leben in Angola in diesen 40 Jahren verändert?
Als ich 1980 zum ersten Mal in Angola landete, befand sich das Land in einem Guerillakrieg. Diesen bekamen wir vor allem in ländlichen Gegenden, wo sich die Spitäler der Gemeinde befinden, zu spüren. Die Leute lebten in Angst und hatten wenig Vertrauen zueinander. Mit dem Frieden ist das gegenseitige Misstrauen weitgehend verschwunden und viele geben ihre Meinung offen kund.

Es gab während Jahrzehnten praktisch nichts zum Kaufen. Die Verkaufshäuser waren leer. Heute findet man mit Ausnahme von Spezialprodukten so ziemlich alles. Allerdings ist das Angebot für den Grossteil der Bevölkerung unerschwinglich. Technikgeräte kann man überall kaufen, Apparate und Systeme fallen jedoch immer wieder aus, manchmal sogar für längere Zeit.

Auf geistlicher Basis wurde der Glaube in der Kriegszeit viel intensiver gelebt. Heute gibt es viele Personen, die sich als Christen bezeichnen, aber die negativen Praktiken der Gesellschaft kopieren, zum Beispiel die Korruption. Allerdings hat die jetzige Regierung solchen Machenschaften den Kampf angesagt.

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Elisabeth Gafner, Konsulation in Mapunda (Bild: SAM global)
Erleben Sie eine Offenheit der Einwohner gegenüber Jesus Christus?
In Afrika glauben die Menschen an übernatürliche Mächte. Sie sind offen fürs Evangelium, aber auch für Sekten und Okkultismus. In Angola ist, soweit ich das sehe, kein Problem, am Sonntagmorgen mit der Bibel unter dem Arm unterwegs zu sein. Ich habe nie erlebt, dass deswegen jemand angepöbelt wurde. Wichtig ist allerdings der biblische Unterricht, damit die Menschen Jesus wirklich kennenlernen können.

Was berührt Sie bei Ihrer Arbeit?
Ich freue mich jeweils von Herzen, wenn Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung Besserung erfahren und wieder ein Ziel in ihrem Leben finden. Auch treffe ich immer wieder Menschen unterwegs an, welche im Rehabilitationszentrum Hilfe gefunden haben und jetzt voll und ganz in die Gesellschaft integriert sind. Zudem freue ich mich darüber, dass die Patienten in den Rehabilitationszentren auch geistlich begleitet werden.

Können Sie die eine und andere Geschichte erzählen, wo Einheimische durch Ihre Arbeit etwas mit Gott erlebt haben?
Henriques glaubte nicht an Gott, als er nach einer Schussverletzung mit Lähmungen an Beinen und Armen zu uns gebracht wurde. Während der Behandlungszeit hat er sein Leben Jesus anvertraut. Heute sind mehrere Personen der Familie aktive Mitglieder einer evangelischen Gemeinde.

Immer wieder staune ich darüber, dass Gott Menschen auch dann anrührt, wenn medizinisch nicht mehr viel Hoffnung besteht. Oftmals können sie körperliche Fähigkeiten wiedererlangen, was mich zutiefst begeistert.

Was ist Ihr Herzensanliegen?
Mein Herzensanliegen ist die Rehabilitation von Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung. Ein Dienst, welcher in Angola erst seit kurzem wirklich Form annimmt. Verschiedene Mitarbeitende konnten auf diesem Gebiet ausgebildet werden und heute suchen uns invalide Menschen aus vielen Teilen Angolas auf. Mit Gottes Hilfe haben bereits eine beträchtliche Anzahl Menschen ihre körperlichen Fähigkeiten zumindest teilweise wiedererlangt. Am Ende ist das Ziel, dass die einheimischen Verantwortlichen die Rehabilitationsarbeit mit Hingabe, Bestimmtheit und Motivation weiterführen und die Patienten auch weiterhin ganzheitlich betreut werden.

Webseite:
SAM global

Zum Thema:
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Datum: 24.12.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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