Young Leaders to Israel #1

«Niemand hat den vollen Durchblick im Nahen Osten»

30 Leiterinnen und Leiter aus Schweizer Kirchen und Werken reisen derzeit durch Israel, um das Land, seine Geschichte und seine Menschen besser kennenzulernen. Teil dieser Gruppe ist der Livenet-Chefredaktor Florian Wüthrich. Er gibt täglich Einblick in die Reise «Young Leaders to Israel».

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Adi Furrer (links) und Pesche Reusser, die Reiseleiter von «Young Leaders to Israel»
Initiiert hat die Reise Adrian Furrer, der mit «Mideast Tours» regelmässig Israelreisen durchführt. Er holte sich hierzu Pesche Reusser an die Seite, den Leiter des bekannten Jugendevents «Praisecamp», das Ende 2020 ein nächstes Mal in Basel stattfinden wird. Was war ihre Motivation, diesen Trip mit Schlüsselleitern aus der Schweiz zu organisieren? Darüber hat sich Florian Wüthrich zum Start der Reise in Tel Aviv unterhalten.

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Die Altstadt in Jerusalem (Bild: Pixabay)
Adi und Pesche, was ist das Ziel von «Young Leaders to Israel»?
Adi Furrer:
Unser Wunsch ist, der nächsten Generation von Leiterinnen und Leitern in der Schweiz ein greifbares, authentisches Bild von Israel zu vermitteln, um einen realen Bezug zur Thematik zu erhalten, die ja ständig in unseren Medien präsent ist. Dazu werden wir viele Orte besuchen, an denen Jesus gelebt und gewirkt hat, was immer eine besondere Kraft hat. Und dann treffen wir verschiedene Leute, um das Leben dort etwas zu entdecken – dies zum Beispiel mit dem Besuch eines Kibbutz oder einer jüdischen Universität. Wir werden uns mit Holocaust-Überlenden oder mit Soldaten an der Grenze zum Libanon unterhalten. Es wird also bestimmt nicht langweilig.

Pesche Reusser: Israel live zu erleben, ist für das Glaubensleben jedes Christen eine Bereicherung. Gewisse Geschichten aus der Bibel bekommen ganz neu Leben, wenn man sie vor Ort erlebt. Und nicht zuletzt geht es bei dieser Reise auch ums Networking unter den christlichen Leitern aus der Schweiz. Wir haben die Woche deshalb unter das Motto «Leader, Fun und Fellowship» gestellt. Da komme sicher auch ich mit meinem Netzwerk vom Praisecamp ins Spiel. Es ist meine Leidenschaft, wenn junge Leute zusammenkommen und neue Freundschaften entstehen können.

Die Meinungen zu Israel sind sehr kontrovers – es gibt sicher auch in dieser Reisegruppe Israel-Fans und Leute, die Israels Rolle etwas kritisch betrachten. Wie geht ihr damit um?
Adi:
Sicher wollen wir niemandem unsere Meinung aufzwingen, sondern vielmehr die Auseinandersetzung mit diesem Land ankurbeln. Als Christ bin ich auch immer noch suchend, was die Rolle von Israel angeht. Ich habe auch die Lösung für den Konflikt im Nahen Osten noch nicht gefunden. Niemand hat den vollen Durchblick im Nahen Osten. Für mich steht aber fest, dass Israel und speziell Jerusalem heilsgeschichtlich eine wichtige Bedeutung hat, wenn ich nur schon die Kapitel 9 bis 14 des Buchs Sacharja in der Bibel lese. Aber da gehen die Meinungen sicher auseinander, was auch okay ist. Von meinem Typ her mag ich es, Gegensätze zuzulassen und daraus zu lernen. Spannungen gehören nun mal zum (Glaubens-)Leben – die sollten wir nicht zu schnell auflösen.

Pesche Reusser, du hast die geistliche Leitung dieser Reise «Young Leaders to Israel». Wie interpretierst du diese Rolle?
Pesche: Die Horizonterweiterung steht für mich im Vordergrund. Es verändert das persönliche Bibelstudium, wenn man mal von Jericho nach Jerusalem gewandert ist, wo zum Beispiel die berühmte biblische Szene vom Barmherzigen Samariter spielt. Man bekommt eine dritte Dimension zu dieser Geschichte, wenn man den roten Sand dort gesehen und die Luft gerochen hat. Das kann eine ganz praktische und persönliche Hilfe beim Bibellesen und in der Jesus-Nachfolge sein. Meine Aufgabe ist also, die Leute auch auf eine geistliche Reise mitzunehmen. Ich freue mich zum Beispiel darauf, wenn wir im Garten Gethsemane in Jerusalem dann zusammen die Worte aus dem Neuen Testament lesen können. In den Kirchen suchen wir ja oft Bilder und Metaphern, um Dinge zu erklären, aber hier spürst und siehst du den Ort 1:1, was unglaublich stark ist.

Wenn ihr das Wochenprogramm anschaut – was ist ein persönliches Highlight, auf das ihr euch schon freut?
Adi:
Ich gehe immer wahnsinnig gerne auf den Golan an die Grenze zu Syrien. Dort hinüberzuschauen in ein Land, in dem 50 Prozent der Bevölkerung auf der Flucht und wo ein unfassbares Elend herrscht, ist schon ergreifend für mich. Gleichzeitig denke ich an die vielen Syrer in der Schweiz. Auch die liegen Gott am Herzen. Das ist vielleicht ein weiteres Ziel dieser Reise, dass wir ein Verständnis oder sogar eine Liebe für den Orient und die Menschen hier entwickeln können.

Pesche: Ein Highlight für mich ist die Jeep-Tour in der Negev-Wüste und das Baden im Toten Meer. Ich liebe Action und Bewegung.

Bemerkungen zur Serie:

Da die Teilnehmer dieser Israel-Reise einander grundsätzlich duzen, wird in dieser Serie grundsätzlich auf die Höflichkeitsform verzichtet (wie im Interview oben).

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Florian Wüthrich in Jaffa, der Altstadt im südlichen Teil von Tel Aviv.
Für Livenet-Redaktionsleiter Florian Wüthrich ist es der erste Besuch im Heiligen Land. Er wird sich in den kommenden Tagen täglich mit einem Bericht aus Israel melden. Die Reise mit «Mideast Tours» war auch für ihn kostenpflichtig. Bei der Berichterstattung und Gestaltung der Beiträge ist Livenet unabhängig und wahrt die journalistische Distanz.

Zum Thema:
Dossier Young Leaders to Israel
«Intel» im Land der Bibel: Israel enthüllt das intelligenteste Gebäude der Welt
Israel polarisiert: Wenn Debattieren das Beten ersetzt
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Datum: 29.11.2019
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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