Schulbücher in der Türkei

Christen und Juden sind «Ungläubige»

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Orthodoxe Kirche in Istanbul (Bild: Wikipedia / CC BY-SA 3.0)
Schulbücher in der aufstrebenden Türkei sind zuletzt radikaler geworden. Wurden Christen und Juden bislang traditionell als «Volk des Buches» bezeichnet, sind sie nun unter Erdogans Radikalisierungskurs «Ungläubige» geworden.

Nach Moskau stellt die Türkei mit Istanbul nicht nur die zweitgrösste Stadt Europas, sondern zählt mittlerweile mit 83,6 Millionen Einwohner die grössere Bevölkerung als Deutschland mit 83,19 Mio. – ein beachtlicher Teil davon lebt im asiatischen Teil der Nation, ansonsten wäre die Türkei nach Russland mittlerweile offiziell das zweitgrösste Land Europas. Und in diesem wird nun vermehrt in den Schulbüchern gegen Juden und Christen gehetzt.

Eine neue Studie zeigt, dass Schulbücher in der Türkei unter der Herrschaft von Präsident Recep Tayyip Erdogan feindseliger gegenüber Juden, Christen und Israel werden.

Die Recherche geht auf «Impact-se» zurück, ein Forschungsinstitut, das Schulbücher analysiert und beispielsweise Verbesserungen in Saudi-Arabien festgestellt hat oder dass die Schweiz mit 27 Millionen Franken Schulbücher unterstützt, die den Terror verherrlichen.

Juden und Christen als «Ungläubige»

Die Schulbücher in der Türkei werden nun vermehrt islamistisch und bezeichnen beispielsweise Juden und Christen als «Ungläubige». Man stelle sich das weltweite Echo vor, wenn in der Schweiz im Lehrplan 21 türkische Muslime als «Ungläubige» bezeichnet würden… Im umgekehrten Fall der an globalem Einfluss stark zulegenden Türkei spielt dies offenbar keine Rolle.

In früheren Jahren noch wurden Juden und Christen mit dem traditionellen Begriff als «Volk des Buches» bezeichnet. Neue Schulbücher jedoch beinhalten Herabsetzungen.

Laut dem Bericht «wird im Lehrplan der Zionismus verteufelt und er grenzt an antisemitische Botschaften, indem er einige jüdische Schulen in der Türkei nach dem Zweiten Weltkrieg als feindlich gegenüber der Unabhängigkeit des Landes beschreibt.»

Holocaust wird gelehrt

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Recep Tayyip Erdoğan
Die Studie erwähnte auch positive Aspekte, etwa dass der Holocaust dargestellt wird. Unter Erdogan eingeführt ist die Türkei nach Aserbaidschan das zweite Land mit muslimischer Mehrheit, das den Völkermord als Teil des obligatorischen Lehrplans aufnimmt.

Erdogan hat sich wiederholt auf den Holocaust berufen, wenn er über die Behandlung von Muslimen im heutigen Europa sprach.

Dem Bericht zufolge fallen die Änderungen im türkischen Lehrplan mit der Radikalisierung in türkischen Schulen nach dem gescheiterten Putsch im Jahr 2016 gegen Erdogan zusammen.

Schulbücher als Waffe

«Schulbücher wurden zur Waffe in Erdogans Versuchen, die türkische Gesellschaft zu islamisieren und ein nostalgisches Zeitalter der türkischen Vorherrschaft heraufzubeschwören», schrieb Marcus Sheff, CEO von «Impact-se», und fügte hinzu, dass seine Gruppe eine «zunehmende Dämonisierung Israels und antisemitische Verunglimpfungen» festgestellt habe.

In einem Schulbuch wird behauptet, dass Israel versucht, «Salomons Tempel» auf dem Berg Zion in Jerusalem zu rekonstruieren. Ein anderes beschuldigt das jüdische Schulnetzwerk «Alliance» und die Sportvereinigung «Maccabi», gegen die türkische nationale Unabhängigkeitsbewegung zu arbeiten.

Die Toleranz der Türkei im Bildungsbereich sei geschwunden, der Lehrplan sei radikalisiert worden. Der Dschihad wurde in die Schulbücher aufgenommen und zur «neuen Normalität» gemacht, wobei das Märtyrertum im Kampf verherrlicht wird, so der Bericht.

Osmanisches Reich verherrlicht

«Die Schulbücher scheinen keine Vorbehalte gegenüber ihrer Unterstützung für den Radikalismus anzubieten, der diesen Interpretationen des historischen Wiederauflebens innewohnt», heisst es in dem Bericht. «Es gibt eine Betonung von Konzepten wie der 'türkischen Weltherrschaft' und dem türkischen oder osmanischen 'Ideal der Weltordnung'. Dem Lehrplan zufolge erstreckt sich das 'türkische Becken' von der Adria bis nach Zentralasien.»

Der Bericht zeigt, dass der Lehrplan «eine antiamerikanische Haltung einnimmt und Sympathie für die Motivationen von ISIS und Al-Qaida zeigt» und fügt hinzu, dass der neue Inhalt «subtile antidemokratische Botschaften vermittelt, indem er ehemalige politische Verbündete als Terroristen bezeichnet und suggeriert, dass ziviler Aktivismus von verdächtigen kapitalistischen und ausländischen Mächten manipuliert wird.»

2020 – Jahr des Bildersturms

Im vergangenen Jahr zeigte Erdogan Begehrlichkeiten gegenüber der israelischen Hauptstadt. «Jerusalem gehört uns», sagte er und spielte darauf an, dass Jerusalem einst Teil des Osmanischen Reiches war.

Auch wandelte er die berühmte Hagia Sophia in eine Moschee um. Vorhänge wurden über ein Bild gehängt, das Maria und das Jesuskind zeigt.

Einige Zeit später folgte die «Kirche des Heiligen Erlösers in Chora» die zur «Kariye-Moschee» an die Direktion für religiöse Angelegenheiten übertragen und für muslimische Gottesdienste neu eröffnet wurde. Die «Kirche des Heiligen Erlösers in Chora» stammte aus dem 4. Jahrhundert – also noch vor der Gründung des Islam – und wurde in der Nähe des alten Konstantinopel als Teil eines Klosters errichtet.

Zum Thema:
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Datum: 25.03.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / World Israel News / Premier / CBN

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