daFOO singt über Flüchtlinge

«Easy-listening»-Texte sind nicht sein Ding

Das Flüchtlingsdrama spitzt sich zu. Bewegt von diesen Missständen entstand der Song «Overpaid» des Aargauers «daFOO», alias David Bhend. Der Song kontrastiert die westliche Partywelt mit dem aktuellen Flüchtlingsdrama. Auch sein neuster Song «Moving On» dreht sich um Schwieriges – und mündet in Hoffnung. «Livenet» sprach mit dem Sänger.

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David «daFOO» Bhend
Livenet: David Bhend, worum geht es im Song «Overpaid»?
David Bhend: Der Song schildert einen materialistischen Menschen, der im Geld versinkt. Er weiss gar nicht mehr, was er damit anfangen soll. Er ist total unglücklich und lebt in einer Partywelt. Bei ihm ist keine Seele und kein Leben mehr da.

Der Song ist nun mit der Flüchtlingskatastrophe in Zusammenhang gebracht, weshalb?
Als die Lyrik entstanden ist, war die Flüchtlingsthematik noch nicht stark in meinem Fokus. Vor rund eineinhalb Jahren, als ich dann die Ideen für das Video zusammentrug, wurde dieses Thema zu meinem Anliegen. Einerseits das Sehen, wie Flüchtlingsströme kommen und im Meer ertrinken und wir andererseits, die das im Fernsehen konsumieren. Mir ist das vorgekommen wie im «U2»-Song «Sunday Bloody Sunday» in der Textzeile: «We eat and drink while tomorrow they die» («Wir essen und trinken, während sie morgen sterben»).

Ist der Song heute aktueller als zu dem Zeitpunkt, als er verfasst wurde?
Es ist krass, wie das Thema zugenommen hat. Das Video ist vor eineinhalb Jahren entstanden. Es wird immer extremer und es ist in meinen Augen eine tragische Tatsache, dass man nur zuschauen und fast nichts machen kann. Ich hoffe, dass wir offene Herzen für diese Leute haben. Mir ist klar, dass nicht alle aufgenommen werden können. Aber mit Äusserungen, dass sie halt ertrinken sollen und wir die Grenzen schliessen sollen, habe ich Mühe. Da kommt mir Holocaust-ähnlich «Das Boot ist voll» in den Sinn, das ist sehr tragisch.

Werden Sie mit weiteren Songs «U2»-mässig bei solchen Themen bleiben?
Ich würde mich nicht als Polit-Rocker bezeichnen. Mich hat einfach dieses Thema berührt. Ich hatte das Gefühl etwas tun zu müssen und da schaue ich nicht auf Links oder Rechts. Viele politische Songs werde ich nicht verfassen, aber den einen oder anderen gesellschaftskritischen schon.

Was geht Ihnen bei den aktuellen Bildern durch den Kopf?
Ich fühle mich schlecht. Daheim habe ich einen Kasten voller Kleider. Ich bin nicht der Typ, der mit Heiland-Sandalen rumläuft. Doch für mich war es wichtig, etwas dagegen zu tun und nicht einfach zuzuschauen. Der Song ist ein kleiner Beitrag dazu.

Ihr neues Lied heisst «Moving on», worum dreht sich dieser Song?
Es ist ein Lebensthema von mir. Beginnend mit heissen und kalten Gefühlsduschen ist es ein Kampf um die Liebe, sich nicht verschütten lässt, für Paare vorwärts zu sehen, vergessen, was geschehen ist und sich nicht in Krisen wälzen. Es beinhaltet das Überwinden von persönlichen Krisen und es hat auch eine spirituelle Ebene, bei der es im Song um Gott geht.

Ein Lied, in welches Lebenshilfe eingeflochten ist?
Genau, es sind nicht «easy-listening»-Texte. Es geht bei mir immer um Lebensprobleme, Herausforderungen, Kampf um die Liebe und Vorwärtsgehen. Der Gehalt ist positiv, dass man es schafft – das zeigt auch das Video. Wir drehten es in der Festung in Aarburg. Ein Mädchen mit einer Fackel schafft den Weg aus dem Verliess.

Und die geistliche Dimension?
Es ist ein Worship-Song, ein Anbetungslied, ein Psalm. Es geht darum, sich nicht von den Umständen zuschütten zu lassen. Dass man nicht vor dem Leben kapituliert, sondern das Vertrauen auf Gott setzt. Und – das ist ebenfalls eine Botschaft der Psalmen – ein Zurückschauen, auf das, was Gott getan hat.

Musikvideo zu «Overpaid»:

Zum Thema:
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Datum: 05.09.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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