Privileg-Band

«Anbetungsmusik ist Gottes Wohnzimmer»

Die «Privileg-Band» aus Leipzig gehört zu den Pionierbands in Ost-Deutschland. Die Mitglieder der Band sind überzeugt, dass trotz vielen Möglichkeiten und Angeboten Jesus auch im heutigen Zeitalter den Unterschied ausmacht. Livenet unterhielt sich mit Johannes, Naemi, Micha und Björn von der Privileg-Band.

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Privileg Band
Livenet: Wie seid ihr auf den Namen «Privileg-Band» gekommen?
Johannes: Der Bandname Privileg oder Privileg-Band wurde schon 2003 vergeben. Gegründet haben wir uns aus der Jugendarbeit der evangelischen Gemeinde ELIM Leipzig heraus. Jeden Freitag trafen und treffen sich dort bis heute Jugendliche, um Gottesdienst zu feiern. Damals haben wir und einige andere die heutige Lobpreismusik und Bandarbeit in der Gemeinde aufgebaut. Schnell stellten wir fest, dass wir mehr als nur Freitagabend in der Jugendkirche spielen wollten. Ein Bandname musste her. So kam es, dass wir eines Freitagabends gemeinsam in der alten Waschküche neben dem Jugendraum beteten. Als wir unsere Augen öffneten, fiel der Blick auf eine alte Spülmaschine der Marke «Privileg». Möglicherweise war das mit ein Auslöser, der Band diesen Namen gegeben zu haben.

Zudem verbinden wir aber mit dem Namen, dass es uns ein Privileg ist, Gott zu kennen, als seine Kinder zu ihm zu gehören und als Priester zu seiner Ehre Musik machen zu können. Ende 2009 trennte sich die alte Besetzung. Im Sommer 2010 haben wir uns neu erfunden. Unter dem Arbeitsnamen Privileg Reloaded und dem Dazukommen von Videoproduzent und Drummer Björn und seiner Frau Naemi, war die richtige Rezeptur gefunden. Sie haben sich in der Band kennengelernt. 2014 kam dann unser heutiger Bassist Tobi dazu.

Was muss man über das Album «Nichts anderes» wissen?
Johannes: «Nichts anderes» ist ein Lobpreisalbum. Neben einigen Coversongs von Hillsong in deutscher Sprache, die uns im Übrigen sehr geprägt haben, und der Bearbeitung von «Was für ein Gott» mit Björns Rap, ist die CD die Antwort auf viele Nachfragen von Konzertbesuchern und Zuhörern. Da wir alle in festen Jobs steckten, wurde das Album über einen Zeitraum von einem Jahr aufgenommen und produziert. Erst gegen Ende der Produktion erschien der Song «Nichts anderes» am Horizont. Zuerst kam es uns wie eine Schnappsidee vor, als Björn uns die Rohfassung vorspielte. Wir hätten nicht gedacht, dass daraus der Titelsong der CD werden würde.

«Nichts anderes» ist für uns ein Abenteuer. Es ist die erste CD dieser Art, die wir rausgebracht haben. Wir haben sie selbst aufgenommen und selbst produziert. Wir sind überrascht und glücklich, wie viele positive Rückmeldungen wir bekommen haben und wie die CD für andere zum Segen wurde. Das macht uns sehr dankbar.

Könnt ihr ein, zwei Songs des neuen Albums vorstellen?
Naemi und Björn: «Nichts Andres» – dieses Lied ist in einer Stimmung entstanden, als Björn darüber nachdachte, dass es mehr tanzbares und lebensbejahendes christliches Musikgut geben sollte. Es geht darum, dass inmitten der vielen Angebote und Möglichkeiten unseres heutigen Zeitalters Jesus dennoch einen Unterschied macht, da am Ende uns nichts emotional so nachhaltig beeinflusst und prägt wie eine Begegnung mit ihm.
Micha: «Was für ein Gott» – Vor über 5 Jahren haben wir dieses Lied entdeckt. Es ist ein Hillsong-Cover, das wir nicht übersetzt haben, dem wir aber unsere persönliche Note gegeben haben, vor allem durch den selbst geschriebenen Rap. Es hat uns in verschiedenen persönlichen Herausforderungen begleitet, näher an Gottes Herz gebracht und beschreibt das, was Jesus für uns getan hat, so einfach und doch eindrücklich. Diese Kombination von persönlichen Erlebnissen, musikalischer Schönheit und der Beschreibung der Kernaussage des Evangeliums hat uns bewegt, mit vielen Freunden und Bekannten aus unserem Umfeld das passende Video zu machen, dass der eine oder andere kennt, ohne uns zu kennen. Um die Frage, ob es das Lied auch auf CD gibt, endlich mit «ja» beantworten zu können, durfte dieser «Klassiker» in minimal überarbeiteter Form auf der CD natürlich nicht fehlen.

Ihr stammt aus Leipzig; wie sieht das christliche Leben in eurer Stadt aus?
Naemi: Als Band sind wir in der Evangelischen Gemeinde Elim verwurzelt. Wir Musiker kommen aber aus vier verschiedenen Leipziger Kirchen zusammen. Trotz der Vielfalt von Gemeinden spürt man die Nachwehen der DDR-Zeit, in der wenige einer Kirche zugehörig waren und sich offen als Christen bezeichneten. So gehört leider nur ein relativ kleiner Teil unserer Stadt zu den regelmässigen Besuchern eines Gottesdienstes oder bezeichnet sich als gläubige Christen.

Umso mehr freut es uns, dass in den vergangenen fünf Jahren neben den etablierten Freikirchen und Landeskirchen neue kleinere Freikirchen wie zum Beispiel ein Ableger des ICF in Leipzig gegründet wurden. Aktuell gibt es demnach verschiedene Kirchen mit verschiedenen Ausdrucksformen, Ausrichtungen, Zielgruppen und Visionen, ein bunter Leib Christi, dessen Herzschlag lauter und spürbarer wird. Es bilden sich ausserdem Gebetsräume, die losgelöst von der Anbindung an Gemeinden Gott ehren und Menschen neu zum Gebet einladen wollen.

Inwieweit gehört ihr zu den Pionieren punkto Worship- und christlicher Musik in Ostdeutschland?
Naemi und Johannes: Privileg war es seit seiner Gründung wichtig, Anbetungsmusik mit einem hohen Anspruch an Ästhetik und Exzellenz zu kombinieren. Auch war und ist es immer das Ziel gewesen, über den Tellerrand der eigenen Gemeinde oder Stadt hinaus zu schauen. Es gibt sicherlich reichlich Lobpreisbands in Gemeinden, aber Bands, die gezielt auch ausserhalb ihrer eigenen Kirchen spielen und andere Gemeinden und Veranstaltungen supporten und das über so einen langen Zeitraum, kennen wir in unserer Gegend nicht allzu viele. Somit könnte man vielleicht den Begriff Pioniere verwenden.

Welche Feedbacks nach einem Auftritt bewegen euch?
Naemi: Mich persönlich bewegen Rückmeldungen von Menschen, die sich durch unsere Musik wirklich Gott nahen konnten, sich ihm zuwenden und ihn erkennen konnten. Das ist ein Geschenk, was nur der Heilige Geist geben kann. Es ist wunderschön zu sehen, wenn Leute anschliessend zu uns kommen und erzählen, dass sie etwas Neues erkannt haben oder in einem speziellen Bereich Heilung, Stärkung oder Wegweisung erfahren haben. Besonders berührend ist, wenn bei Einzelnen Dinge aufgebrochen oder wiederhergestellt wurden, die lange Zeit verschlossen oder kaputt waren, seien es seelische oder körperliche Leiden.

Was haben Menschen durch eure Musik erlebt?
Naemi: Eine Sache hat mich mal besonders bewegt, allerdings war die Reaktion sicher ein Zusammenhang aus unserer Musik und anschliessendem persönlichen Gebet. In Norddeutschland haben wir mal gespielt, wo Björn und ich anschliessend für jemanden gebetet hatten. Diejenige ist gläubig aufgewachsen, trug aber Verletzung und Enttäuschung in ihrem Herzen und erzählte uns von einer inneren Barriere, immer wenn sie beten wollte. Sie empfand es immer schrecklich und druckvoll, wenn Leute für sie beteten. Björn und ich gingen auf sie zu und fragten sie, ob wir für sie beten dürften. Sie sagte ja. Als wir wieder in Leipzig angekommen waren, schrieb sie mir, dass sie zum ersten Mal nicht in Tränen ausbrechen musste, als für sie gebetet wurde und dass sie zum ersten Mal beten konnte, als sie daheim ankam. Sie sagte einfach nur «Danke, Jesus.» Das hat Björn und mir Tränen in die Augen geschossen, weil wir beide das Gefühl hatten: «Dafür sind wir gemacht und das wollen wir weiterhin tun.»

Was ist euer Herzensanliegen?
Johannes: Für uns ist es ein Herzensanliegen, Menschen über unsere Musik mit Gott in Verbindung zu bringen. Das sowohl für Menschen, die Gott noch nicht kennen als auch für Christen. Bei unseren Konzerten holen wir die Menschen mit der Musik ab und richten dann ihren Fokus auf das Lob und die Anbetung hin zu Gott. Je nach Veranstaltungsausrichtung gibt es dazu verschiedenes Liedgut.
Naemi: Mein Herzensanliegen ist, eine neue Lobpreiskultur zu prägen. Ein neues Verständnis von Anbetungsmusik gestalten anhand biblischer Grundlagen. Ich glaube, dass wir in unseren Kirchen oftmals unvollständige und zum Teil auch verdrehte und falsche Vorstellungen vom Thema Lobpreismusik haben und wir würden uns wünschen mitzuerleben, wie ein neues Denken und ein neuer Geist entsteht – ein Geist, der den wahren und ursprünglich gemeinten Wert von Anbetungsmusik und dem Dienst sieht und ihn entsprechend einordnet, würdigt und ehrt. Wenn wir uns vorstellen, dass Gott tatsächlich im Lobpreis seines Volkes wohnt, wie in der Bibel beschrieben wird, dann ist das der Ort, wo er sich wirklich wohl fühlt und dann wird auch sein himmlischer Thron von Anbetungsmusik umgeben sein. Dann besitzt Lobpreismusik einen riesigen Wert für Gott! Das glaube ich zumindest ganz fest. Und allein der Gedanke daran, dass Anbetungsmusik sein Wohnzimmer ist, ändert den Blickwinkel völlig und somit auch die Art, wie wir anbeten. Dann sollte in diesem Bereich viel Herzblut, Leidenschaft und auch Ästhetik liegen, sowohl im innerlichen als auch äusserlichen Ausdruck.



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Datum: 09.10.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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