Gottes Kraft in uns

Sind Christen Stehaufmännchen?

Immer freundlich, immer hilfsbereit, immer zufrieden, immer dankbar – sollte so das Bild eines typischen Christen sein? Niemals auf dem Boden, niedergeschlagen, kraftlos? Nein, auf keinen Fall. Aber in gewissem Sinne sind Christen doch Stehaufmännchen…

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Stehaufmännchen
Meine kleine Tochter besitzt ein Spielzeugmännchen, das wir «Pipo» getauft haben. Pipo hat eine besondere Eigenschaft: Er kann nicht hinfallen, denn er ist ein Stehaufmännchen. Statt Beinen steht er auf einer beschwerten Kugel, und wenn unsere Kleine ihn also in die Ecke rollt oder auf den Kopf zu stellen versucht, stellt er sich immer wieder aufrecht hin.

Immer ein Stehaufmännchen?

Ich habe schon oft Christen gehört, welche die Meinung vertreten, dass Christen Alleskönner sind, die stets freundlich und zufrieden sein sollten. Sie zitieren Bibelverse wie «Nichts ist mir unmöglich, weil der, der bei mir ist, mich stark macht.» (Philipper, Kapitel 4, Vers 13) oder «Freut euch, was auch immer geschieht; freut euch darüber, dass ihr mit dem Herrn verbunden seid! Und noch einmal sage ich: Freut euch!» (Philipper, Kapitel 4, Vers 4) Sie ziehen aus diesen Versen, dass ein Christ immer fröhlich sein sollte, immer aufrecht gehen, immer Kraft ausstrahlen sollte – halt ein Stehaufmännchen sein sollte. Doch ist das wirklich so? Erwartet Gott von uns, dass wir immer ein breites Lächeln auf dem Gesicht haben, egal, wie dreckig es uns gerade geht?

Gott hat Verständnis…

Sicherlich nicht, das wäre ja auch nicht authentisch. Gott hat vielmehr Verständnis dafür, wenn wir auch einmal müde werden, depressiv, kraftlos, kurz vor dem Aufgeben. Als Elia nach seinem grossen Sieg über die Baal-Priester und sein Hammererlebnis mit Gott fliehen musste, fiel er in eine tiefe Depression. 1. Könige, Kapitel 19, Verse 3 und 4 beschreiben es: «Da packte Elia die Angst. Er rannte um sein Leben und floh bis nach Beerscheba ganz im Süden Judas. Dort liess er seinen Diener, der ihn bis dahin begleitet hatte, zurück. Allein wanderte er einen Tag lang weiter bis tief in die Wüste hinein. Zuletzt liess er sich unter einen Ginsterstrauch fallen und wünschte, tot zu sein. 'Herr, ich kann nicht mehr!', stöhnte er. 'Lass mich sterben! Irgendwann wird es mich sowieso treffen, wie meine Vorfahren. Warum nicht jetzt?'» Vergessen war, dass Gott ihm gerade erst Rückendeckung gegeben und seine göttliche Stärke und Macht bewiesen hatte.

…und kümmert sich

Und Gott? Der liess ihn nicht einfach unter dem Strauch liegen. Er sagte nicht: «Oh Mann, Elia war als Prophet echt ein Fehlgriff, wenn er sich so hängen lässt…» Nein, Gott schickte einen Engel, der ihm zu Essen und zu Trinken gab. Zweimal. Und dann schickte er ihn auf den Weg zum Berg Horeb, wo Elia Gott hautnah erleben durfte. Und einen neuen Auftrag erhielt.

Ratlos, aber nicht verzweifelt

Gott hat Geduld mit uns, selbst wenn wir aufgeben wollen oder sogar aufgegeben haben. Wenn uns Schuld oder Trauer niederdrückt, wenn wir einfach keine Kraft mehr haben, um weiterzugehen. Und nicht nur das, er schickt uns Ermutigung. Vielleicht durch einen lieben Besuch, ein ermutigendes Wort am Radio oder eine aufgeblühte Rose im Garten – oder vielleicht durch seelsorgerliche Gespräche. Auch Paulus erlebte das in seinem Leben und schrieb (2. Korinther, Kapitel 4, Verse 8 bis 10): «Die Schwierigkeiten bedrängen uns von allen Seiten, und doch werden wir nicht von ihnen überwältigt. Wir sind oft ratlos, aber wir verzweifeln nicht. Von Menschen werden wir verfolgt, aber bei Gott finden wir Zuflucht. Wir werden zu Boden geschlagen, aber wir kommen dabei nicht um. Tagtäglich erfahren wir am eigenen Leib etwas vom Sterben, das Jesus durchlitten hat. So wird an uns auch etwas vom Leben des auferstandenen Jesus sichtbar.»

Froh und dankbar, unabhängig der Umstände

Es ist normal für jeden Menschen, somit auch für jeden Christen, Momente oder Lebensphasen zu haben, in denen man niedergeschlagen ist, trauert oder kraftlos ist. Doch gerade in diesen Momenten ist es wichtig, sich wie Paulus daran zu erinnern, dass wir ratlos sein können, aber keinen Grund haben zu verweifeln. Wir können zu Boden geschlagen werden, aber wir werden nicht umkommen. Warum? Weil wir Gottes Kinder sind und Gott lässt seine Kinder nie im Stich. Er wird einen Weg finden, um uns wieder auf die Beine zu bekommen. Damit jeder erkennen kann, «dass die ausserordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst», wie Paulus im Vers 7 schreibt. Und deshalb dürfen wir auch, wie vorher beschrieben, allezeit dankbar sein und uns freuen. Nicht mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, sondern mit dieser inneren Freude, einer inneren Gelassenheit, die sich nicht an den aktuellen Situationen und Umständen aufhängt, sondern die sich an Gott hängt und an das Wissen, dass Gott die Situation in seiner Hand hält, kontrolliert und schon den Ausweg und die Lösung kennt.

Gottes Kraft hilft auf

Diese Kraft Gottes, die in uns lebt und wirkt, ist wie die beschwerte Kugel vom «Pipo». Sie ist es, die uns wieder auf die Beine bringt. Nicht wir selbst, unser Können, sondern Gott wird uns – zu seiner Zeit – helfen. Das kann mal länger, mal kürzer dauern. Aber in diesem Sinne sind wir Christen eben doch wie Stehaufmännchen: Gottes Kraft, die in uns wirkt, wird uns wieder aufhelfen. So wie bei Elia und bei Paulus.

Zum Thema:
Die Kunst des Aufstehens: Mit Widrigkeiten umzugehen, ist lernbar
Samuel Koch – Zwei Leben: «Ich entschied mich: gib nicht auf!»
Der entscheidende Faktor: Resilienz - mehr als ein Modewort? 

Datum: 01.04.2017
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet

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