Mit Jesu Augen und Herz

Eine britische Schauspielerin in Brasiliens Jugendgefängnissen

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Cally Magalhães (Bild: Tearfund)
Cally Magalhães arbeitet seit über 20 Jahren als Missionarin in Brasilien. Ihre Berufungsgeschichte ist ebenso erstaunlich wie ihre aktuelle Arbeit: Durch Psychodrama verhilft sie jungen Straftätern zu einer besseren Zukunft.

Erfolgreich, verwurzelt, aktiv – eigentlich gab es nichts, was Cally Magalhães aus ihrer britischen Heimat gezogen hätte. Sie war erfolgreiche Schauspielerin am Theater, aktiv in einer lokalen Kirche involviert und hatte ansonsten keine grossen Pläne – bis auf einen: «Ich wusste einfach, dass ich Gott irgendwo in der Welt dienen sollte, aber ich wusste weder wo noch warum.»

Bis sie 1994 einen Artikel las. Er handelte über Strassenkinder in Sao Paolo, die häufig in Tunneln unter den Strassen schlafen, um sich vor der korrupten Polizei oder Kinderschändern zu verstecken. Doch durch die heftigen Regenfälle in Brasiliens Sommer füllen sich diese Tunnel oft ganz plötzlich mit Wasser, so dass die Kinder manchmal in der Nacht ertrinken. «Ich las das und weinte, weinte, und weinte…», erinnert sich Cally. «Ich war fest davon überzeugt, dass das nicht geschehen darf, und Gott berührte mein Herz. In dem Moment wusste ich, dass Gott mich berief.»

In den Slums

Doch es brauchte noch einige Zeit, bis sie wirklich überzeugt war. Sie sprach doch gar kein Portugiesisch und war so in ihrer lokalen Gemeinde involviert… Aber als Gott ihr Brasilien weiter ans Herz legte, war sie bereit und flog in das südamerikanische Land. Zunächst arbeitete sie in den Slums, von denen manche so schlimm sind, «dass man noch nicht mal den eigenen Hund dort leben lassen würde». Direkt in ihrer ersten Woche wurden neun Leute in ihrer Favela, wie die Slums dort heissen, umgebracht. «Aber ich hatte keine Angst. Ich spürte innerlich Frieden, weil ich am richtigen Ort war.»

Psychodrama

Das war 1998. Mittlerweile ist sie über zwei Jahrzehnte in Brasilien, verheiratet und Mutter von zwei Söhnen. Doch aktuell hat sie zusammen mit ihrem Mann eine andere Arbeit begonnen – die ihren ursprünglichen Beruf beinhaltet. Sie arbeitet mit jungen Häftlingen und möchte dazu beitragen, dass diese nach ihrer Haft nicht in die alten Verhaltensmuster zurückfallen. Hierfür nutzen Cally und ihr Team das «Psychodrama»: Die Teilnehmer werden in Gruppen aufgeteilt und spielen ihre Verbrechen nach. Dabei nehmen sie jedes Mal unterschiedliche Rollen ein, etwa die des Opfers, des eigenen Elternteils oder eines Polizisten. Ziel ist, dass sie die Perspektiven der anderen und deren Gefühle besser nachvollziehen und verstehen, dass durch richtige Entscheidungen eine gute Zukunft auf sie wartet.

«Es ist fast so, als ob ihr Gehirn neu verkabelt wird», erklärt Cally. «Wenn sie diese Szenen als ihre Mutter oder als Opfer oder als Polizist durchspielen, fällt plötzlich der Groschen, was nicht unbedingt passiert, wenn sie einfach nur dasitzen und mit einem Psychologen reden (…). Es ist, als ob sie zum ersten Mal verstehen, was für Konsequenzen ihre Taten haben und sie können so nicht weiter machen, weil sie verstehen, dass es falsch ist.» Und das wiederum hilft ihnen, in der Zukunft bessere Entscheidungen zu treffen.

Erfolgreich – und ohne Angst

Dass dieses Programm – das «Eagles Proyect» (dt. Adler-Projekt) – erfolgreich ist, zeigen nicht zuletzt die langen Wartelisten. Laut Cally liegt es insbesondere daran, dass sich die jungen Häftlinge hier angenommen fühlen; «…sie fühlen sich geliebt und sie sehen, dass andere Leute ihnen freundlich gesinnt sind, mit ihnen gehen wollen und sie nicht wegen ihrer Vergangenheit verurteilen. Das ist etwas sehr Bewegendes, wenn du im Gefängnis bist.»

Als Frau in den Jugendgefängnissen Brasiliens zu arbeiten, ist nicht einfach und vor allem nicht ungefährlich. Doch auch hier hat Cally eigentlich keine Angst. Sie sei einfach davon überzeugt, dass sie sich «im Zentrum von Gottes Willen» befindet und dies sei «der sicherste Ort überhaupt». «Der letzte Mensch, mit dem Jesus gesprochen hat, war der Kriminelle am Kreuz. Wenn ich diese Arbeit tue, fühlt es sich oft gar nicht so an, als ob Cally am Arbeiten ist. Es ist Jesus in mir drin, der mir seine Augen und sein Herz für diese Leute schenkt.»

Zum Thema:
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Datum: 08.01.2021
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Christian Today

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