Erweckung vor Ort

«Corona hat meinen Fokus verändert»

Zoom
Hanspeter Nüesch
Vor Corona war der ehemalige «Campus für Christus»-Leiter Hanspeter Nüesch in vielen Ländern der Welt unterwegs war, um Christen zum Gebet für die Heilung ihres jeweiligen Landes zu verbinden. Doch nun gewann er einen neuen Blick fürs Lokale. Hier berichtet er von seinen Entdeckungen:

Corona hat meinen Fokus verändert. Während ich vor Corona in vielen Ländern der Welt unterwegs war, um Christen mit unterschiedlichen Hintergründen miteinander zum Gebet für die Heilung ihres jeweiligen Landes zu verbinden, war mein Wirkungskreis nun plötzlich eingeschränkt. Dafür gewann ich einen neuen Blick für meine Nachbarn, für unser Dorf und unsere geographische Region.

Vor allem über meine Hobbies lernte ich in den vergangenen Monaten viele Leute besser kennen. Dabei realisierte ich, wie einfach es seit Corona geworden ist, über Gott und den Sinn des Lebens zu sprechen. Die persönliche Begegnung von Mensch zu Mensch hat für mich seither einen neuen Stellenwert erhalten.

Mit dem Hobby in Kontakt zu den Mitmenschen kommen

Mein Hobby als Strahler, als Finder und Liebhaber von Kristallen, hat mir die Gelegenheit gegeben, bei Vorträgen und Exkursionen über den Schöpfer all der wunderbaren Kristalle und über gemachte Gotteserfahrungen beim Strahlern zu sprechen. Während einer Exkursion fand eine Frau, die noch nie einen einzigen Kristall gefunden hatte, ein grosses, aus lauter Kristallen zusammengesetztes Herz. Andere fanden perfekt geformte Kristall-Igeli, sodass auch sie sagen mussten, dass das kein blosser Zufall war. Immer wieder besuchen uns Eltern mit ihren Kindern, die sich für Kristalle und Versteinerungen interessieren. Sie dürfen dann immer auch etwas Schönes mit nach Hause nehmen. So sind gute Kontakte entstanden, die weitergehen.

Auch das Sammeln von Pilzen hat uns geholfen, den Kontakt mit unseren geographisch Nächsten zu knüpfen. Sei es, dass wir bei einem grösseren Fund Pilze an die Nachbarn verschenken oder wenn wir die von unserer Dorfbevölkerung gefundenen Pilze auf ihre Essbarkeit kontrollieren.

Durch den verordneten Coronastopp ist mir mehr denn je bewusst geworden, dass wir die Welt mit der Guten Botschaft der Liebe und Versöhnung Gottes nur erreichen können, wenn dies jeder Einzelne in seinem persönlichen Umfeld tut.

Was der Besuch eines Pizzakuriers auslösen kann

Anfangs dieses Jahres fühlte ich ein starkes Reden Gottes: Ich erkannte, dass es wichtig ist, Zweierschaften und kleine Hausgruppen zu bilden, die gemeinsam beten, einander beistehen und so für ihre Umgebung Salz und Licht sein können. Ich hatte zugleich den Eindruck, dass Gott uns die schon lang ersehnte geistliche Erweckung schenken möchte, wenn er nur genügend Freunde findet, die seinen Sohn über alles lieben und mit denen er seine Freundschaft teilen kann. Auch empfand ich das Mitleiden unseres Vaters im Himmel mit den verängstigten, zunehmend orientierungslosen Menschen, die darniederliegen wie Schafe, die keinen Hirten haben, – verbunden mit der Not der fehlenden Erntearbeiter. Ich betete zu Gott: «Wenn du willst, dass ich diese Glaubensvision verbunden mit dem Aufruf zur Heiligung und zum gemeinsamen Gebet für Erweckung einer grösseren Schar Personen weitergebe, dann musst du mir ein sehr deutliches Zeichen geben.»

Nach Ostern klingelte es überraschend an der Tür. Ich spielte gerade mit meiner Enkelin. Draussen stand ein mir unbekannter Pizzakurier mit fremdländischem Aussehen. Er habe für mich eine Botschaft von Gott erhalten, berichtete er. Ich hätte den Auftrag, die Christen in unserem Land für das Gebet zu zweit und in kleinen Gruppen zu mobilisieren. Gott habe mir dazu ein Netzwerk gegeben. Gott wolle durch persönliche Heiligung, die Verkündigung von Gottes Wort und das überführende Wirken des Heiligen Geistes eine Erweckung schenken.

Da das Wort dieses unbekannten Bruders mit dem übereinstimmte, was ich von Gott zu hören geglaubt hatte, gebe ich seit dieser Begegnung regelmässige Gebetsnews in dieser Richtung heraus, die auf ein erstaunlich grosses Echo stossen.

Ein Buch, wie gemacht für unsere Zeit der Pandemie

Gott hatte mich auf diesen Dienst vorbereitet. In der Anfangsphase der Pandemie war ich gebeten worden, ein Vorwort zum Buch «Rees Howells – Leben eines Fürbitters» von Norman Grubb zu schreiben. Ich kenne kein besseres Buch zum Thema der Fürbitte. Insbesondere seine Erfahrungen während der letzten grossen Pandemie, der Spanischen Grippe, sind mutmachend. Sie lösten ein grösseres Erweckungswirken im südlichen Afrika aus. Mutmachend sind auch die in späteren Jahren gemachten Erfahrungen mit seiner Bibelschule in Swansea/Wales während des Zweiten Weltkrieges und rund um die Gründung des Staates Israel. Rees Howells sagt es so: «Fürbitte heisst teilhaben an der Weltregierung Gottes.» 

Während des Schreibens des Vorwortes wurde mir klar, dass zielgerichtete Fürbitte nie wichtiger war als jetzt, und dass wir uns in diesem Dienst mit anderen Fürbittern in Zweierschaften und kleinen Gruppen zusammenschliessen müssen, um einander zu ermutigen. Gemeinsam erkennen wir besser, was Gottes Wille ist, weil unser Gebet dann das gemeinsame Ganze des Reiches Gottes im Auge hat und sich weniger um unser eigenes Reich dreht.

Die Herrnhuter als Vorbild

Geprägt hat mich in den letzten Jahren auch das Studium der Herrnhuter Brüdergemeine unter Graf Zinzendorf (1700 bis 1760). Schon unser Hochzeitslied stammte vom Gründer der Bewegung. Meine neuerliche Beschäftigung mit ihm wurde ausgelöst durch die Anfrage, in Herrnhut über Fürbitte und Mission zu lehren. Die Herrnhuter leben das gemeinsame Leben vorbildlich. Nur im geschwisterlichen Miteinander seien die Christen fähig, der Welt zu dienen. Graf Zinzendorf postulierte: «Es gibt kein Christentum ohne Gemeinschaft.» Und diese Gemeinschaft kann gemäss ihm verwirklicht werden, wo sie sich «um ihren Herrn versammelt, ihm ihre Lieder singt, ihre Gebete bringt und seine Nähe in Wort und Sakrament erfährt».

Berthelsdorf

Zoom
Die lutherische Kirche in Berthelsdorf
In der lutherischen Kirche in Berthelsdorf versöhnten sich am 27. August 1727 im Rahmen einer Abendmahlsfeier die über Glaubensfragen zerstrittenen Herrnhuter miteinander. Sie schrieben darüber: «Der Heilige Geist ist über uns gekommen. Wir lernten lieben.» Dieses Erweckungshandeln Gottes bildete den Start der Herrnhuter Brüdergemeine, des 7/24-Gebets und ihrer weltmissionarischen Ausrichtung.

Die Herrnhuter trafen sich seit Anbeginn regelmässig in kleinen Gruppen, die sie Chöre nannten, und die gemäss ihres gottgegebenen Auftrags zusammengestellt wurden. Dabei betonte Graf Zinzendorf, dass man die Freude des Glaubens nicht für sich behalten darf. Neben der Einrichtung eines 7x24 Stunden-Gebetes wurde auch die Mission unerreichter Völker ein wichtiger Brennpunkt der Brüdergemeine. Zinzendorf sagte dazu: «Das Herz des Missionars ist von Christus getroffen. Nun sucht er seine Brüder unter den Heiden in die Freude der Christusgemeinschaft hineinzuziehen.» Zinzendorf betonte: «Bruder sein und das Werk der Heidenmission zu fördern, ist ein und dasselbe. (...) Die 'Einheit der Brüder' und das Werk der Mission sind untrennbar miteinander verbunden. Es kann keine Brüderkirche geben ohne Heidenmission, noch eine Brüdermission, die nicht Sache der ganzen Kirche ist.»

Zinzendorf betonte, dass die vertikale Beziehung zwischen Mensch und Gott und die daraus geschenkte heisse Gottesliebe die Voraussetzung dafür sei, wieder andere Menschen mit dieser Liebe anzuzünden. Die Beziehung zu Gott und die Beziehung zu unseren Mitmenschen bildeten für ihn eine untrennbare Einheit.

Fazit

Als Folge des erwähnten Aufrufs zum gemeinsamen Gebet haben wir viele neue Geschwister kennengelernt, die uns mit ihrer geistlichen Strahlkraft und ihrer Entschlossenheit, in der Fürbitte für eine Erweckung dranzubleiben, eine grosse Ermutigung sind.

Gott ist auch in unserem Land am Vorbereiten eines grösseren Geisteswirkens. Immer mehr Kreise beteiligen sich am gemeinsamen Gebet für Erweckung und an der Erfüllung des Missionsauftrags. Vieles, das man uns erzählt, erinnert an den Beginn von Gottes Erweckungshandeln in der Vergangenheit.

Dieser Artikel erschien zuerst im Forum Integriertes Christsein.

Vreni & Hanspeter Nüesch im Livenet-Talk

Zoom
Vreni & Hanspeter Nüesch (Foto: Yannick Spriessler)
Am Dienstag, 31. August 2021, sind Hanspeter & Vreni Nüesch zu Gast im Livenet-Talk. Marco Jörg besuchte die Pioniere der jüngeren Schweizer Kirchengeschichte in ihrem Garten in Boppelsen AG. Sämtliche Talks sind über den YouTube-Kanal von Livenet, die Facebook-Seiten von Livenet & Jesus.ch oder direkt auf Livenet unter www.livenet.ch/talk abrufbar.

Zum Thema:
Gebetsaufruf zieht Kreise: HP. Nüesch: «Seit 40 Jahren keine solche Dringlichkeit gespürt»
Eine ketzerische Frage: Was, wenn die nächste Erweckung gerade geschieht?
Mission in der Schweiz: Junge Schweizer für Jesus begeistern

Datum: 30.08.2021
Autor: Hanspeter Nüesch
Quelle: Forum Integriertes Christsein

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Gottes Liebe ist grösser als Sucht
Für die Behörden war Gordana Möckli aus Basel ein hoffnungsloser Fall. Kein Drogenentzug half, nicht mal im Gefängnis schafft sie es, clean zu werden...
The Joya Way
Das Buch «The Joya Way» gibt einen packenden Einblick in die Story der Joya-Schuhe. «Ich bin ich selbst überrascht, wie viele Stürme und Katastrophen...
Tamera Mowry-Housley
Tamera Mowry-Housley, bekannt aus «Sister, Sister» sagt: «Ich versuche nicht, so zu sein, wie ich nicht bin. Wenn man seine Identität verloren hat,...
«Ich habe Jesus gesehen»
«Jesus hat mich geheilt», sagt Naomi Bogale. Die äthiopische Spitzenläuferin zog einst mit dem Traum von sportlichem Ruhm nach Colorado. Sie erhielt...

Anzeige