Derzeit buhlen die Geschäfte wieder darum, ihre Weihnachtsgeschenke an den Mann und die Frau zu brigen. Dabei ist die Spielzeugindustrie erfinderisch: Sprechende Puppen liegen im Trend. Dabei wäre es wichtiger, wenn sich Eltern Zeit nähmen, selber mit ihren Kindern zu sprechen. Ein Kommentar von Johannes Weil.
Zugegeben, ich war nicht immer der Kreativste, wenn es darum ging, meinem Patenkind ein Geschenk zum Geburtstag oder zu Weihnachten zu machen. Für mich als damaligen Studenten sollte es nicht zu teuer sein, die Beschenkte selbst aber erfreuen.
Zudem wusste ich immer nicht so genau, was gerade im Trend liegt und was meinem Patenkind wichtig ist. Da half ein Rat seiner Eltern. Zum Glück kam ich dabei nicht in die Verlegenheit, etwas zu schenken, was aktuell gerade Mode ist: internetfähiges Spielzeug und die Kinder überwachende Barbies. Mein Patenkind ist mittlerweile erwachsen.
Sprechende Puppen überwachen Kinder
Die Verkaufszahlen zeigen, dass immer häufiger immer jüngere Kinder sprechende Puppen und Spielzeuge bekommen, die gut vernetzt sind und den direkten Draht ins Internet haben. Sie sind verbunden mit einem Netzwerk, von dem die Verbraucher oft keine Vorstellungen haben. Die Kinder sprechen mit den Puppen, stellen ihnen Fragen oder spielen Spiele. Daran ist soweit nichts auszusetzen. Aber wenn die Puppe mit dem Internet verknüpft ist, können die Hersteller etwa auch die Gespräche der Kinder erfassen, ohne dass diese es mitbekommen oder wollen.
So werden die Spielzeuge zum Spion im Kinderzimmer. Im Christlichen Medienmagazin pro haben wir uns vor einem Jahr schon einmal mit diesem Phänomen beschäftigt. Jetzt hat der Europäische Verbraucherverband BEUC seine Bedenken bei internetfähigen Spielzeugen deutlich artikuliert. Sprechende Puppen, die unter anderem die Daten an die Herstellerfirmen weitergeben, stellten ein «ernsthaftes Risiko» für die Rechte von Kindern auf Privatsphäre und Sicherheit dar, erklärte der Verband am Dienstag in Brüssel. Er legte Beschwerde bei der EU-Kommission ein.
Dabei handelt es sich um Spielzeuge, die für Auszeichnungen nominiert waren und die Verkaufsschlager sind. In drei einfachen Schritten hatten es Verbraucherschützer aus Norwegen geschafft, mit einem Mobiltelefon von aussen auf das Spielzeug zuzugreifen. Sie konnten durch das in der Puppe integrierte Mikrofon sprechen und so direkt mit dem spielenden Kind kommunizieren.
Kinder brauchen echte Gesprächspartner
Es zeigt, dass dahinter eine ganze Branche steht, die neben der Unterhaltung der Kinder auch ihre eigenen vollen Kassen im Sinn hat. Die erhobenen Daten, die das Kind durch das Gespräch mit der Puppe preisgibt, können an Dritte weitergegeben werden. Die Puppen schwärmen beispielsweise von bestimmten Filmen. Diese gehören natürlich zu der Firma, die auch die Puppen anbietet. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Eine Auseinandersetzung mit der gesamten Branche gleicht einem sinnlos wirkenden Kampf. Vielleicht ist mein Vorschlag unspektakulär und schon lange bekannt. Aber ich halte es für wichtiger denn je, Kindern etwas anderes zu schenken und etwas, von dem auch der Schenkende etwas hat – nämlich Zeit. Das betonen übrigens auch Pädagogen. Zeit, um mit den Kindern direkt zu reden – und nicht über aufgezeichnete Puppen-Gespräche von Wünschen und Träumen der Kinder zu erfahren –, Zeit, um mit ihnen zu spielen, oder Zeit, um etwas mit ihnen zu unternehmen. Dafür bietet sich etwa die Zeit zwischen den Jahren an.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Weihnachts-Zeit.