Umgangsformen

Christliche Kindererziehung

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Als Grossvater bin ich von der unmittelbaren Kindererziehung befreit. Aber während einer intensiven Diskussion mit Freunden über Erziehung wurde hinterfragt, wieso die Schweiz als eines der letzten Länder Europas die UN-Konvention gegen die Körperstrafe noch nicht unterschrieben hat. Dann wurde behauptet, dass für einige christliche Kreise die körperliche Züchtigung von Kindern biblisch sei. Das hat mir keine Ruhe gelassen. Ich habe mich mit einem biblisch-therapeutischen Seelsorger und Kinder-Trainer unterhalten und dabei Erstaunliches erfahren.

Unabhängig von der gesetzlichen Grundlage, die in praktisch allen europäischen Ländern die körperliche Bestrafung schlicht verbietet, gibt es zu diesem Thema eine heisse, ja hitzige Diskussion unter Christen. Warum dies? Es gibt wahrscheinlich gegen hundert christliche Erziehungsbücher. In den USA erlauben mehr als 20 Staaten die Körperstrafe, und viele amerikanische Autoren unterstützen diese Auffassung in ihren Publikationen. Die deutschsprachigen christlichen Fachleute hingegen propagieren mehrheitlich eine gewaltfreie Erziehung als die richtige Wegleitung. Wahr ist, dass die drei Wörter, die in der Bibel für eine mögliche körperliche Züchtigung stehen, von einigen Evangelikalen durchaus mit der Körperstrafe in Verbindung gebracht werden.

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Das Wort «Rute» (hebräisch Shabet) hat nicht weniger als zehn Bedeutungen, aber nur eine weist auf einen Stock hin. Die Mehrheit der Bedeutungen versteht darunter «Autorität». Für das Wort «Züchtigung» stehen die beiden Begriffe «Paideia» und «Musar», die in der Bibel in den Sprüchen und in Hebräer 12 und Epheser 6,4, aber auch in Apostelgeschichte 7,22 benützt und mit «lehren» und «unterweisen» übersetzt werden. Der Begriff «Strafe» oder gar «körperliche Strafe» scheint eher eine Interpretation als eine Übersetzung zu sein. «Strafe» als eigenen Begriff habe ich im Neuen Testament im Zusammenhang mit Kindererziehung nicht gefunden, auch nicht in Hebräer 12,5-11, denn auch da sprechen wir von Zurechtweisung und nicht von körperlicher Strafe.

Christus predigt Liebe und Vergebung, so zum Beispiel in Epheser 6,1 und 6,4: «Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn, denn das ist recht» und «Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht (Paideia - Unterweisung und Ausbildung) und Ermahnung (Nouthesia - Zurechtweisung, Warnung) des Herrn.» Für mich ist die Liebe das oberste Erziehungsprinzip. Auch in der Liebe gegenüber Kindern wird Gottes Gesetz erfüllt. Das Evangelium ist keine Drohbotschaft, sondern eine Freudenbotschaft.

Zum Autor:
Hans-Ulrich Rohrbach ist Mitinhaber der IT Handelsfirma DigComm GmbH für Sicherheitslösungen im Internet und Unternehmensberater in Pfäffikon SZ. Er engagiert sich in verschiedenen christlichen Gruppen. rohrbachconsult@bluewin.ch

Datum: 26.03.2012
Autor: Hans-Ulrich Rohrbach
Quelle: ideaschweiz

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