Whitney Houstons Biopic

Licht im zerstörten Zuhause

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Schauspielerin Naomi Ackie im Film (Bild: Sony Pictures)
«Über die Liebe: Was man alles tut, sie zu finden – und sie zu behalten», war nicht nur die Ansage zu den Liedern, nein, es sollte ihr Lebensmotto sein. Der aktuelle Kinofilm zeigt schonungslos die Höhen und Tiefen der bildhübschen Ausnahme-Sängerin.

«I wanna dance with somebody» taucht den Zuschauer ins Leben und dessen Ende von Whitney Houston ein. Wer lieber in harmonischer Weihnachtsstimmung schwelgt, sollte sich wohl eher «Rendezvous mit einem Engel» mit Whitney Houston ansehen. Im Kino gibt's das reale Leben mit viel Schönheit und Tragik.

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Whitney Houston (Bild: flickr / Asterio Tecson / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/)
Ein Leben, das es lange schaffte, die Spannung zu überleben, bei der Ablehnung und immenser Leistungsdruck gegenüber anbetungsartiger Verehrung und Fankult steht. Denn eigentlich wollte Whitney Elizabeth Houston ihr Leben lang bloss singen!

Von Gott, nicht Menschen durchgetragen

Beispielhaft ist folgende Szene: 2010 in einer ihrer unzähligen Preisverleihungen, den BET-Awards (Black Entertainment Television), richtete sich die Künstlerin an die Audienz: «Zuerst lasst mich alle Ehre Gott geben» und dann fuhr sie fort: «…was mir meine Mum beigebracht hat (und singt) 'I love the Lord', hat mich durchgetragen – durch Gutes und durch Schlechtes. Deshalb bin ich heute hier. Es ist schön, betrachtet zu werden – und nicht verurteilt… Hallelujah!»

Eine treffende Frage, die zurückbleibt ist: «Wie gehen wir damit um, wenn uns das Leben alles abverlangt?»

Gospel, Glaube, Gesang

Start-Sequenzen bilden die Gesangsübungen Whitneys mit ihrer Mutter ab, die knallhart mit ihr arbeitet. Die äusserst ambitionierte Cissy Houston war selber Gospelsängerin und in einer Begleitformation von Elvis sowie in der Kirche aktiv. So wurde die kleine Nippy (Kosename) im christlichen Glauben erzogen und hatte stets Gott an ihrer Seite.

Eines Abends wurde sie in einem weltlichen Club vom Starproduzenten Clive Davis entdeckt und mehr und mehr gefördert; wie die Grössen Pink Floyd, Alicia Keys oder Janis Joplin. Davis sollte als lebenslanger Begleiter und Freund eine tragende Rolle spielen.

Andererseits wuchs die Sängerin in einer Familie auf, zu der Sängerinnen wie Dionne Warwick und die Soulqueen Aretha Franklin gehörten.

Neues Daheim

Die am 9. August 1963 in New Jersey geborene Musikerin drängten Streit-Situationen der Eltern dazu, von zu Hause weg und im Jugendalter mit Robyn Crowford zusammen zu ziehen. Es kursieren auch, nur teils bestätigte, Aussagen, dass Whitney und ihr Bruder Gary durch eine ältere Cousine Opfer von sexuellem Missbrauch wurden.

Die Freundin Crowford selber blieb stets eine enge Lebensgefährtin. Sie war eine loyale Stütze, konnte jedoch das Schicksal und den Drogenmissbrauch Houstons auch nicht stoppen.

Nur grosse Lieder

Bezeichnenderweise führte die junge Interpretin das Lied «Home» in einer TV-Show auf und haute mit ihrer Stimme das Publikum weg. Die Zuhörer erlebten hautnah, wie hier eine grosse Sängerin bereit für die Weltbühne wurde.

Parallel dazu liess sie ihre Karriere als Model laufen und erschien bald auf den Frontseiten renommiertester Magazine wie «Vogue».

Die legendären Tonband-Kassetten

Clive Davis steht am Kassettengerät und spielt Whitney Houston Lieder diverser Komponisten ab. Sie spührt und entscheidet, ob ein Song zu ihr passt und sie ihn singen würde oder nicht. Eine Szene, die sich x-fach wie ein Ritual durch den Film zieht.

So kamen die Lieder zur Sängerin und es ging meist, wie könnte es anders sein, um Liebe. Und schon anfangs war ihr Kriterium «Grosse Lieder!». Und dies mit gerade mal 23 Jahren.

Prinzessin in Jeans

Das Debut-Album mit grossen Hits, das als eines der Erfolgreichsten überhaupt in die Geschichte eingehen sollte, hob die Karriere 1985 empor wie eine Rakete. Darunter erschienen «Greatest Love of All» (George Benson) oder «Saving All My Love for You» (Marilyn McCoo & Billy Davis, Jr.).

Doch mit dem Image als «Amerikas Prinzessin» waren viele Ansprüche und Erwartungen verknüpft. So wurde auch ihr Musikstil als zu wenig «schwarz» betitelt, und die «Black Community» sah sie als Verräterin an. Whitney Houston war oft mit heftigen Anfeindungen konfrontiert.

Ist Pop schwarz genug?

Sie blieb ihrem Mix aus Gospel, Pop und R'n'B treu und wurde schnell zur «grössten Stimme in der zeitgenössischen Musik The Voice». Authentisch zu sein und sich nicht zu stark verbiegen zu lassen, blieb eine Lebensaufgabe, es war ein Balance-Akte zwischen beanspruchter Begleitung und Beratung und doch sie selber zu bleiben.

Gerade der Vater, der in seiner Tochter eine Goldgrube sah, die er zu Gewinn machen konnte, spielte eine äusserst ausbeuterische und unmenschliche Rolle in diesem Business; was in die Frage von seiner Whitney mündete: «Seit wann ist dein kleines Mädchen eine Marke?»

Hymne mit Beifall, Familie im Abwärtsfall

Auf weitere Verbiegungsversuche antwortete sie einmal: «Musik kennt keine Farben!», wobei sie auch beim bedeutendsten Sportanlass der USA die Nationalhymne zum Besten geben durfte und dies in einem Sport-Outfit tat. So behielt sie ihre Linie, was jedoch viel Kraft brauchte – zu viel.

Besonders als Bobby Brown in ihr Leben trat und sie zusammen Tochter Bobby Kristina aufzogen, kam das Gesangswunder mehr und mehr ins Schleudern. Denn ihr Ehemann brachte nicht nur Liebe, sondern Hiebe und Drogen ins Haus. Drogen als Betäubungsmittel waren eine einfache Flucht vor Alltags-Problemen. Erst 2007 wurde die gewältgeprägte Ehe geschieden.

Bodyguard und «I will always love you»

Im Jahr der Eheschliessung, 1992, erlebte die Karriere Houstons einen weiteren Schub, da sie eine Hauptrolle im Film Bodyguard mit Kevin Costner spielen konnte.

Dadurch wurde auch das Cover, Dolly Partons «I will always love you», zum Megahit und wohl zum grössten Song ihrer Laufbahn. Der Filmsoundtrack eroberte die US-amerikanischen Charts und war Weihnachts-Nummer-1-Hit in Grossbritannien. Mit über 17 Millionen verkauften Alben war es die mit Abstand erfolgreichste Filmmusik in den USA und überhaupt eines der erfolgreichsten Alben einer Sängerin.

Weitere Welthits sind: «When we believe», «The greatest love of all», «My Love Is Your Love»

70-Show-Tour zu viel

Der Druck wurde zunehmend zu einer unüberwindbaren Belastung für die Künstlerin, die sich vor allem im Singen und Unterhalten des Publikums sah. Zu einem gewissen Grad hatte sie selber hohe Erwartungen an sich, die ihr in die Wiege gelegt und besonders vom Vater weiter aufgezwungen wurden. So forderte er eine 70-Show-Tournee, welche die Tochter auch auf sich nahm.

Übergang in die Ewigkeit

Wenn Medien den Film als schonungslos beschreiben, kommt das nicht ganz hin. Hier wird geschont. Als Kenner ist man gespannt, wie das Ende des Films und Houstons Leben (11. Februar 2012 in Beverly Hills, Kalifornien) dargestellt wird. Der fast identische Tod der Tochter wird ganz ausgeblendet und die Todes-Szene der Mutter ebenso; mit einer pietätvollen, zumutbaren Umsetzung.

Whitney Houston: Ein Leben, nicht nur der Suche nach Liebe, sondern das die Welt mit einem atemberaubenden Talent Gottes beschenkte.

Ich schau zu dir

Wie treffende Abschiedsworte klingen die Zeilen von «I Look To You» (auf Deutsch übersetzt):  Wenn ich mich hinlege, Himmel, hör mich nun. Ich bin verloren, ohne Grund, nachdem ich alles gegeben habe, Winterstürme kamen… I schau zu dir, nachdem meine Kraft verschwunden ist, in Dir kann ich stark sein, wenn Melodien gegangen sind, in Dir höre ich ein Lied – ich schau zu Dir!»

Sehen Sie sich den Trailer zum Film an:

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Datum: 22.12.2022
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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