Grosser Wandel in Indien

Wo das Christentum wächst, wird das Kastensystem irrelevant

Indiens Ökonomie wächst. Und die Anzahl Einwohner zieht demnächst an jener Chinas vorbei, sie wird dann die weltweit grösste sein. Und noch etwas anderes nimmt zu: Das Christentum. Dies hat wichtige gesellschaftliche Auswirkungen. Der geistliche Wandel formt ein Land neu, das sich über lange Zeit mit dem Hinduismus identifizierte.

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Dalits
«Ich habe all das mit eigenen Augen in dieser Woche gesehen», sagt J. Lee Grady, Buchautor und vormals Chefredaktor von «Charisma News». «In Indien tritt eine Entwicklung ein, die man als Wunder bezeichnen kann! Das wird die Erde noch während unserer Lebenszeit bewegen.»

Besonders bemerkenswert am Wachstum sei, dass die christliche Botschaft nicht von Ausländern weitergegeben wird, sondern insbesondere von Einheimischen, die teils aus der Tiefe des diskriminierenden Kastensystems stammen. «Einer von ihnen ist mein Freund Prasad, der Dalit ist, was auch für 'Unberührbare' steht, die tiefste Kaste, die keinerlei Rechte besitzt. Seinem Hintergrund zum Trotz gründete er vor 20 Jahren in einer grossen südlichen Stadt Indiens eine christliche Gemeinde.» Aus dieser seien inzwischen mehr als 100 Ableger in der Region entstanden. Täglich werden 1'500 warme Malzeiten an bedürftige Kinder in rund 20 Zentren abgegeben.

Aus der Kaste ausgebrochen

Ein anderer junger Pastor heisst David, er wurde von Prasad ausgebildet. «Kürzlich ist er in ein Einzimmer-Appartement in einer Slum-Gemeinschaft am Stadtrand einer grossen City gezogen. Er verdient pro Monat weniger als 200 Dollar.» Gemeinsam mit seiner Frau informiert er so viele Mitmenschen wie möglich über den christlichen Glauben. Laut J. Lee Grady finden durch ihn «Muslime und Hindus zu Christus – durch einen Mann, der im Kastensystem als rückständig galt.»

Andernorts im Süden, in einer Region, die für ihre kunstvollen Hindu-Tempel bekannt ist, wirkt Raja. Er setzt sich für ausgestossene Menschen ein und hilft mit Kleidern, Nahrung und Beratung. Zusammen mit seinem Team fährt er mit Motorrädern in abgelegene Dörfer und Stammesgegenden. «Durch ihn sind in 32 Ortschaften Gemeinden gegründet worden.»

Dalits sind der Schlüssel

Das unsägliche «Dalit»-Label wurde über Prasad, David und Raja verhängt, als sie aufgewachsen waren. Der Hinduismus lehrte, dass sie Ausgestossene seien, die es verdient haben, am tiefsten Punkt der Skala menschlichen Werts zu liegen. Das Stigma, die Diskriminierung und das damit verbundene Leiden ist heute nach wie vor gross.

Trotz der Unterdrückung sind die Dalits der Schlüssel bei der schnellen Verbreitung des Evangeliums. Jene Menschen, zu denen gesagt wird, sie seien es nicht wert, in einen Hindu-Tempel zu gehen, entdecken, dass Jesus Lepra-Kranke berührte, Sünder und andere «Unberührbare» seiner Zeit. Er ass sogar mit ihnen am Tisch. «Überall, wo ich in Indien war, traf ich Menschen mit einem Hintergrund aus dieser tiefsten Kaste. Ihre Leben waren durch Christus verändert worden. Sie haben echten Wert gefunden.» In Gottes Reich gibt es kein Kastensystem.

Christentum verändert geistliches Klima

Derzeit ist Indien geistlich umkämpft, der 2014 gewählte Premier Narendra Modi gilt als Hindu-Hardliner, der versucht, das Wachsen des Christentums einzudämmen. Doch die ehemaligen Dalit werden dadurch nicht gebremst. Noch in dieser Generation werde sich vieles ändern, glaubt Grady. «Wohin das Christentum geht, folgen positive Erscheinungen. Heute haben viele Christen mit Dalit-Hintergrund High-Tech-Jobs. Je mehr das Christentum wächst, desto mehr wird das Kastensystem irrelevant.»

In den vergangenen Jahren gingen mindestens 60 Millionen weibliche Babys wegen geschlechtlicher Selektion «verloren». Aus wirtschaftlichen Gründen bevorzugten viele Familien Knaben. Doch viele Christen haben mittlerweile ausgesetzte Mädchen gerettet. Zudem steigt der Wert der Frauen, Christen ermutigen sie dazu, sich zu bilden und Leiterinnen zu werden.

Zum Thema:
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Datum: 24.11.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Charisma News

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