Gemeinsam einschreiten

Die Kirche kann Kinderbräute verhindern

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Kürzlich veröffentlichte UNICEF einen Bericht, laut dem in den nächsten zehn Jahren weitere 45 Millionen Mädchen in Afrika südlich der Sahara zu Kinderbräuten werden. Christliche Gemeinden können einen Unterschied machen.

Marie-Pierre Poirier, UNICEF-Regionaldirektorin für West- und Zentralafrika, betont, dass in ärmeren ländlichen Gebieten, in denen Kinderheiraten häufiger vorkommen, «sektorübergreifende und kontextbezogene Massnahmen» erforderlich sind. Die Kirchen vor Ort sind in einer idealen Position, um dies zu leisten.

Die Gemeinschaften, die junge Mädchen unterstützen, kennen sie nicht nur, sie sind ein Teil von ihnen. Aus diesem Grund arbeitet das internationale Kinderhilfswerk Compassion mit lokalen, christlichen Partnern zusammen.

Diese bemühen sich, die Kinderheirat zu bekämpfen, indem sie Betreuer, religiöse Führer, lokale Behörden und Eltern aufklären, um das Bewusstsein für die Rechte der Mädchen, die Bedeutung ihrer Bildung und die mit der Kinderheirat verbundenen Gefahren zu stärken. Mädchen wie Djamila (Name geändert) sind jedoch immer noch gefährdet.

Beunruhigende Nachricht

Djamila und ihre Eltern leben in einem abgelegenen Dorf im Osten von Burkina Faso, wo die Rate der Kinderheiraten zu den höchsten gehört. Eines Abends im Dezember 2019 kam ihre Schwester mit einer beunruhigenden Nachricht zu ihr.

«Meine Schwester hörte, wie mein Vater heimlich über die Hochzeitszeremonie sprach. Mein Vater plante meine Hochzeit in den kommenden Tagen», erinnert sich Djamila. Sie war gerade 14 Jahre alt.

Durch die Armut getrieben oder durch die Tradition unter Druck gesetzt, zögern manche Eltern in Burkina Faso nicht, ihre Töchter in sehr jungem Alter zu verheiraten.

Viele Teenager verheiratet

Djamilas Vater plante, sie vor ihrem 15. Geburtstag mit einem älteren Mann zu verheiraten. Obwohl das gesetzliche Heiratsalter 17 Jahre beträgt, werden laut UNICEF mehr als 52 Prozent der Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet, zehn Prozent sogar vor ihrem 15. Geburtstag.

Eine Heirat im Teenageralter würde bedeuten, dass Djamila das Recht auf Bildung, optimale Gesundheit und Schutz verwehrt würde. Sie haben ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten, Gebärmutterhalskrebs, Tod bei der Geburt ihrer Kinder und Geburtsfisteln. Die Auswirkungen erstrecken sich auch auf künftige Generationen, da ihre Kinder mit grösserer Wahrscheinlichkeit in Armut aufwachsen werden.

Kinderheirat abgewandt

Djamila informierte die Mitarbeiter des Compassion-Zentrums sofort über die schrecklichen Pläne ihres Vaters. «Ich eilte zum Zentrum und schrieb einen Brief an die Projektleiterin. Ich wusste, dass sie etwas tun konnte und tun würde, um mich zu retten», sagt Djamila. Ihr Traum ist es, Biologielehrerin zu werden. Wie könnte sie die Frau eines Mannes werden und gleichzeitig ihre Ausbildung fortsetzen?

Die Projektleiterin schaltete sich sofort ein und leitete in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden das Kinderschutzverfahren ein. Der Pastor der Kirche nahm Djamila vier Tage lang in seinem Haus auf, bis die Angelegenheit geklärt war, um zu verhindern, dass sie von ihrem zukünftigen Ehemann entführt wurde. Die Polizei und die Mitarbeiter des Sozialministeriums wurden ebenfalls alarmiert und in den Prozess einbezogen.

Sinneswandel bei Vater

Drei Tage nach dem Einschreiten des Zentrums wurden Djamilas Eltern zu einem Treffen auf der örtlichen Polizeistation gebeten. Der Polizeibeamte erklärte den Familienmitgliedern das Gesetz und die Gefahren der Kinderheirat und machte ihnen bewusst, dass Kinderheirat verboten ist und gegen das Gesetz verstösst.

Nach dem Treffen hatte ihr Vater einen Sinneswandel, und heute ist Djamila wieder bei ihren Eltern und in Sicherheit. Dank der sorgfältigen Intervention des Zentrums konnte Djamila der Kinderheirat entkommen, da ihre Eltern über die Folgen dieser illegalen Praxis aufgeklärt wurden.

Djamila hat eine Botschaft für alle Eltern, die ihre Kinder verheiraten wollen: «Mädchen müssen die Möglichkeit und die Freiheit haben, ihren zukünftigen Ehemann ohne Druck von Verwandten zu wählen. Hört auf, eure Töchter wie Objekte an die Männer abzugeben. Gebt ihnen die Chance, ihre Ausbildung abzuschliessen und reif zu werden, bevor sie heiraten.»

Zum Thema:
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Datum: 25.06.2022
Autor: Inspire Magazin / Daniel Gerber
Quelle: Compassion / gekürzte Übersetzung: Livenet

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