Zum Tod von Bruder Andrew

«Gottes Schmuggler» ist gestorben

Zoom
Bruder Andrew (Anne van der Bijl) (Bild: Open-Doors)
Bruder Andrew, der durch seinen unerschrockenen Einsatz für Christen in Verfolgung weltweit bekannt wurde, starb gestern (27.09.2022) im Alter von 94 Jahren. Dies teilt das von ihm gegründete Werk «Open Doors» in einem Medienkommuniqué mit.

Anne van der Bijl, besser bekannt als Bruder Andrew, starb gestern in seinem Haus in den Niederlanden. Bruder Andrew ist der Gründer von Open Doors, dem weltweit ältesten Dienst für verfolgte Christen. Seit über 65 Jahren setzt sich die Organisation für verfolgte Christen ein, aktuell in 70 Ländern mit rund 1400 Mitarbeitern.

Vom kommunistischen Polen bis zum Ende der Welt

Das Werk gründet biblisch auf den Texten aus Offenbarung, Kapitel 3, Vers 2: «Werde wach und stärke das andere, das schon sterben wollte» und Offenbarung, Kapitel 3, Vers 8: «Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschliessen kann».

1955 besuchte Bruder Andrew in Begleitung einer niederländischen Delegation das Weltfest der kommunistischen Jugend in Polen. Dort entdeckte er die Existenz einer christlichen Kirche hinter dem Eisernen Vorhang, die dringend Bibeln brauchte. Bruder Andrew verteilte einen Koffer voll christlicher Literatur, der die bescheidenen Anfänge von Open Doors bedeutete.

«Alle Türen stehen offen»

Bruder Andrew erklärte oft: «Unser Dienst heisst 'Open Doors', weil wir glauben, dass alle Türen offen stehen, jederzeit und überall. Ich glaube buchstäblich, dass alle Türen offen sind, um ein Land zu betreten und Christus zu verkünden, solange man bereit ist zu gehen und sich keine Sorgen darüber macht, ob man zurückkehren wird.»

Ein russischer Pastor sagte einst: «Bruder Andrews wahre Leidenschaft und Hingabe für leidende Christen auf der ganzen Welt bewegte mein Herz und ermutigte mich, selbst in den dunkelsten Stunden meines Lebens hinter Gittern.»

Der Schmuggler mit dem VW Käfer

Die Autobiografie von Bruder Andrew namens «Der Schmuggler Gottes» ist zu einem internationalen Bestseller geworden. Seit 1967 wurde das Buch über zehn Millionen Mal verkauft und in 35 Sprachen übersetzt. Es beschreibt den mutigen Weg des Gründers von Open Doors zu einem radikalen Leben für Jesus Christus.

Die Geschichte erzählt die packendsten Momente seiner Reisen, darunter die gefährlichen Grenzübertritte in seinem VW-Käfer, die Verfolgungsjagden durch den KGB und die bewegenden Begegnungen mit isolierten Christen, wenn sie ein Exemplar der Heiligen Schrift erhalten konnten. Eine aktualisierte Ausgabe zum 60-jährigen Bestehen von Open Doors wurde im Jahr 2015 gedruckt. Es enthält einen 20-seitigen Epilog, der weitere Begebenheiten, die nach der Veröffentlichung des ursprünglichen Buches stattfanden, beleuchtet. Es wird geschätzt, dass Bruder Andrew 125 Länder besucht und mehr als eine Million Meilen zurückgelegt hat, um das Evangelium zu predigen und Bedürftigen zu begegnen.

Die Liebe zu den Muslimen

In den vergangenen Jahrzehnten hat Bruder Andrew seine Aufmerksamkeit auf die muslimische Welt gerichtet. Er reiste hauptsächlich in den Nahen Osten und nach Südasien. Er war zutiefst davon überzeugt, dass die rasche Ausbreitung des Islam eine viel grössere Herausforderung für die christliche Kirche in der ganzen Welt darstellen würde, als es der Kommunismus je tat.

Gleichzeitig führte ihn seine Liebe zu anderen dazu, das Wort ISLAM als Akronym für «I Sincerely Love All Muslims» zu verwenden, was übersetzt heisst: «Ich liebe alle Muslime aufrichtig». Er sagte: «Wenn wir eine politische oder religiöse Gruppe oder eine Nation als unseren Feind wahrnehmen, kann die Liebe Gottes uns nicht erreichen, um uns aufzurufen, etwas für ihn zu tun.»

Seine Freundschaft und Liebe zu Gott veranlasste ihn zu privaten Treffen mit den Leitern mehrerer islamisch-fundamentalistischer Gruppen, darunter der Hamas und Hisbollah. Sein 2004 erschienenes Buch: «Licht zwischen den Fronten: Neues vom Schmuggler Gottes» (deutsche Ausgabe 2005), mitverfasst von Open-Doors-Mitarbeiter Al Janssen, beschreibt seine Aktivitäten im Nahen Osten. Drei Jahre später folgte das Buch: «Verräter ihres Glaubens: das gefährliche Leben von Muslimen, die Christen wurden», ebenfalls gemeinsam mit Al Janssen.

Zum Ritter geschlagen

Bruder Andrew erhielt viele Auszeichnungen für seine Arbeit. 1993 wurde er von Königin Beatrix von den Niederlanden zum Ritter geschlagen. Im Jahr 1997 erhielt er den Preis für Religionsfreiheit der «Weltweiten Evangelischen Allianz» als Anerkennung seines Dienstes für leidende Christen und seiner Leidenschaft für die Verbreitung des Evangeliums.

Gerne erzählte Bruder Andrew jedoch, die Auszeichnung, die ihn am stolzesten machte, wäre, dass er in den 1980er Jahren vom indianischen Apachenstamm als «Blutsbruder» bezeichnet wurde. Als Teil der Zeremonie wurde ihm ein Apachenname gegeben, der Einer, der «die Grenzen überschreitet» bedeutet.

«Er folgte dem Ruf»

Er öffnete Türen zu Orten, an die die meisten Christen nicht hingehen. Sein inoffizielles Netzwerk von jeweils einheimischen Christen hat dazu beigetragen, dass jedes Jahr Millionen von Bibeln in der ganzen Welt verteilt und Hunderttausende von Gemeindeleitern ausgebildet wurden. Das Werk Open Doors leistet darüber hinaus sozioökonomische Hilfe, Alphabetisierungsunterricht sowie Berufsausbildung in den gefährlichsten Ländern der Welt.

Philippe Fonjallaz, Leiter von Open Doors Schweiz, erklärt: «Bruder Andrew ist für mich das Beispiel eines Christen, der sein Leben dem Dienst an Gott gewidmet hat. Er folgte dem Ruf, sein Leben in den Dienst der verfolgten Kirche zu stellen und er nahm hohe persönliche Risiken in Kauf, um diese Mission zu erfüllen. Gemäss seinem Vorbild als Mann des Gebets, des Mitgefühls und des entschlossenen Handelns führt Open Doors seinen Auftrag weiter, diejenigen zu erreichen, die wegen ihres christlichen Glaubens leiden.»

Bruder Andrew war 59 Jahre mit Corry verheiratet, die am 23. Januar 2018 starb. Sie hinterlassen fünf Kinder und elf Enkelkinder.

Gedenkgottesdienste und Kondolenzbuch

Informationen über Gedenkgottesdienste werden auf der folgenden Website veröffentlicht: www.brotherandrew.org

Open Doors Schweiz veröffentlicht eine spezielle Website zum Gedenken an das Leben von Bruder Andrew mit vielfältigem Material und der Möglichkeit zur Eintragung in ein Kondolenzbuch.

Zum Thema:
Christenverfolgung: Open-Doors-Tag findet digital statt
Das Evangelium verbreitet sich: Reguläre Schmuggler bringen Bibeln in Iran
«Welle der Unterstützung»: Open Doors USA sendet 100'000 Bibeln an unterdrückte Christen

Datum: 28.09.2022
Quelle: Open Doors CH

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem...
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem...
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in...
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht...

AKTUELLE NEWS

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Leihmutterschaft
«Gebärmutter zu vermieten. Suche: Paar mit Kinderwunsch. Biete: Neun Monate Unterkunft für einen Embryo mit Vollpension. Miete gesamt 12000 CHF.» So könnte die Anzeige einer Leihmutterschaft, die in Europa noch verboten ist, aussehen.
Allianzgebetswoche 2023
Christen sind zur Freude aufgerufen – doch was bedeutet das? Darum geht es in der diesjährigen Allianzgebetswoche vom 8. bis 15. Januar 2023. Livenet veröffentlicht die täglichen Andachten, heute mit SEA-Generalsekretärin Viviane Krucker-Baud.
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in China sind mehr Menschen nicht religiös.
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Landes rund 1,9 Prozent aus.
Ganz ohne Angst
Locker und in jugendlicher Sprache erzählt Tabea Tacke in «Fearless – 24 mutige Vorbilder aus der Bibel» die Geschichten von zwölf Männern und zwölf Frauen aus dem Buch der Bücher.

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Ratgeber

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...