Zur Volkszählung in UK

«Warum wir das Christentum instinktiv ablehnen»

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Die Schlagzeile «Weniger als die Hälfte der Bevölkerung in England sind Christen» hat auch in der Schweiz für Diskussionen gesorgt. Kommentator Chris Farron zeigt im Magazin «Christian Today» auf, warum die Volkszählung «gute Nachricht» ist.

In der letzten Woche haben neue Daten aus der Volkszählung des letzten Jahres für Schlagzeilen gesorgt. Sie zeigen, dass sich weniger als die Hälfte der Bevölkerung Grossbritanniens als «christlich» bezeichnet, während mehr als ein Drittel der Menschen das Kästchen «keine Religion» angekreuzt hat (Livenet berichtete).

Als Reaktion darauf wurden Tausende von Artikeln verfasst, die von humanistischen Aufrufen zur Abschaffung von Bekenntnisschulen und zur Auflösung der Kirche von England bis hin zu Beiträgen reichen, in denen darauf hingewiesen wird, dass Berichte über den Niedergang der Kirche immer übertrieben sind.

Diese Welle des Interesses zeigt, dass die Menschen immer noch von der Rolle des Glaubens im Leben und in der Gesellschaft fasziniert sind, selbst wenn sie ihn nicht teilen oder verstehen.

«Reicher und rationaler»

Die Sonntagszeitungen boten einen faszinierenden Einblick in einige dieser Ansichten. Einige Kommentatoren meinten, ein Rückgang des Glaubens sei unvermeidlich. In dem Masse, wie die Nationen reicher und rationaler werden, entfernten sie sich von dem primitiven Bedürfnis, mächtige Götter zu erfinden, die ihnen Schutz und Sinn geben. Matthew Syed zitierte in der «Sunday Times» Untersuchungen, die besagen, dass «wenn eine Nation erst einmal wohlhabend geworden ist und ein starkes Gefühl der nationalen Identität entwickelt hat, kann die Religion ohne negative Folgen verschwinden». Die Moral wurde «in den Bereich der Vernunft und nicht in der überlieferten Wahrheit gebracht... (und) wir können uns auf Ideen einigen, die auf gemeinsamen Werten und der Realität beruhen und nicht auf Märchen».

Der «Observer» konzentrierte sich auf den Trost, den die Menschen im Glauben finden. Er zitiert «Tausende von Studien», die darauf hindeuten, dass der Glaube zu einem besseren Wohlbefinden beiträgt, weil er Wege aufzeigt, mit dem Stress des Lebens umzugehen. Der Artikel bietet dann eine Reihe von Alternativen an, ohne an eine Gottheit glauben zu müssen: Achtsamkeitsübungen, das Führen von Dankbarkeitstagebüchern, die Kultivierung von Ehrfurcht vor der Natur und die Teilnahme an freiwilligen Aktivitäten in der Gemeinschaft, die einem helfen, sich besser zu fühlen.

Thema verfehlt

So faszinierend diese Artikel auch sind – sie gehen völlig am Thema vorbei. Der Glaube ist nicht einfach ein privates Hobby, dem wir frönen, um uns sicher oder gut zu fühlen. Ich bin kein Christ, weil ich es für einen lohnenden oder beliebten Zeitvertreib halte, sondern weil ich es für wahr halte.

Im Mittelpunkt des christlichen Glaubens steht die Person Jesus Christus selbst. Er bietet jedem von uns die Möglichkeit, eine Beziehung zu ihm aufzubauen und sich mit ihm an seinem grossen Werk zu beteiligen, Gottes Reich auf Erden zu errichten. Einige Folgen davon sind Wohlergehen und Friede, nach denen sich die Gesellschaft sehnt. Der Knackpunkt für viele ist jedoch, dass dies nicht einfach ein persönlicher Plan zur Selbstverwirklichung ist. Es ist ein Plan, aber es ist sein Plan und wir müssen ihn zu Seinen Bedingungen akzeptieren.

«Einfach zu radikal»

Das ist der Grund, warum wir das Christentum instinktiv ablehnen. Es ist einfach zu radikal und gegenkulturell. Der Glaube an Jesus bedeutet, zu akzeptieren, dass wir nicht die Kontrolle über unser Leben haben. Wir gehören zu ihm und leben nicht mehr für uns selbst. Es ist befreiend zu verstehen, dass wir uns nicht aus eigener Kraft retten können – zumindest für mich persönlich ist es das ultimative Heilmittel gegen Ängste.

Aber der Glaube ruft uns auch auf, diejenigen zu lieben, die uns hassen, für diejenigen zu beten, die uns Böses wollen, und Menschen zu vergeben, die wir einfach nicht ausstehen können. Wie gesagt, das ist eine radikale Sache. Und wenn wir es nicht gut vorleben, kann das einschränkend, verurteilend und unattraktiv wirken.

Menschen sind immer noch auf der Suche

Ich glaube, das grosse Interesse an den Volkszählungsdaten ist eine echte Ermutigung, denn es zeigt, dass die Menschen immer noch auf der Suche nach Sinn und Ziel in ihrem Leben sind. Jetzt, wo wir in einen schwierigen Winter eintreten, haben wir eine grossartige Gelegenheit, unsere Nachbarn auf Jesus hinzuweisen, indem wir sie auf praktische Weise lieben und so leben, dass die Menschen zu ihm hingezogen werden.

Rational, real und relevant

Das Christentum ist rational, es ist real und es ist relevant – ob die Menschen das nun so empfinden oder nicht. Unsere Aufgabe ist es also, denen, die uns nach dem Grund für unsere Hoffnung fragen, eine Antwort zu geben. Aber sie werden uns nicht fragen, wenn sich unser Leben nicht von anderen abhebt.

In Matthäus 16 fordert Jesus seine Jünger auf: «Lasst euer Licht leuchten vor den anderen, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel verherrlichen.» Wir wollen, dass die Menschen verstehen, dass derjenige, der das Universum ins Leben gerufen hat, in ihr Leben eingreifen und ihnen seine bedingungslose Liebe anbieten möchte: eine Liebe, die «so erstaunlich, so göttlich» ist, dass sie «meine Seele, mein Leben, mein Ein und Alles verlangt» (so der Text eines der bekanntesten englischen Kirchenlieder).

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Zum Thema:
In der Nachchristenheit angekommen: England und Wales: Christen erstmals unter 50 Prozent
HOPE Together zieht Kreise: UK: 100 Tage Gebet für Frieden, Hoffung und Versöhnung
England-Talent Bukayo Saka: «Ich halte mich an Gottes Versprechen»

Datum: 09.12.2022
Autor: Tim Farron / Reinhold Scharnowski
Quelle: Christian Today / Übersetzt und bearbeitet von Livenet

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