Erweckung in Ukraine

«Ich war plötzlich mittendrin»

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Hanspeter Lehmann (links) zu Gast bei Adler-Dienst (Bild: Screenshot Youtube)
Regelmässig besucht Hanspeter Lehmann für AVC die Ukraine. Insbesondere in Odessa beobachtet er eine Erweckung. «Die Kirchen sind übervoll und der Hunger nach Gottes Wort ist immens», sagt Lehmann im Interview mit Livenet.

Hanspeter Lehmann, vor einiger Zeit haben wir von grossen Aufbrüchen in der Ukraine gehört. Wie hat sich die Lage weiterentwickelt?
Hanspeter Lehmann:
Seit Juli wird die Region Odessa von einer «Erweckung» heimgesucht: Wenn früher 30 bis 40 Personen an einen evangelistischen Anlass kamen, sind es heute Hunderte, wenn nicht gar Tausende. Der Hunger nach dem Evangelium ist so gross, dass die Menschen die Bibeln aus den Kirchen stehlen. Es gibt kaum mehr Bibeln in russischer Sprache, weil im Osten der Ukraine russisch gesprochen wird. Aus diesem Grund versuchen wir nun, russische Neue Testamente ins Land zu bringen.

In welchen Regionen gibt es Aufbrüche?
Hauptsächlich um Odessa. Aber von unseren Partnern hören wir, dass auch in anderen Regionen, in denen Krieg herrscht, die Kirchen übervoll sind und der Hunger nach Gottes Wort immens ist.

Wie können sich die Gemeinden gegenwärtig organisieren?
Mit vereinten Kräften geben sie alles, was sie haben. Natürlich fehlt es an Arbeitern. Es ist genauso, wie Jesus schon sagte: Die Ernte ist riesig, aber der Arbeiter sind wenige.

Wie geht es mit neuen Gläubigen weiter?
An vielen Orten werden die Neubekehrten geschult, zumeist jeweils am Mittwochabend. Persönliche Jüngerschaftsschulung liegt bei dieser Menschenmasse natürlich nicht drin – schon nur in den ersten zwei Wochen kamen über 8'000 Menschen zum Glauben! Die neuen Gläubigen werden in Gruppen von mehreren Hundert Personen ausgebildet.

Wissen sie auch von einer Erweckung bei geflüchteten Ukrainern?
Ich habe gehört, dass sich beispielsweise in Bern und an anderen Orten in der Schweiz etwas tut. Zahlen kenne ich aber keine, man müsste dem nachgehen. Genaueres ist mir nicht bekannt.

Wie war es für Sie persönlich, das mitzuerleben?
Sehr speziell. Sehr viele wünschen sich, eine Erweckung zu erleben. Viele Pastoren träumen davon – und ich war plötzlich mittendrin! Weil man nicht weiss, wann die nächste Bombe oder Rakete einschlägt, möchte man so rasch und so viele Menschen wie möglich «nach Hause» bringen. Man wirkt auf einem gewissen Stresslevel.

Was können wir Christen in der Schweiz von jenen in der Ukraine lernen?
Sehr viel. Das Ganze hat mit einer Versöhnung vor vier Jahren angefangen: Die Kirchen und Gemeinden setzten sich an einem Tisch und baten einander um Vergebung. Alle haben ja das gleiche Ziel, nämlich Jesus bekanntzumachen. Und trotzdem will jeder «seine» Gemeinde füllen. Das aber darf keine Rolle spielen. Menschen für Jesus zu gewinnen, das kann man nur zusammen – wir dienen alle dem gleichen Gott. Die Gemeinden in der Ukraine haben ihre Kräfte gebündelt: Zusammen dienen sie den Menschen im Krieg, verteilen Hilfsgüter und organisieren Veranstaltungen. Zusammen rufen sie zur Umkehr auf und verkünden das Evangelium. Und trotz des Krieges feiern sie auch gemeinsam.

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AVC

Zum Thema:
«Das schreit zum Himmel!»: Verfolgten Christen eine Stimme geben
Hunger nach Evangelium gross: Tausende Ukrainer fanden zu Gott
Führungswechsel: Stabsübergabe beim Missions- und Hilfswerk AVC Schweiz

Datum: 20.12.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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