Nationaler Aktionstag

Dreimal täglich – wenn Alkohol zum Medikament wird

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Manche Menschen greifen zu Alkohol, um psychische oder körperliche Leiden zu lindern. Damit steigt das Suchtrisiko. Zudem können Symptome der Grunderkrankung stärker werden. Dies schreibt die Stiftung «Sucht Schweiz» zum Nationalen Aktionstag Alkoholprobleme vom 24. Mai. Stand- und Plakataktionen, Theater oder Kinoabende sollen das Thema der Öffentlichkeit näherbringen und auf Hilfsangebote von Organisationen der Suchtberatung aufmerksam machen.

«Dreimal täglich – wenn Alkohol zum Medikament wird», lautet das Motto des diesjährigen Nationalen Aktionstages Alkoholprobleme. Menschen mit bestimmten Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für Alkoholprobleme, schreibt Sucht Schweiz. Eine mögliche Erklärung sei die «Selbstmedikation»: Manche Patienten und Patientinnen mit einer psychischen Problematik versuchten mit einem Suchtmittelkonsum, Symptome zu lindern. Studien belegten, dass Menschen mit bestimmten psychiatrischen Erkrankungen stärker gefährdet seien, einen problematischen Alkoholkonsum zu entwickeln als psychisch Gesunde. Bei Depressionen sei das Risiko zwei Mal so hoch und bei bipolaren Störungen (Extremschwankungen der Stimmungen und des Antriebs) gar sechs Mal.

«Ohne Alkohol nicht zu ertragen»

Aussagen von Betroffenen zeugen laut der Stiftung davon, wie gross der Leidensdruck sein kann: «Wenn ich abends alleine zu Hause sitze und etwas trinke, kann ich das besser ertragen.»

«Ich war nicht imstande, meine Wohnung zu verlassen, um an die frische Luft zu gehen. Ich dachte, das einzige, was mir guttun könnte, sei das Trinken.»

«Sobald ich schwierige Aufgaben am Arbeitsplatz zu erwarten habe, muss ich vorher etwas trinken, sonst könnte ich das gar nicht durchstehen.»

Alkohol – kein Mittel gegen Ängste

«Ich brauche den Alkohol, weil ich meine Ängste sonst nicht ertragen könnte.» Der Alkoholkonsum könne kurzfristig gewisse Symptome wie Stress oder Angstzustände verringern und so die positive Erwartung an den Alkohol verstärken. Dies könne auch einen langfristigen Konsum begünstigen, der wiederum neue Angststörungen hervorrufen oder bestehende verstärken könne. Sowohl die Angststörung als auch die Alkoholkrankheit beeinflussten den Verlauf und die Behandlung der jeweils anderen Erkrankung negativ, so Sucht Schweiz.

Alkohol – kein Mittel gegen Schlafstörungen

Auch bei weiteren Beschwerden wie chronischen Schmerzen, Stress und Schlafstörungen würden manche Menschen zu Alkohol greifen, um ihr Leiden zu lindern. Dass Alkohol die Schlafqualität nicht verbessere, sondern verschlechtere, sei vielfach belegt, heisst es in der Medienmitteilung. Ältere Personen bildeten eine Risikogruppe, da sie altersbedingt vermehrt von solchen Beschwerden betroffen seien.

Alkohol – kein Mittel gegen Beschwerden

Das Fazit von Fachleuten fällt laut der Stiftung nüchtern aus: Alkohol ist kein geeignetes Mittel, um Beschwerden zu lindern. Dies gelte für alle Personen und insbesondere für Menschen mit einer psychiatrischen Erkrankung oder Schmerzen. Das Risiko, eine Konsumstörung zu entwickeln oder das Grundleiden zu verschlimmern, sei bei einem solchen Konsummotiv erhöht.

Aktionen in der ganzen Schweiz

Der Nationale Aktionstag Alkoholprobleme wird von den drei sprachregionalen Fachverbänden Fachverband Sucht, Groupement Romand d'Etudes des Addictions, INGRADO – Servizi per le dipendenze sowie vom Blauen Kreuz, von den Anonymen Alkoholikern (AA), von der Schweizerischen Gesellschaft für Suchtmedizin (SSAM) und von Sucht Schweiz getragen. Der Aktionstag wird durch den Nationalen Alkoholpräventionsfonds finanziert.

Zur Webseite:
Aktionstag Alkoholprobleme

Zum Thema:
FASD-Syndrom: Wir haben ein Alkoholproblem!
Wenn Gott eingreift: Von Alkoholsucht befreit
Wirksame Alkoholprävention: Werbung einschränken und Preise erhöhen

Datum: 24.05.2018
Quelle: APD

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