Vier Studenten verletzt

Myanmar: Armee bombardiert Baptistenseminar in Kachin

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Die Militärjunta Myanmars hat am 3. November das Theologische Seminar in der Region Kutkai beschossen. Bereits am 30. Oktober war eine Baptistenkirche teilweise zerstört worden.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation «International Christian Concern» (ICC) gab es vor dem Angriff keine Kämpfe zwischen den Truppen der Junta (Tatmadaw) und den bewaffneten ethnischen Gruppen vor Ort. «Der Angriff auf die Kachin-Bibelschule war sicherlich kein Unfall», sagte Gina Goh, ICC-Regionalmanagerin für Südostasien, in einer Erklärung. «Stattdessen hat die Tatmadaw absichtlich eine christliche Einrichtung ins Visier genommen, weil sie wusste, wie wichtig der Glaube für die Kachin-Bevölkerung ist. Dieses grausame Junta-Regime darf von der internationalen Gemeinschaft nicht weiter geduldet werden und muss beseitigt werden.»

Vier Studenten verletzt

Bei dem Angriff wurden vier Studenten in ihrem Wohnheim durch Granatsplitter verletzt. Auf Facebook gepostete Videoaufnahmen zeigen die Schäden, die durch den Bombenanschlag verursacht wurden. Ein anderes Video zeigt, wie ein verletzter Schüler zur medizinischen Versorgung aus dem Gebäude gebracht wird.

Ein Anwohner erklärte, der Angriff des Militärs auf das Priesterseminar stelle eine Bedrohung für das ganze Land dar. «Sie (der Militärrat) hassen unser Kachin-Volk», sagte der Einwohner gegenüber den Medien. «Deshalb werden wir ins Visier genommen und angegriffen. Das sieht nach einer geplanten Schiesserei aus. Mir tut das im Herzen weh. Seit das passiert ist, müssen wir Kachin vorsichtig sein.»

Bereits dritter Angriff

Der Vorfall vom vergangenen Donnerstag ist der dritte militärische Angriff in den letzten Wochen. Am 30. Oktober beschoss die Armee eine Baptistenkirche und Versammlungshalle in der Gemeinde Montauk im Kachin-Staat und zerstörte sie teilweise. Am 23. Oktober griff die myanmarische Armee eine Jubiläumsfeier der Kachin Independence Organization (KIO) mit einem Luftangriff an. Bei dem Angriff wurden mindestens 80 Menschen getötet, Hunderte wurden verletzt.

Lang andauernder Konflikt

Die Kachin, eine christliche Minderheit, leben im gleichnamigen Kachin-Staat im Norden des Landes. Die Kämpfe in Myanmar zwischen den Regierungstruppen und verschiedenen ethnischen Minderheiten wie den Rohingya oder den Kachin begannen bereits kurz nach der Unabhängigkeit von Grossbritannien im Jahr 1948. Nach einer fast zwanzig Jahre andauernden Waffenruhe begannen 2011 die Kämpfe von neuem. Diese kosteten tausende Menschen das Leben – unter anderem durch den Einsatz von Landminen.

Seit dem Militärputsch im Februar 2021 verstärkte die Tatmadaw die Angriffe auf Zivilisten in den überwiegend christlichen Regionen Kachin, Karen und Shan. Nach Auskunft von Open Doors USA haben die Angriffe zum Tod vieler Christen und zur Zerstörung von Kirchen geführt. Andere Christen wurden vertrieben und gezwungen, an Orte zu ziehen, an denen Nahrung und Wasser knapp sind.

Buddhistischer Nationalismus

Myanmar steht auf dem «Weltverfolgungsindex» von Open Doors auf Platz 12. Das Ausmass der Christenverfolgung in Myanmar wird aufgrund des buddhistischen Nationalismus als «sehr hoch» beschrieben. Auch das US-Aussenministerium stuft Myanmar als «besonders besorgniserregendes Land» ein, weil es die Religionsfreiheit in eklatanter Weise verletzt.

Zum Thema:
Buddhistischer Extremismus: Myanmar: Christen teilweise unter grossem Druck
Begleiter für Lebensübergänge: Myanmar hat mutige evangelische Christen
Weltverfolgungsindex 2022: Afghanistan ist der gefährlichste Ort für Christen

Datum: 11.11.2022
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Headlines / Open Doors

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