Kleinglaube ist nicht Unglaube

«Hilfe, ich glaube zu wenig!»

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Zweifel und Kleinglaube lassen viele Christen resignieren. Wer mit sich mit seinem Zweifel an Jesus wendet, wird niemals verachtet sein. Jesus stärkt den Glauben derjenigen, die dies nötig haben.

Viele wünschen sich einen Glauben wie Paulus, Martin Luther oder John Wesley. Andere nehmen sich Billy Graham oder Heidi Baker zum Vorbild und stellen doch immer wieder mit Scham fest, diesen Glaubensriesen das Wasser nicht reichen zu können. Scham oder Resignation können die Folge sein.

«Ohne Glaube ist es unmöglich, Gott zu gefallen», lesen wir in Hebräer 11,6. Die meisten Christen wünschen sich, dass ihr Leben von unerschütterlichem Glauben durchdrungen ist. Und doch leiden viele unter immer wiederkehrendem Zweifel. Die Unsicherheit, ob Gott wirklich zu seinem Wort steht und immer zu ihnen halten wird, lässt viele vor Glaubensschritten zurückweichen. Was bleibt, ist das Gefühl, versagt zu haben.

Der Kleinglaube von Thomas

Thomas, der Jünger von Jesus, wird oft als Zweifler bezeichnet. Irgendwie konnte er einfach nicht glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden war. Er sagte, erst dann zu glauben, wenn er mit seinen Händen die Wundmale Jesu berühren könnte. Kurze Zeit später begegnete Jesus dem Zweifler Thomas. Entgegen mancher Erwartungen tadelte Jesus ihn nicht im Geringsten. Vielmehr streckte Jesus dem kleingläubigen Thomas seine Hände entgegen: «Komm berühre meine Wundmale!» Jesus kommt dem Zweifler nahe, damit dessen Glaube gestärkt wird. Und Thomas' Zweifel verflogen tatsächlich. Gemäss zuverlässigen Überlieferungen ging Thomas später nach Indien, wo er viele Menschen zu einem lebendigen Glauben an Christus führte.

Der Unglaube des Pharao

Eine ganz andere Geschichte finden wir, als Gott die Israeliten aus Ägypten herausführen wollte. Als Mose dem ägyptischen Herrscher sein Anliegen vortrug, weigerte sich dieser, das Volk ziehen zu lassen. Er war nicht gewillt, auf seine Arbeitskräfte und damit Wohlstand zu verzichten. Selbst als Gott durch die Hände von Mose schreckliche Plagen über das Land schickte, weigerte sich der Pharao, Gottes Willen nachzukommen. Er weigerte sich so lange zu glauben, bis Gott sein Herz verhärtete und er nicht mehr glauben konnte. Am Ende bezahlte der Pharao für seinen Unglauben mit seinem Leben.

Der Unterschied zwischen Thomas' Kleinglaube und dem Unglaube des Pharaos ist einfach: Der Zweifler Thomas konnte nicht glauben, während der egoistische Pharao nicht glauben wollte.

Demut vor Gott

Jeder Christ kann einmal von Zweifel überrollt werden. Es ist gut, sich in diesen Situationen an Thomas zu erinnern. Jesus ist noch immer bereit, dem Kleingläubigen zu begegnen und dessen Glaube zu stärken. Immerhin hatte Thomas in seinem Zweifeln doch die richtige Perspektive. Er wusste, dass sein Glaube entfacht werden würde, sobald er seinen Herrn berührte. Wer seinen Kleinglauben bekennt und sich in die Arme von Jesus flüchtet, wird niemals dafür getadelt werden.

Oftmals stehen Christen in Gefahr, ihren Unglauben zu verstecken. Sie verbergen ihre Zweifel hinter grossen Worten oder noch schlimmer: Sie erklären den Glauben an eine gewisse Sache als unwichtig oder sogar falsch. Wie viele haben beispielsweise körperliche Heilung als «unwichtig» bezeichnet, nur weil sie an einem heilenden Gott zweifelten. Zweifel bringen den Gläubigen immer in Bewegung. Entweder demütigen sie sich und erfahren dadurch Gottes Zuspruch. Oder sie beginnen, den Kleinglauben zu rechtfertigen und enden letztlich beim Entscheid gegen den Glauben. Solche «Gläubige» sind gut beraten, sich an den Pharao zu erinnern. Die Weigerung zum Glauben nimmt immer ein böses Ende.

Zweifel als Chance sehen

Der Zweifel allein disqualifiziert keinen Christen. Es ist aber wichtig, sich zu demütigen und die Berührung von Jesus zu suchen. Sonst könnte sich der Kleinglaube plötzlich zu Unglaube und einem verhärteten Herz wandeln.

Bekannter Zweifel ist eine Chance, damit Gott den Glauben stärkt. Und wer weiss: Vielleicht lässt die darauf folgende Berührung von Jesus einen neuen Glaubenshelden entstehen.

Zum Thema:
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Datum: 20.12.2016
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet